Rechtliche Fakten und Emotionen prallen beim Gießbachtobel in Ludwigshafen aufeinander. Auf der einen Seite verstehen die Ehrenamtlichen, die Treppen und Brücken gerichtet haben, die Kritik an der Öffnung des Tors zum Tobelweg nicht. Auf der anderen Seite pocht Anwohner Rolf Wagner auf ein Planfeststellungsverfahren aus dem Jahr 2000 und Gefahren durch den Hang am Weg sowie anderen Problemstellen durch Rutschungen.

Nachdem die ehrenamtliche Helfergruppe Waldeslust um Bernhard Thum die Treppen und Brücken auf dem Tobel-Wanderweg erneuert oder ertüchtigt hat, wurde das Metalltor am Eingang zum 1. Mai planmäßig geöffnet. Die Gemeindeverwaltung hat einen Einspruch gegen diese Öffnung von Rolf Wagner abgewiesen. Er hat inzwischen wiederum Einspruch gegen diese Abweisung eingelegt und Kontakt mit dem Landratsamt aufgenommen. Wagner sieht einen Verstoß gegen den Feststellungsbeschluss aus dem Jahr 2000. Darin sei eine Abschrankung enthalten – daher sagt er, das Tor müsse geschlossen bleiben.

Der Blick von der ersten Brücke steil abwärts zum Bach.
Der Blick von der ersten Brücke steil abwärts zum Bach. | Bild: Löffler, Ramona

Wagner findet, es herrscht Lebensgefahr durch die Hänge

Zwischen dem Beginn des Weges und seinem Haus befindet sich im Gießbach ein großes Sicherheits-Bauwerk mit Stauwehr und Auffangbecken im Bach, das im Falle von Überschwemmungen greifen soll. Er bemängelt mehrere Dinge, so zum Beispiel dass der Hang neben dem Weg abrutschen könnte oder dass es schon Abrutschungen am Hang, auf dem die erste Brücke steht, gegeben habe. „Es besteht Lebensgefahr“, findet Wagner.

Außerdem betont er: „Der Weg ist als Wartungsweg definiert und kein Wanderweg.“ Im Bereich des Sicherheitsbauwerks sei von der Gemeinde in den vergangenen Jahren zu wenig oder nichts gemacht worden. Dort sei alles verwachsen.

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Aus Sicht der Gemeinde darf das Tor auf sein

Bürgermeister Matthias Weckbach erläutert auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Im Planfeststellungsbeschluss zum Gießbachtobel wird der Weg an sich nicht erwähnt. In den zum Planfeststellungsbeschluss gehörenden Plänen hatten wir damals den Zaun zeichnerisch nicht vollständig über den Wartungsweg gezogen, sondern zur westlichen Grenze einen Durchgang gelassen.“

Die Gemeinde habe den damals schon seit Jahrzehnten existierenden Wanderweg in den Plan aufgenommen und die höhenmäßige Anpassung des Fußwegs an den Wartungsweg eingezeichnet. „Damit ist klargestellt, dass der Wanderweg und auch der Zugang von der Straße Bestandteil des Planfeststellungsbeschlusses waren und dessen Bestand rechtmäßig ist“, betont Weckbach.

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Und was sagen die Ehrenamtlichen?

Bernhard Thum schreibt in einer E-Mail an den SÜDKURIER, die Helfergruppe freue sich, dass der Gießbachtobel planmäßig zum 1. Mai geöffnet wurde: „Ein großes Dankeschön gebührt hierbei unserem Bürgermeister Herrn Weckbach, der zeitnah klare Kante gezeigt und die fadenscheinigen Einsprüche eines Anwohners am Eingangsportal zur Schlucht zu Recht widerlegt und zurückgewiesen hat.“ Das stärke die Moral der Truppe ungemein, so Thum weiter.

Er vermute, dass es dem Anwohner auch um eine Störung der Privatsphäre gehe, wenn Wanderer am Gießbachtobel laufen. Die Hunde auf dem Grundstück würden immer bellen, wenn es Geräusche auf dem Weg gebe – erst durch das Gebelle entstehe eine Störung.

Ein Archivbild von den Arbeiten der Helfergruppe vor der Saison: Rolf Siebold, Dieter Oehme und Holger Kaupert (von links) sind Trupp 3. ...
Ein Archivbild von den Arbeiten der Helfergruppe vor der Saison: Rolf Siebold, Dieter Oehme und Holger Kaupert (von links) sind Trupp 3. Sie sichern ein Stück weiter oben den Weg ab. Das Arbeitsmaterial wurde vorher an die einzelnen Station gebracht. | Bild: Bernhard Thum

Kritik: Vor dem Einspruch kam nie ein Wort

Bernhard Thum teilt weiter mit, dass während der Bauphase trotz „zahlreicher Kontaktmöglichkeiten nie ein persönlicher Hinweis des Anwohners auf irgendwelche Sicherheitsmängel kam“. Erst kurz vor der Wiedereröffnung sei der Einspruch gekommen. Thum weist darauf hin, dass es diesen „herrlichen Wanderweg“, wie er ihn nennt, schon immer gegeben habe.

„Bereits unsere Vorfahren nutzten ihn, um auf kürzestem Weg zu Fuß durch die Schlucht auf ihre hochgelegenen Felder und Äcker zu gelangen“, erzählt er. „An der Gesamtsituation und dem Verlauf des Wanderweges hat sich auch zu den Vorjahren nichts geändert, der Weg wurde nur optisch und technisch aufgewertet und weitaus sicherer gestaltet.“ Er verstehe nicht, warum ausgerechnet jetzt Kritik aufkomme.