Beim Begriff ChatGPT denkt man nicht unbedingt an die Arbeit in den Rathäusern. Aber genau dort könne die künstliche Intelligenz (KI) den Mitarbeitern und somit auch den Einwohnern helfen, sagen die Zwillingsbrüder Christoph und Philipp Stolz, die eine Schulung zu dem Thema entwickelt haben. Christoph Stolz ist seit dem vergangenen Juli Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, sein Bruder Philipp arbeitet als Leiter der Stabsstelle Digitalisierung in Schorndorf.
Die Digitalisierung liegt den beiden 31-Jährigen, die in Stockach aufgewachsen sind, sehr am Herzen und sie haben gemeinsam einen Kurs erarbeitet, um Angestellte und Nachwuchskräfte in den Verwaltungen zu schulen. Die Möglichkeiten von ChatGPT steht im Mittelpunkt des Seminars. ChatGPT ist der führende Chatbot, der mittels künstlicher Intelligenz verschiedenste Fragen beantworten und Themen bearbeiten kann. Christoph Stolz nennt als Einsatzbeispiele Hilfe beim Schreiben von Reden im Standesamt oder als Hilfe bei der Erstellung von Gemeinderatsvorlagen.

Wie alles begonnen hat
Aber wie entstand das gemeinsame Seminar und was genau lernt man dort? „Das ist über einen Kontakt aus dem Studium entstanden“, erklärt Christoph Stolz. Die Leiterin der Badischen Verwaltungsakademie habe ihn angefragt, um zu zeigen, was Verwaltungen mit ChatGPT machen könnten.
„Ich konnte mir das gut vorstellen, wusste aber, dass Philipp sich noch besser auskennt als ich“, erklärt er. Beide hätten sich dann ausgetauscht, wie ein solches Seminar aussehen könnte. „Wir haben uns drei, vier Mal zusammengesetzt, um ein Gerüst dafür zu erstellen: Was ist KI und was gibt es an Tools? Wo kann es nützlich sein?“ Ein Ziel dabei sei, die Angst vor den neuen Möglichkeiten zu nehmen. Philipp habe viel dazu beitragen können, wie es datenschutzrechtlich aussehe.
„Die Resonanz war riesig“
Die erste Veranstaltung mit 25 Plätzen im Frühsommer 2023 war schnell ausgebucht. Beide machten den Auftakt gemeinsam, seither gibt Philipp Stolz das Seminar alleine, da sich sein Bruder auf die Aufgabe als Bürgermeister konzentriert. „Die Resonanz war riesig“, ergänzt Philipp Stolz. Er versuche, einmal im Monat eine Veranstaltung anzubieten. „Die Leute haben Lust auf die Veränderung und freuen sich über das hilfreiche Tool.“
Obwohl es um ChatGPT gehe, stehe die digitale Transformation im Vordergrund. In den Verwaltungen herrsche eine Aufbruchsstimmung, sagt er. In Schorndorf gibt es inzwischen auch eine Dienstanweisung zum Umgang mit KI, damit alle Mitarbeiter den Rahmen kennen. Auch Bodman-Ludwigshafen hat so etwas inzwischen. Darin ist unter anderem geregelt, dass keine personenbezogenen Daten bei ChatGPT eingegeben werden dürfen.

Einsatzmöglichkeiten und Nutzen
Und wo nutzen die beiden ChatGPT? Philipp Stolz berichtet, die künstliche Intelligenz könne beim Erstellen von Vorlagen für den Gemeinderat helfen. Wenn er das mache, schreibe er das transparent unter den Text und überprüfe natürlich das Ergebnis. Und Christoph Stolz hat zu seiner Zeit als stellvertretender Hauptamtsleiter in Deizisau ausprobiert, Ratsprotokolle in kurze Meldungen umwandeln zu lassen. „Es geht nicht um Wegrationalisierungen, sondern darum, die Arbeit zu erleichtern“, betont Philipp Stolz. Verwaltungen müssten flexibler und schneller für die Bürger werden.
Im Rathaus von Bodman-Ludwigshafen kommt KI bisher noch kaum zum Einsatz – die Test- und Lernphase beginnt erst. Die Gemeinde habe eine Pro-Lizenz, damit jeder Mitarbeiter sich mit ChatGPT vertraut machen und den Chatbot ausprobieren könne, erklärt Christoph Stolz. Ende Februar will er den Rathausmitarbeitern in der Reihe „Lunch and Learn“ (Mittagessen und Lernen) die Möglichkeiten von ChatGPT näher vorstellen. Er selbst benutze die KI momentan eher selten, habe sich aber davon zum Beispiel schon umfangreiche Gesetzesvorlagen in Kürze zusammenfassen lassen. Wie genau sie künftig im Rathaus zum Einsatz kommt und welche Vorteile das für die Einwohner hat, ist daher noch offen.
Worum es beim Seminar geht und wer mitmacht
Beim Erstellen ihres Seminars brachten beide Brüder jeweils ihre Expertisen aus dem Berufsalltag ein. Große Punkte in der Schulung sind die künstliche Intelligenz und warum Verwaltungen überhaupt digital werden müssen. Es gehe darum, was im Alltag machbar sei, und wo auch Risiken liegen können.
Christoph Stolz beschreibt das Teilnehmerfeld als sehr breit gefächert. Die Leute kämen unter anderem aus den Bereichen Baurecht oder Hauptamt, zudem auch aus Vorzimmern in Rathäusern. „Am Ende braucht es in einer Verwaltung ein, zwei Personen als treibende Kräfte“, erklärt er. Offenheit sei wichtig und dass man die Dinge nicht immer nur so mache, wie sie immer gemacht worden seien.

In Schorndorf hätten auch Einwohner Interesse gezeigt, sodass es auch eine Schulung für sie gegeben habe. Philipp Stolz betont, man müsse die Leute abholen, ihnen zeigen, wie der achtsame Umgang mit der KI gehe.
Für die Zwillingsbrüder ist auch die Vernetzung von Fachkräften untereinander ein Ziel. Kontakte zu Nachwuchskräften seien ebenfalls wichtig. Generell würden sich alle Verwaltungen helfen, wenn es Fragen gebe oder um Dinge zu verbessern. Sein Bruder Christoph betont, dies sei eine der Stärken der kommunalen Familie.
Ein anderes Beispiel für Digitalisierung: Philipp Stolz stellt sich in einem Chef-to-Go-Video potenziellen Bewerbern vor.