Der Wunsch nach Tempo 30 in einigen Bereichen von Eigeltingen erfüllt sich offenbar. Der Gemeinderat hat einen entsprechenden Beschluss gefasst und damit auf Ergebnisse des Lärmaktionsplans reagiert. Die zeigen, dass es an mehreren Stellen zu laut ist. Allerdings läuft das Verfahren zur Geschwindigkeitsreduzierung noch ein paar Wochen. Ab wann genau wirklich die Schilder kommen könnten, ist noch nicht klar.
Eigeltingen hat einen für diese Maßnahmen notwendigen Lärmaktionsplan erstellen lassen. Die zuständige Verkehrsbehörde in Stockach hatte dies empfohlen, damit die verkehrsberuhigenden Maßnahmen wie ein Tempolimit in den Ortsdurchfahrten Eigeltingen und Heudorf umgesetzt werden können. Eigentlich besteht in Eigeltingen keine Pflicht für einen Lärmaktionsplan, da es dort keine Straßen mit mehr als 8200 Fahrzeugen pro Tag gibt. Erst ab dieser Schwelle wäre ein solcher Plan Pflicht, so die Sitzungsvorlage.

Ab wann es gesundheitskritisch wird
Janne Hesse, Projektleiterin Lärmaktionsplan von der Rapp AG, stellte in der jüngsten Sitzung Wirkungsanalysen vor, die seit der Vorstellung des Lärmaktionsplans im vergangenen Jahr gemacht wurden. Sie erklärte auch rechtliche Hintergründe wie die Grenzwerte der Verkehrslärmschutzverordnung. Die unteren Grenzwerte ab 64 Dezibel tagsüber und 55 Dezibel in der Nacht lägen im gesundheitskritischen Bereich und seien besonders zu berücksichtigen. Schon bei zwei Dezibel mehr gebe es eine Pflicht für Maßnahmen und spätestens bei fünf Dezibel mehr überschreite die Lärmbelastung die grundrechtliche Schwelle zur Gesundheitsgefährdung.
Anhand einer Präsentation zeigte sie mehrere betroffene Stellen: die L440 in der Ortsdurchfahrt von Heudorf sowie Abschnitte der Hauptstraße und Friedhofstraße (beide L194) im Kernort. Mit anderen Worten: die drei Straßenachsen von den drei Ortseingängen zur Ortsmitte.
Überschreitungen der Dezibel-Grenzwerte
Janne Hesse hatte auch die Ergebnisse einer Verkehrszählung aus dem April 2022 dabei. In der Hauptstraße West wurden dort innerhalb von 24 Stunden 5899 Autos sowie 336 Lastwagen gezählt. In den anderen Straßen lagen die Zahlen zwischen 1719 und 4950 Autos sowie zwischen 129 und 301 Lastwagen.
Bei den Dezibelwerten gab es Überschreitungen der Höchstgrenzen. „Wir haben überall Betroffenheiten“, so Janne Hesse. Am Ortseingang von Eigeltingen aus Richtung Aach sowie Straßenabschnitten in der Ortsmitte Eigeltingens liegt die Belastung laut ihrer Präsentation bei mehr als 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht. In Heudorf geht es laut den Tabellen bis zu 67 Dezibel am Tag und 57 Dezibel in der Nacht.
Die Projektleiterin hatte auch Zahlen zu den betroffenen Häusern und Einwohner dabei, die nach den drei Dezibel-Stufen gestaffelt sind: Im Hauptbelastungsbereich in der Hauptstraße sind bereits an der untersten Grenze mit 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht sind tagsüber 160 und nachts 182 Personen betroffen.
Die Vorteile und das Konzept
Was Tempo 30 bringen würde, wurde bei den Ergebnissen einer Analyse und Abwägung klar: Verkehrssicherheit, Aufenthaltsqualität und mehr. Das vorgeschlagene Konzept beinhaltete laut Janne Hesse ganztags Tempo 30 auf den drei Straßenachsen von den drei Ortseingängen zur Ortsmitte, einen lärmoptimierten Fahrbahnbelag und Tempodisplays.
Mit einem ganztägigen Tempo 30 solle ein Schilderwald vermieden werden, so Janne Hesse. Fritschi ergänzte: „Wir haben das schon mehrfach behandelt. Jeder weiß, dass auch zu schnell gefahren wird. Ich denke, das ist ein guter Weg.“
Zum Ortseingang aus Richtung Aach kamen allerdings Nachfragen auf. Rätin Katja Hertell (Freie Wähler Vereinigung) erkundigt sich, ab wo genau Tempo 30 gelten soll. Sie sehe da eine Blitzerfalle für die Verkehrsteilnehmer und führte die Situation in Steißlingen als Beispiel an, wo an der Ortseinfahrt erst Tempo 50 und dann plötzlich 30 gelte.
Ewald Halder (CDU) wies zudem auf die Sicherheit der Radfahrer an der dortigen Querung hin. Für die Radfahrer wäre die Temporeduzierung gut. CDU-Rat Thomas Keßler warf ein, dass die Ortstafel ohnehin etwas weiter nach draußen versetzt werden müsste – dies ist laut Fritschi bereits beantragt.
Wie es nun weitergeht
Der Ratsbeschluss fiel einstimmig aus: Alle wollen Tempo 30 und die weiteren Maßnahmen. Hesse erklärte auf eine Rückfrage hin, wann die Schilder kommen, dass zuerst eine vierwöchige Offenlage stattfinden müsse und es anschließend eine verkehrsrechtliche Anordnung der Straßenverkehrsbehörde brauche. Dann könnten Tempo-30-Schilder aufgestellt werden. Welche Kosten das mit sich bringt und wer diese trägt, blieb offen.