Ob als Pressewart, in der Vorstandschaft, als Kampfrichter, Trainer, Betreuer, am Würstle-Grill, am Bierhahn, als Mann fürs Sponsoring oder die Öffentlichkeitsarbeit. All das sind Aufgabenfelder, die Wilfried Schwarz für den RMSV Edelweiß Aach übernimmt. Er verkörpert das Sprichwort: Ein Mann für alles. Vielleicht hat er genau aus diesem Grund beim SÜDKURIER-Vereinswettbewerb „Stiller Star“ die meisten Stimmen erhalten.
Bei all den Aufzählungen – und da ist immer noch nicht alles dabei – muss man sich in Erinnerung rufen, dass der 61-Jährige alles ehrenamtlich macht und, wie er sagt, aus Liebe zu dem Verein. „Es ist wie eine Familie. Ich will, dass der Kunstradsport besser in der Öffentlichkeit präsentiert wird“, sagt Wilfried Schwarz. Das Kunstradfahren ist einfach nicht so bekannt wie zum Beispiel Fußball oder Handball. Die Vereine gibt es seltener und während der Corona-Pandemie hätten einige aufgeben müssen, wie Schwarz berichtet.
Cheftrainerin des RMSV Edelweiß Aach, Katja Gaißer, ergänzt: „Ich glaube das Herzblut für den Sport, welches der Willi mitbringt, treibt ihn an. Die Erfahrungen, die er selber gemacht hat. Die Entwicklung macht es auch. Zu sehen, dass Sportler ab ihrem fünften oder sechsten Lebensjahr hier sind und wo sie jetzt stehen.“
Wilfried Schwarz entpuppt sich als Naturtalent
Bereits 1969, als Wilfried Schwarz noch in der ersten Klasse war, begann seine Zeit beim Kunstradfahren. Über die damaligen Schulkollegen ist er in den Verein gekommen. Nur vier Jahre später, 1973, nahm er schon an seiner ersten deutschen Meisterschaft teil und 1974 gab es die erste Medaille. Bis 1999 war der Mann für alles noch selbst aktiv.
Der Wechsel auf die Seite der Funktionäre erfolgte schließlich durch Paul Gaißer. „Nachwuchs wurde immer gesucht, Kampfrichter zum Beispiel. Paul Gaißer hat mich dann vorgeschlagen“, erzählt der stille Star. Dann sei er auf der Bezirksebene gestartet und arbeitete sich bis zum Bundeskampfrichter hoch, so Schwarz. Das bedeute, dass er auch bei deutschen Meisterschaften als Kampfrichter eingesetzt werden darf.
Danach kam die Öffentlichkeitsarbeit hinzu. Anfangs habe ihn genervt, dass sein Vorgänger diese Arbeit nicht richtig gemacht habe. Deswegen habe er das Amt dann übernommen, erinnert er sich. Danach haben andere Vereine bei ihm angefragt, ob er die Öffentlichkeitsarbeit auch für sie übernehmen könne und dann sei es immer mehr geworden, führt Schwarz aus.
Wilfried Schwarz ist unbezahlbar
Die Leidenschaft, die Wilfried Schwarz für den Verein und das Kunstradfahren an Tag legt, merkt man ihm im Gespräch an. Und es gibt noch einen Anlass zur Freude: 2024 feiert nicht nur der RMSV Aach sein 125-jähriges Jubiläum, sondern auch Schwarz hat Grund zum Feiern. Der Funktionär ist dann bereits seit 55 Jahren Teil des Vereins.
„Auf einen Menschen wie Wilfried Schwarz kann man nur stolz sein“, sagt Petra Wiedenmaier als Vorsitzende des RMSV Edelweiß Aach. „Im Vorstand kann man sich nichts besseres wünschen als diesen Mann. Über die Jahre und durch die langjährige Verbindung zu dem Verein sind das nicht nur Kollegen, sondern Freunde“, erklärt Wiedenmaier.
Katja Gaißer hält Schwarz für „unbezahlbar“. Sie seien ein eingespieltes Team und das sei für sie eine unglaubliche Hilfe, wenn so jemand immer dabei sei, erzählt die Cheftrainerin. Der stille Star begleite das Team auch immer, wenn er nicht als Kampfrichter unterwegs ist, und lässt das Team vor Ort dann seine konzentrierte Arbeit erledigen, erzählt die Trainerin. „Sobald es aber etwas zu tun gibt, reicht ein Blickkontakt und er steht bereit und weiß, was zu tun ist“, sagt sie. Gaißer ergänzt noch: „Es geht nicht nur um den Sport. Er ist sich für nichts zu schade.“
Aufhören? Laut Cheftrainerin verboten
Und genau aus diesem Grund darf Schwarz den Verein nicht verlassen. „Kürzer treten funktioniert nicht, da darf er gar nicht mitsprechen. Mit 61 Jahren hat er noch ein paar Jahre im Job und danach hat er ja noch mehr Zeit“, erzählt Gaißer mit einem Schmunzeln. Sie könne sich nicht vorstellen, dass er viel kürzer treten wird. Danach schmunzelte sie wieder: „Erst muss er einen guten Nachfolger liefern. Aufhören ist verboten.“ Und Wiedenmaier fügt hinzu: „Ich kann mir ein Leben ohne Wilfried Schwarz im Verein nicht vorstellen und ich kenne es auch nicht anders.“
Zum Glück denkt Wilfried Schwarz nicht ans Aufhören: „Im Moment ist noch kein Ende absehbar. Man weiß aber nie, es kann sich immer alles ändern. Solange man gesundheitlich fit ist, wird man es weiter machen.“