Was für ein Steak darf es sein? Eines aus Südamerika oder doch lieber aus der Region? Ob beim Metzger des Vertrauens oder im Steakrestaurant, die Frage ist für viele Liebhaber unausweichlich. Doch woher kommt das geliebte Stück Rindfleisch und welche Unterschiede gibt es in der Tierhaltung zwischen den regionalen Produkten und dem hochgepriesenen Grillgut aus Übersee? Antworten bekommen wir beim Besuch auf Jan Mayers Milch- und Zuchtvieh Betrieb auf dem Engener Hühnerbrunnhof.
Bereits bei einem Rundgang auf dem weitläufigen Hof von Jan Mayer wird deutlich, dass das Tierwohl hier eine sehr hohe Priorität genießt. In riesigen lichtdurchfluteten Laufställen finden sich die Rinder sowie Milchkühe und deren Nachwuchs in einer tiergerechten Atmosphäre wieder.
Auf das Futter kommt es an
Auch das Futter für die Tiere stellt der Landwirt fast ausschließlich selbst her, dank seiner Gras-Mais-Mischung finden die jungen Kühe und Rinder ordentlich zu kräften. Mayer führt auf seinem Hof einen gemischten Betrieb. Neben der klassischen Kuh und dem dementsprechenden Milchverkauf lebt der Landwirt auch von seiner Viehzucht und seinem selektierten Fleischverkauf an lokale Metzgereien. „Wir profitieren hier von einem sehr hohen genetischen Potenzial auf dem Hof“, sagt Mayer. Was bedeutet, dass der Nachwuchs zweier Tiere mit hoher Wahrscheinlichkeit die Milchproduktion, Fleischqualität oder die Fruchtbarkeit der Eltern vererbt bekommt.
Sein gezüchtetes Vieh wandert dann meist zur weiteren Aufzucht und Mästung auf den Hilzinger Berghof der Familie Bucher. Manchmal würden auch ausgewachsene Rinder direkt an die Metzgereien weitergegeben werden. „Ich rufe dann bei der Metzgerei Engler an und frage, ob dort Rindfleisch gebraucht wird. Die nehmen unsere teils ausgewachsenen Rinder gerne an und verkaufen davon dann meistens das Fersenfleisch“, erklärt der Engener Landwirt.

Fleisch aus der Region – oder doch nicht?
Das Tier, beziehungsweise das Fleisch, kommt und bleibt also vorwiegend im Hegau. Ein wahres Merkmal für Regionalität gäbe es da nicht die Schlachtungsproblematik. „Für mich scheiterte die Regionalität leider am Schlachtweg“, gibt Mayer zu verstehen. Denn das Schlachten von Tieren sei in der Region schon lange nicht mehr möglich. „Wir müssen die Tiere erst mit dem Transporter nach Ulm schicken, ehe sie geschlachtet wieder zurückkommen“, so der 44-Jährige. Wege, die sich auch im Preis widerspiegeln würden. Denn dieser wird durch den Transport und Rücktransport teurer.

Die Konkurrenz liegt über dem großen Teich
Doch genau auf jene Preise sind besonders wichtig, denn laut Mayer bekommen die Großhändler Rindfleisch aus (Süd)-Amerika attraktiver angeboten als die regionalen Produkte. Das liege zwar nicht nur an der Schlachtungsthematik, sondern auch an den immensen Haltungsunterschieden und den zu erfüllenden Auflagen, welche gewisse Mehrkosten verursachen, klärt Mayer auf. Zur Wahrheit gehöre für den Landwirt nämlich auch, dass das Klischee von weidenden Rindern in freier Natur sehr oft nicht der Realität entspreche.
Vielmehr seien in Übersee ganz oft, nicht messbare Regularien, wie das Tierwohl und deren Haltung missachtet worden. „Für mich sind das einfach große moralische Unterschiede“, sagt Mayer. „Mich ärgert das auch, wenn ich auf einer Speisekarte ständig Rindfleisch aus Südamerika oder Neuseeland angeboten bekomme, schließlich hat Deutschland auch sehr gutes Fleisch“, verdeutlicht der 44-jährige Engener weiter.
Deutschland hat hervorragendes Fleisch
Dabei möchte Mayer nicht den guten Geschmack des Fleisches etwa aus Südamerika schmälern, für ihn werde durch die Preisbildung und das vermehrte Angebot von Übersee-Fleisch, Regionalität leider zum Nischenprodukt. Das Lieblingsrinderstück des Engener Landwirten bleibt von den weltweiten Angeboten jedoch unbeeindruckt. „Über ein gutes Rumpsteak aus der Region geht nichts“, sagt Mayer.