Einladend wirkt das Roth-Areal an der Aach nicht gerade: Die alten, heruntergekommenen Gebäude und das zugewucherte Gelände zogen bisher nur Schaulustige und Jugendliche an, die sich für solche vergessenen Orte begeistern. „Abreißen, des alte Klump“, schildert Bürgermeister Manfred Ossola die Stimmung vieler Aacher Einwohner. Doch Bürgermeister und Gemeinderat haben gemeinsam mit den Projektentwicklern eine Vision: Das Roth-Areal soll, wie die neue Ortsmitte, eine Perle in der Perlenkette an der Aach werden und für Einwohner und Gäste ein Ort werden, an dem sie sich gern aufhalten.
Diese Perle auf dem Roth-Areal besteht aus dem Denkmal-geschützten Ensemble aus Mühlenhaus, Säge, Remise und Kreuzgarten. Die Stadt habe das Gelände bereits mit Sanierungsmitteln erworben und diese Förderung gibt es auch für die Sanierung der Gebäude an der Aach. Das Ensemble solle so erhalten bleiben und die Säge ein öffentliches Gebäude werden, wie nun bei einem Pressetermin vor Ort deutlich wurde. In dem öffentlichen Gebäude wären Ausstellungsräume, ein Jugendraum oder auch ein Café denkbar.
Zu den historischen Gebäuden sollen sechs Doppelhaushälften und zwei Vierfamilienhäuser auf das 8000 Quadratmeter große Areal gebaut werden. Für das Projekt haben Wagner und Schmäh kreative Ideen für das Wohnen direkt an der Aach gefunden. So sollen beispielsweise Wohnungen, die keinen Balkon oder Terrasse haben, ein Stück Garten auf dem Gelände bekommen.

Nach der Umgestaltung soll das Areal für die Öffentlichkeit über einen Fußweg Richtung Netto und ins Baugebiet zugänglich bleiben. Das Grundstück ist Teil des Sanierungsgebiets, das von Bund und Land mit 60 Prozent gefördert wird und dessen Förderung 2024 ausläuft. 950.000 Euro sind vorgesehen, wobei sich die Stadt mit 400.000 Euro an den Kosten beteiligt. „Wir bekommen nach der Sanierung ein komplett gestaltetes Areal zurück, das für Bürger und Gäste gleichermaßen attraktiv sein soll“, sagt Ossola. Die Stadt könne sich glücklich schätzen, einen Projektentwickler gefunden zu haben, der nicht abreißt, sondern erhält und aufwertet.
Die Freude über den Beginn der Arbeiten auf dem Areal ist dem Bürgermeister ebenso anzumerken wie dem Projektentwickler Sebastian Schmäh von der Firma Holzbau Schmäh und Architektin Corinna Wagner. „Wir haben ein beeindruckendes Team beieinander und es ist ein tolles Miteinander“, sagte Schmäh. Der Investor und die Architektin haben für die Entwicklung des Geländes die Gesellschaft Mühlenareal Aach GmbH gegründet.
Nachdem der Bauhof der Stadt das Gebäude besenrein übergeben hat, kann es jetzt mit den Arbeiten am Mühlenhaus losgehen. „Von außen sieht man bisher nicht viel, aber wir sind schon recht weit in der Planung und ich sehe schon vor mir, wie es später aussehen wird“, berichtet die Architektin. In dem Haus sollen sechs Wohneinheiten entstehen und über die Hälfte davon seien schon verkauft, berichtet Projektmanagerin Irmgard Möhrle-Schmäh.
Bald kommt das erste Baugerüst
Nach der Schadenskartierung könne man jetzt in den Baubetrieb einsteigen, erklärte Sebastian Schmäh. In drei bis vier Wochen werde das Mühlenhaus eingerüstet. Er rechnet mit einer Bauzeit von einem bis eineinhalb Jahren. Das alles geschehe in Absprache mit dem Denkmalschutz, dem Restaurator Jürgen Schulz-Lorch und auch mit dem Naturschutz. Außengelände und der Baumbestand sollen erhalten bleiben. Die Projektpartner wollen regenerative Energien einsetzen und denken über die Einsatz von Flusswärme nach.

Bereichernd sei die Zusammenarbeit mit angehenden Architekten der Konstanzer Fachhochschule, die ihre Ideen einbringen und den Umgang mit Denkmal-geschützten Gebäuden lernen, berichtet Architektin Corinna Wagner. Es sei wichtig, Studium und Handwerk zu verbinden, erklärte Holzbauer Schmäh, und es gebe immer wieder junge Leute, die nach dem Studium noch ein Handwerk erlernen. Nach dem Mühlenhaus soll das Ökonomiegebäude in Angriff genommen werden.