Gleich drei Generationen von Engener Bürgermeistern saßen am Freitagabend zum Neujahrsempfang in der Stadthalle. Während die ehemaligen Stadtoberhäupter Manfred Sailer und Johannes Moser die Veranstaltung im Publikum verfolgten, war es für Frank Harsch der erste große Auftritt in der Öffentlichkeit seit seiner Wahl im Oktober. Dabei durfte er auch drei engagierte Engener Bürger ehren. Gerhard Bauer, Landrat aus Schwäbisch Hall, übernahm die Rolle als Gastredner.

Viele Investitionen stehen an

Als Engener Neubürger warf Frank Harsch einen Blick auf die Stadt mit all ihren Vorzügen. Als neuer Bürgermeister gab er einen Ausblick auf die größten und wichtigsten Projekte in diesem Jahr: Die Fertigstellung der Sanierung der Welschinger Grundschule, Sanierungen im Erlebnisbad, Hochwasserschutzmaßnahmen sowie den Ausbau der Kinderbetreeungsplätze. ‚Die Sanierung des Hegaustadions ist unausweichlich‘, machte er obendrein deutlich.

Er betonte, dass viele Projekte anstehen und sich „die finanziellen Möglichkeiten definitiv spürbar verengen werden“, auch wenn die Jahresabschlüsse zuletzt mit Überschüssen daherkommen.

Es war der erste Neujahrsempfang für den neuen Engener Bürgermeister Frank Harsch.
Es war der erste Neujahrsempfang für den neuen Engener Bürgermeister Frank Harsch. | Bild: Kerle, Helene

Im Mittelpunkt seiner Ansprache stand jedoch eine Einordnung der aktuellen politischen Situation in Deutschland. Harsch nahm die aktuellen Bauernproteste als Aufhänger und gab zu verstehen: „Ein sehr großer Teil unserer Gesellschaft kann mit der Zielbildung unserer Bundesregierung nicht mehr mitgehen“, so Harsch. „Viele Bürgerinnen und Bürger haben mit der Regierung komplett gebrochen“, spitzte er weiter zu.

Grund seien unzählige politisch, handwerkliche Fehler. Er kritisierte, dass heute Herausforderungen nicht angegangen oder einer ideologischen Dogmatik unterworfen würden. Das gehe an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei.

Überzeugtes Plädoyer für die Demokratie

Dann holte Harsch zum großen „Aber“ aus und hielt ein überzeugtes Plädoyer für die Demokratie und gegen Populismus. „Mag sein, dass der Karren zunehmend an die Wand gefahren wird – jetzt aber zu meinen, eine radikale und populistische Lösung wäre der Ausweg, der irrt sich“, so Harsch. Jetzt müssten Demokraten zusammenhalten und Probleme „ohne Denkverbote“ angesprochen und angepackt werden, ist er überzeugt. Hirngespinste, Ideologien und irrwitzige Träumereien müssten dagegen „schnellstens zurück in die Klamottenkiste gelegt werden“, forderte Frank Harsch eindringlich.

Vor Ort in Engen könne mehr bewegt werden, als man denke, so Harsch und führte Vereine, Ehrenamt und Helfer auf. „Bitte lassen Sie uns zusammenbleiben in der Zeit, die vor uns steht“, appellierte er an seine Bürger.

Die Bürgerehrung

Bürgermeister Frank Harsch (links) mit den frisch geehrten Bürgern, Ingrid Egner (von links), Klaus Hertenstein und Hans Meßmer sowie ...
Bürgermeister Frank Harsch (links) mit den frisch geehrten Bürgern, Ingrid Egner (von links), Klaus Hertenstein und Hans Meßmer sowie Gatsredner Gerhard Bauer (Mitte). | Bild: Kerle, Helene

„Wir tun gut daran, optimistisch zu bleiben“

Für Optimismus warb Gastredner Gerhard Bauer. Er ist Verbandsvorsitzender des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg und außerdem Landrat im Kreis Schwäbisch Hall. Zu dem gehört auch Braunsbach, wo Frank Harsch in den vergangenen 19 Jahren Bürgermeister war.

Als Gastredner beim Neujahrsempfang trug sich Gerhard Bauer, Landrat von Schwäbisch Hall, anschließend ins Buch der Stadt ein.
Als Gastredner beim Neujahrsempfang trug sich Gerhard Bauer, Landrat von Schwäbisch Hall, anschließend ins Buch der Stadt ein. | Bild: Kerle, Helene

„Das Ehrenamt ist unglaublich wichtig und hält unsere Gesellschaft zusammen“ und könne Mut machen, sagte Bauer mit Blick auf die drei Geehrten Klaus Hertenstein, Ingrid Eger und Hans Meßmer an diesem Abend. Mut brauche es angesichts der derzeitigen Herausforderungen auch, so Bauer. Die Kommunen würden als äußerst leistungsstark und flexibel angesehen, müssten aber auch viel stemmen. Unter anderem zählte er steigende Kreisumlagen, die Unterbringung von Geflüchteten, den Fachkräftemangel und die Sozialausgaben auf. Um diese Aufgaben zu meistern, sei der Abbau von Bürokratie dringend nötig.

Den schweren Themen verlieh Gerhard Bauer mit einer guten Portion Humor die nötige Leichtigkeit für einen Neujahrsempfang und erntete damit viel Applaus in der Engener Stadthalle.

Das Schlusswort hatte auch in diesem Jahr der stellvertretende Bürgermeister Bernhard Maier. Er betonte noch einmal das außerordentliche ...
Das Schlusswort hatte auch in diesem Jahr der stellvertretende Bürgermeister Bernhard Maier. Er betonte noch einmal das außerordentliche Engagement der Geehrten. | Bild: Kerle, Helene

Den rhetorischen Abschluss übernahm wie gewohnt Bürgermeisterstellvertreter Bernhard Maier. Er nutzte die Gelegenheit, den Geehrten zu danken und die Besucher zum anschließenden Stehempfang einzuladen.