Viel Wald, unberührte Natur und weite Flächen: Auf den Gemarkungen der Städte Engen und Tengen gibt es mit die größten Forstflächen im Landkreis Konstanz. Und dies liegen teils abgelegen, weit weg von den Städten und Dörfern samt Anschlüssen und Speichern, die Löschwasser liefern.
Aus diesem Grund beschäftigen sich die Feuerwehren beider Städte aktuell besonders intensiv mit der akuten Waldbrandgefahr. Denn die Hitzewelle ebbt nicht ab. Laut Wetterprognosen soll es weiterhin Temperaturen mit teils deutlich über 30 Grad geben. Ein Ende der Trockenheit ist derzeit nicht in Sicht. Das versetzt die Feuerwehren in Alarmbereitschaft.
Landwirte können mit großen Güllefässern helfen
In Tengen können zwei Landwirte in die Bresche springen. „Sie haben Güllefässer, die 18.000 Liter Wasser aufnehmen können“, berichtet Wolfgang Veit, der 20 Jahre lang als Kommandant und zehn Jahre zuvor als Vize der Tengener Feuerwehr fungierte. Nun hat ihn sein Sohn Uwe abgelöst. Die Stadt Tengen habe mit den Landwirten einen Vertrag geschlossen, damit sie schnell bei Wald- oder Flächenbränden die Feuerwehr unterstützen können, so Veit.

„Unsere wasserführende Fahrzeuge haben bei weitem nicht die Kapazität der Güllefässer der beiden Bauern“, schildert er. Die Distanz zu den Wasserspeichern sei aber nicht zu groß, so dass auch über diese Löschwasser zur Verfügung stünde, sollte es zu Bränden in der Natur kommen. „Bisher blieben Tengen und die Stadtteile von großen Bränden von Wäldern oder Freiflächen verschont. Die Gefahr wird aber durch die langen Hitze- und Trockenperioden immer höher“, so Veit.

Große Übung über Landkreis-Grenzen hinweg
Vor knapp zehn Jahren habe es schon eine große Waldbrandübung oberhalb des Tengener Berghofes gegeben. „Daran hatten Feuerwehren mit wasserführenden Fahrzeugen aus dem gesamten Landkreis Konstanz und darüber hinaus teilgenommen. Auch aus Geisingen und Blumberg, die zu Nachbarkreisen gehören“, verrät der langjährige Kommandant. Die Leitung der Tengener Feuerwehr habe sich am Montagabend getroffen, um die derzeitig brenzlige Lage in Sachen Waldbandgefahr zu besprechen.
„Die Führungskräfte haben ausgelotet, wie sich die Feuerwehr bestens auf mögliche Wald- oder Freiflächenbrände vorbereiten kann“, sagt Uwe Veit, seit dem vergangenen Jahr Kommandant der Tengener Feuerwehr als Nachfolger seines Vaters. „Wir stellen die Brandbekämpfung auf drei Säulen auf“, erklärt er.
Dazu gehöre die Sicherstellung der eigenen Wasserversorgung, wie über die öffentlichen Wasserspeicher. Die großen Behälter der beiden Landwirte, die auch in der Tengener Feuerwehr tätig seien, könnten zügig insgesamt um die 80.000 Liter Wasser liefern. Zudem stünden auch die Wehren im schweizerischen Thayngen und in den Nachbargemeinden Blumberg und Geisingen mit ihren wasserführenden Fahrzeugen zur nötigen Hilfe bereit“, betont der 40-Jährige.
Engener Abteilungen proben Bekämpfung von Waldbränden
Auch in der Nachbarstadt Engen ist das Thema längst angekommen. „Die Gefahr von Vegetationsbränden ist extrem hoch“, erklärt Markus Fischer, Kommandant der Engener Feuerwehr. „Einzelne Abteilungen üben derzeit verstärkt Einsätze bei drohenden Wald- oder Freiflächenbränden“, so Fischer.
Auch in Engen und den Stadtteilen gebe es eine Zusammenarbeit mit Landwirten. „Sie können vor allem durch ihre großen Wasserbehälter helfen, wenn es im abgelegenen Terrain zu einem Brand kommen sollte“, sagt der Kommandant. Teils müssten große Distanzen überwunden werden. „Um eine Verbindung zu den Wasserspeichern zu schaffen, setzen wir auch Faltbehälter in Form eines großen Planschbeckens ein. Sie können bis zu 5000 Liter fassen“, schildert Fischer.

Ein unheimliches Erlebnis in der aktuellen Hitzewelle hatte auch Hubertus Both. Er sitzt für die Freien Wähler im Singener Gemeinderat und berichtete in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses von einer Beobachtung, die er am Samstag gemacht habe. In der Abenddämmerung sei er am Fuß der Hohentwiel spazieren gegangen und habe an der Grillstelle beim Bolzplatz bei den Gleisen ein großes Glutnest vorgefunden. Und: Niemand sei mehr dort gewesen, der sich um das Feuer hätte kümmern können. Auch die Stämme, auf denen man um das Feuer herumsitzen könne, seien schon leicht angekokelt gewesen, so Both in der Sitzung. Der Abstand zum Waldrand sei an dieser Stelle sehr gering, was bei Both die Sorgenfalten auf die Stirn trieb.
Unverständnis über unvorsichtiges Handeln
Am Ende habe er selbst Wasser geholt, um die Glut zu löschen, berichtet Both auf Anfrage. Und er zeigt deutliches Unverständnis für alle, die so unvorsichtig sind: „Man muss ein Feuer doch auf jeden Fall löschen, bevor man die Grillstelle verlässt.“ Und wenn kein Wasser zur Hand ist, müsse man eben Erde darauf schaufeln. Und überhaupt: Bei solcher Trockenheit mache man nur wenige Meter vom Wald entfernt kein Feuer. Auch an anderen Stellen fehlt es ihm am Bewusstsein für die Gefahr, etwa wenn Menschen ihre warm gefahrenen Autos bei großer Hitze auf einer Wiese abstellen. Bei dem Glutherd vom Samstagabend ist er überzeugt: „Das hätte blöd ausgehen können.“
Die Gefahr sah offenbar auch Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler. Der Kommunale Ordnungsdienst solle diese Stelle öfter kontrollieren, sagte er in Richtung Torsten Kalb, Fachbereichsleiter für Jugend, Soziales und Ordnung bei der Stadtverwaltung. Und Häusler verwies in der Sitzung auf die Verordnung des Landkreises, wonach Feuer- und Grillstellen im Wald ab sofort nicht mehr genutzt werden dürfen.