Wenn man an Heiligabend aus der Christmette kommt und feststellt, dass es in der Wohnung brennt, dürfte das der ultimative Schock sein. So ging es einer Frau und ihrer erwachsenen Tochter bei dem Zimmerbrand am zurückliegenden Heiligabend in der Engener Altstadt, wie Bürgermeister Johannes Moser erklärt: „Sie kamen aus der Mitternachtsmesse und haben die Feuerwehr bei sich gesehen.“ Die beiden Frauen hätten nun alles verloren und stünden vor dem Nichts, so Moser.

Bei dem Brand konnte die Engener Feuerwehr Schlimmeres verhindern, doch die Wohnung der beiden Frauen ist vorerst unbewohnbar. „Das ist ein hartes Schicksal“, so Moser. Auch finanziell werde nun eine große Herausforderung auf die Bewohnerinnen zukommen, die erst vor Kurzem in die Wohnung eingezogen seien. Er werde daher sehen, ob eine Kirchengemeinde oder ein Verein eine Spendenaktion starten könne, versprach Moser.

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Die weltliche Gemeinde wäre mit dieser Aufgabe überfordert, so der Bürgermeister. Das müsse eine Einrichtung machen, die das gut könne. Für die Nacht zum ersten Weihnachtstag habe er mitten in der Nacht die Unterbringung in einem Hotel organisiert, Polizisten hätten die Betroffenen dort abgesetzt. Danach seien die beiden Frauen bei guten Freunden untergekommen. Nach seiner Einschätzung haben die beiden den ersten Schock inzwischen überwunden.

Brand an Weihnachten besonders tragisch

„Über die Feiertage ist ein Brand noch einmal extra schlimm“, sagt auch Benjamin Bach, Kommandant der Abteilung Engen der Engener Feuerwehr. Seine Abteilung ist am späten Heiligabend ausgerückt, um den Zimmerbrand in der Altstadt zu bekämpfen. Hätte das für die gesamte Altstadt mit ihren eng aneinander gebauten Häusern gefährlich werden können? Für den konkreten Fall sei das schwer zu sagen, sagt Bach nach den Weihnachtstagen.

Es habe mehrere glückliche Umstände gegeben, die dazu beigetragen hätten, dass sich das Feuer nicht allzu stark habe ausbreiten können. Fenster und Türen in dem alten Gebäude seien neu gewesen und hätten gehalten, so Bach: „So konnte sich das Feuer wegen Sauerstoffmangels weniger stark ausbreiten.“ Die Nachbarn, die eine Tür geöffnet haben, um nach Menschen zu schauen, die möglicherweise noch in der Wohnung sein könnten, hätten diese Tür wieder geschlossen. Auch das verringerte die Sauerstoffzufuhr.

Ein Blick auf den Zimmerbrand in der Engener Altstadt. Atemschutzträger haben das Feuer gelöscht.
Ein Blick auf den Zimmerbrand in der Engener Altstadt. Atemschutzträger haben das Feuer gelöscht. | Bild: Benjamin Bach/FFW Engen

Insoweit hatten die Bewohner des Hauses in gewisser Weise Glück im Unglück. „Es ist nur diese eine Wohnung unbewohnbar geworden“, sagt der Abteilungskommandant. Das Treppenhaus sei begehbar und in den anderen Wohnungen im Haus könnten die Menschen weiter wohnen bleiben. Auch eine Arztpraxis im Erdgeschoss des Gebäudes sei weiter benutzbar. Bürgermeister Moser hebt hervor, dass die Nachbarn rasch die Feuerwehr gerufen hätten: „Da kann es auf Minuten ankommen.“ Und er lobt die Feuerwehr, die Schlimmeres verhindert habe.

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Für die Feuerwehrleute laufe im Wesentlichen die eingeübte Routine ab, auch wenn ein Einsatz an einem emotional besetzten Tag wie Heiligabend stattfindet, sagt Benjamin Bach. Die Gedanken über die zusätzliche Tragik eines solchen Ereignisses ausgerechnet an den Feiertagen kämen erst danach.

Mit dem Einsatz an Heiligabend hatte die Engener Feuerwehr zwei Wohnungsbrände in relativ kurzer Zeit zu löschen. Aufs ganze Jahr gesehen, liege diese Zahl aber im Durchschnitt, sagt Bach: „Es ist nicht so, dass die Zahl unserer Einsätze durch brennende Weihnachtsbäume oder Adventskränze gestiegen wäre.“ Zumal im Fall des Brandes an Heiligabend die Brandursache noch gar nicht klar ist. Die Polizei hat jedenfalls noch keine offiziellen Informationen dazu, wie Nicole Minge, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, auf Anfrage erklärt.

Kurz vor Weihnachten ist dieses Einfamilienhaus samt Anbau in der Singener Nordstadt abgebrannt, hier ein Bild vom Tag nach dem Feuer. ...
Kurz vor Weihnachten ist dieses Einfamilienhaus samt Anbau in der Singener Nordstadt abgebrannt, hier ein Bild vom Tag nach dem Feuer. Eine Spendenaktion, die eine Nichte der Bewohner ins Leben gerufen hat, hat riesige Solidarität hervorgerufen, die angepeilte Summe wurde mehrfach übertroffen. | Bild: Freißmann, Stephan

Große Solidarität mit Betroffenen in Singen

Mit ihrem Schicksal stehen die beiden Frauen aus der Engener Altstadt nicht allein da. Am Montag vor Weihnachten ist in der Pomeziastraße in der Singener Nordstadt ein Einfamilienhaus samt Anbau komplett ausgebrannt. Drei Bewohner der Gebäude haben ihr Zuhause verloren. In diesem Fall hat laut den Informationen auf der Spendenplattform eine Nichte des Ehepaares aus dem Einfamilienhaus rasch eine Spendenaktion auf die Beine gestellt. Und die Solidarität ist riesig: Das Ziel von 5000 Euro Spendengeldern war bereits nach kurzer Zeit erreicht. Mittlerweile sind mehr als 32.000 Euro zusammengekommen (Stand 28. Dezember), wobei die größte Einzelspende laut der Plattform 800 Euro betragen hat.

Auch ein Freund der Familie hat auf derselben Plattform eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um den Bewohnern des ausgebrannten Hauses zu helfen. Mehr als 700 Euro sind auf diesem Weg zusammengekommen (Stand 28. Dezember).

Wie das Feuer entstanden ist, ist auch in diesem Fall noch unklar. Das Gutachten des Brandsachverständigen dazu erwartet die Polizei in der nächsten Woche, so Pressesprecherin Minge. Offizielle Informationen zur Brandursache gibt es daher noch nicht.