Geht es dem zweiten Wahrzeichen von Horn – neben der Kirche hoch droben – an den Kragen? Diese Frage bewegt die Gemüter in Gaienhofen. Bei der Gemeinde ist ein Bauantrag eingegangen, der einen Teilabriss und einen Neubau auf der Seeseite vorsieht. Die Beratung im Gemeinderat ist aber nach dem Andrang aus der Bürgerschaft vertagt worden.

Die Behörden waren beteiligt

Eigentlich war schon im ersten Satz beim dazugehörigen Tagesordnungspunkt im Gemeinderat Gaienhofen das Fiasko um die Beratung des Bauantrags über den Abbruch, Um- und Neubau des Hotels Schlössli in Horn vorgezeichnet. Denn dort hieß es: „Aufgrund der Komplexität und des Volumens des Vorhabens wurde dieses bereits im Vorhinein dem Denkmalschutz, den tangierenden Behörden sowie dem Gemeinderat vorgestellt und abgestimmt.“

Die Bürger blieben außen vor

Wer in dieser Auflistung jedoch fehlte, waren die Bürger von Gaienhofen. Diese standen plötzlich zahlreich vor dem Sitzungssaal und begehrten Einlass zur Beratung. Als sich die Türe zum Saal öffnete und über 40 Bürger einströmten, dauerte es weniger als 60 Sekunden, bis sich Bürgermeister Uwe Eisch im Beisein der Gemeinderäte bei allen anwesenden Bürgern entschuldigte: Der Bauantrag zum Hotel Schlössli werde vertagt, so der Bürgermeister. Und im Januar soll es zum Projekt eine Beteiligung der Bürger geben, gab Uwe Eisch bekannt.

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Laut Bauantrag ist geplant, dass ein Teil des ehemaligen Hotels Schlössli – eine nicht denkmalgeschützte Erweiterung aus den 1960er Jahren – abgerissen werden soll, um die Symmetrie des Gebäudes rund um den Turm wiederherzustellen, wie es im Bauantrag heißt. Ebenso soll die Veranda zur Seeseite abgebrochen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt werden. In dem ursprünglichen Gebäude soll der Gastronomie-Betrieb erhalten bleiben, der mit einem Wintergarten auf der Seeterrasse ausgeweitet werden soll. Im Nordosten des Restkörpers soll zudem ein dreimal größerer Erweiterungsbau mit einer Hotelnutzung und einem Spa-Bereich (Gesundheitsbereich) entstehen. In den drei neuen Obergeschossen des Neubaus sollen für den Hotelbetrieb 24 Appartements mit jeweils durchschnittlichen Flächen von 50 Quadratmetern sowie weitere Zimmer entstehen.

Abbruch und viele, viele Befreiungen

Damit der Abbruch, Um- und Neubau am Horner Seeufer überhaupt realisiert werden kann, hätten die Gemeinderäte laut Baurecht über fünf Befreiungen abstimmen müssen. Und zwar über die Befreiungen von den Festsetzungen der überbaubaren Grundstücksfläche sowie der Überschreitung der Grundflächenzahl (hier um 50 Prozent) und der Geschossflächenzahl (hier um 63 Prozent) sowie von der festgesetzten Dachform und der maximalen Gebäudelänge, -breite und –tiefe wie auch von der Festsetzung der Verkehrsfläche. Laut Baugesetz wären diese Befreiungen vom Bebauungsplan möglich, sofern die Abweichungen städtebaulich vertretbar seien und dieses Bauvorhaben unter der Würdigung der nachbarschaftlichen Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar sei, hieß es in der Tischvorlage.

Parallel zu der Veröffentlichung der Tagesordnung und Beschlussfassung auf der gemeindeeigenen Internetseite lancierten Bürger der Höri eine offene Petition gegen den Neubau und Umbau des Hotels Schlössli in Horn. Bis zum Zeitpunkt der Sitzung sammelten sie 251 Unterschriften für ein Nein zum Bauprojekt. Aktuell findet die Petition 366 Unterstützer.

Hotel als Platzhalter für Luxuswohnungen?

Die Unterzeichner befürchten eine komplette Änderung des landschaftlichen Erscheinungsbilds von Horn – sowohl von der Landseite als auch von der Seeseite her. Zudem würde dann das seit Jahrhunderten vorhandene Wahrzeichen von Horn untergehen. Es würde mit dem angefügten Neubau an Wirkung und Präsenz verlieren, heißt es auf der Plattform OpenPetition.de zu diesem Bauantrag. Es stelle sich zudem die Frage, wie lange dieser Neubau ein Hotel bleiben soll und ab wann daraus Luxuswohnungen werden würden, so die Befürchtung der Verfasser dieser Petition.