Nach 24 Jahren im Amt wurde Bürgermeister Uwe Eisch in der Höri-Halle offiziell verabschiedet. „Eine Ära geht zu Ende“, fasste Bürgermeister-Stellvertreter Klaus Sturm die Amtszeit von Uwe Eisch unter dem Beisein von über 250 Bürgern und Gästen der Politik zusammen.

Weggefährten, Ausbilder, ehemalige und aktive Amtskollegen wie die Verwaltung verabschiedeten Eisch bei der zweieinhalb Stunden andauernden Feier mit sehr persönlich gehaltenen Reden in den Ruhestand als Bürgermeister a.D.
Erster Kontakt zu Kommunalpolitik war 1993
Am 27. November 1992 kreuzten sich erstmals die Wege von Uwe Eisch und dem Hilzinger Bürgermeister a.D., Franz Moser. „Ein zackiger Bursche“, so sein erster Eindruck. „Es war fast Liebe auf den ersten Blick“, spaßte Franz Moser mit Blick auf beide anwesenden Ehefrauen. 1993 habe Eisch bei einem Neujahrsempfang Blut an der Kommunalpolitik geleckt, rekonstruierte Moser Eischs Weg in die Politik.

Doch wenn er in der Politik anfangen wolle, so müsse Eisch von ganz unten einsteigen, empfahl ihm Moser. Der Hauptmann Eisch mit Qualifikation zum Major habe sich kurz vor dessen Beförderung für ein Studium an der Verwaltungshochschule und für eine praktische Ausbildung in Hilzingen entschieden. Vom Hauptmann zum Student bis zum persönlichen Referent, zeichnete Moser den Aufbruch in die Kommunalpolitik nach.
Referent von Frank Hämmerle
Dann wurde Eisch Referent für Landrat Frank Hämmerle. Zu dritt hätten sie im Staatsanzeiger nach einer Bürgermeisterstelle Ausschau gehalten. Uwe Eisch habe sich für eine Gemeinde entschieden, die – so Moser – „nicht ganz einfach vom Handling ist“. Angefangen von der geografischen Lage bis hin zur sozioökonomischen Struktur. Damit meinte Moser die Gemeinde Gaienhofen.

Am 29. November 1998 wurde Uwe Eisch im zweiten Wahlgang zum Bürgermeister von Gaienhofen gewählt. Am 1. März 1999 trat er sein Amt an. Seit dieser Zeit hätte der Durchstarter in kürzester Zeit bei allen Kollegen ein hohes Ansehen erworben. Seine Verlässlich- und Geradlinigkeit habe man sehr an ihm geschätzt, so Moser. Moser hob eine Eigenschaft Eischs besonders hervor: Während den letzten 24 Jahren habe es in Gaienhofen keinen Prozess vor dem Verwaltungsgericht gegeben, der verloren ging. Das sei ein Zeichen, dass die geleistete Arbeit hervorragend gewesen sei.
Geradlinigkeit als prägende Charaktereigenschaft
Landrat Zeno Danner erinnerte in seinem Grußwort an einen Ausspruch von Eisch, den er nicht nur charakteristisch für ihn, sondern auch passend für die Gegenwart fand: „Den Horizont sieht nur, wer den Kopf nicht hängen lässt.“ Ausbalancierend ob der Angemessenheit zum Altersunterschied und der Würde beider Ämter zog Danner das Resümee, das Uwe Eisch ein „grader Kerle“ sei. „24 Jahre Amtszeit“, so hätte der Abgeordnete im Deutschen Bundestag, Andreas Jung, gerne bewundernd gesagt – wenn nicht ausgerechnet am Vortag die Mitglieder des Bundestags das 50 Jahre Jubiläum von Wolfgang Schäuble gewürdigt hätten.
Während dessen 50 Jahre Mandat hätte Schäuble auch exekutive Ämter inne gehabt – aber nie 24 Jahre lang. Deshalb seien die 24 Jahre Amtszeit von Uwe Eisch in einem exekutiven Amt – also die Regierung der Gemeinde – sehr beeindruckend. Jung sei sich sicher, dass Gaienhofen von den intensiven Gesprächen Eischs mit den Amtsträgern im Bund, im Landtag und im Europaparlament profitieren konnte.
Eisch war der erste mit einem Satellitentelefon
Als „kommunalpolitisches Leitfossil“ in vierter Amtszeit kündigte Klaus Sturm den Höri-Kollegen, Grußadressaten und Bürgermeister von Öhningen, Andreas Schmid an. Als Amtskollege sieht er in Uwe Eisch einen verlässlichen Partner, der die Höri-Belange als kommunale Familie gegen viele politische Instanzen erstritten habe. Besonders sei nicht nur sein Fachwissen, sondern dass er dieses mit den Kollegen geteilt habe. Die Höri habe durch ihn gelernt, wie man sich auf Katastrophen vorbereitet und bei einem Stromausfall kommunizieren könne. Er habe gleich Sattelitentelefone gekauft, während andere nur darüber geredet hätten.
Er schätzte die gute 24 Jahre andauernde Zusammenarbeit im Gemeindeverwaltungsverband, die die Höri auch ein Stückweit geprägt hätte. Im März wollen die Höri-Bürgermeister dem Ruheständler als Zeichen ihrer Verbundenheit in Gaienhofen eine Eiche pflanzen – eine „Bürgermeister-Eische“, scherzte Schmid.

Eisch kümmerte sich um den alten Traktor von Frank Hämmerle
Für Landrat a.D. Frank Hämmerle ist Uwe Eisch ein Freund, Weggefährte, Traktor-Renovator und Trauungsbeamter seiner Kinder. Er schätze den Fleiß und die Korrektheit seiner Amtszeit und das es für Eisch weder Extrawurst noch Schwarzwürste gab. Zunächst als dessen Schatzmeister im Verein zur Rettung des Otto Dix Hauses brachte Eisch rund drei Millionen Euro für den Kauf, die Renovierung und den Umbau auf. Und er habe mitgeholfen einen Mieter an das Otto Dix Haus binden zu können: Den Kunstverein in Stuttgart. Mittlerweile sei das 100.000 Besucher zählende Museum zum Highlight des Kulturtourismus am Bodensee avanciert, so Frank Hämmerle.
„Zuverlässig, geradlinig, verlässlich, ehrlich, pflichtbewusst“ beschrieb der ehemaliger Dozent von Uwe Eisch und damals junge Professor an der Kehler Verwaltungshochschule, Paul Witt, den Bürgermeister a.D. Gleich in der ersten Woche habe Eisch ihn angesprochen, ob er an sämtlichen seiner Seminare über Kommunalpolitik teilnehmen dürfe: „So viel zu seiner Zielstrebigkeit.“
Er hat fast alle Ratschläge seines Dozenten befolgt
Es schien ihm als hätte Eisch sämtliche Ratschläge befolgt, so Paul Witt. Bis auf einen: Die Wahl zum Bürgermeister in Gaienhofen. Dafür hätte er seines Erachtens zu wenig Berufspraxis gehabt. Er kandidierte und wurde am 29. November 1998 gewählt. Den Rest würden die Gäste ja kennen, scherzte Witt.
Der Präsident des Vereins europäische Freundschaft Gaienhofen, Anton Breyer, erinnerte sich an die Initiative Eisch die Freundschaft der Partnerstädte in die Hände der Bürger zu legen, um auf Dauer ein Miteinander zu garantieren. Im Verein habe Eisch sich als Ausschussmitglied und nicht als Gemeindeoberhaupt eingebracht und viele Aufgaben übernommen.