Chancengleichheit für alle Unternehmen – das soll durch öffentliche Ausschreibungen von kommunalen Arbeiten gewährleistet werden. Dabei wird darauf gebaut, dass möglichst viele Angebote auf eine Ausschreibung eingehen und daraus ein Angebot ausgewählt werden kann. Doch das ist nicht immer so: Die Stadt Radolfzell berichtete jüngst, zum mit einem Mangel an Angeboten zu kämpfen. Doch wie sieht das auf der ländlichen Halbinsel Höri aus? Die Gemeinden Moos, Gaienhofen und Öhningen geben Auskunft.
Probleme gibt es auch – aber nicht überall
Der Mooser Bürgermeister Patrick Krauss und sein Öhninger Kollege Andreas Schmid sind sich einig: Es gibt einen beträchtlichen Mangel an Angeboten auf Ausschreibungen. So ist laut Krauss ein deutlicher Unterschied zum Jahr 2019 zu verzeichnen. Bei den jüngsten Ausschreibungen seien auffallend weniger Angebote eingegangen. Dies sei sogar so drastisch, dass manchmal erst auf mehrfache Aufforderung durch den Architekten bei den Unternehmen und Handwerkern Angebote eingereicht wurden.
Schmid schildert ähnliche Zustände in Öhningen, wo auf öffentliche und beschränkte Ausschreibungen nur wenige oder gar keine Angebote eingetroffen seien. Das war aber nicht immer so: In den vergangenen zwei bis drei Jahren sei das Problem merklich größer geworden. Die Ausmaße würden sich zudem daran zeigen, dass jüngst Ausschreibungen aufgehoben werden mussten, da die Angebote überteuert und wirtschaftlich nicht darstellbar seien.
Anders sieht es dagegen in der Gemeinde Gaienhofen aus. Dort sind laut Bürgermeister Jürgen Maas, zuletzt keine Probleme mit Ausschreibungen aufgetreten.
Diese Branchen sind auffällig
Der Mangel an Angeboten ist jedoch nicht überall gleich, erklären die Bürgermeister – manche Branchen sind stärker betroffen als andere. „Bei den Rohbaugewerken im Hochbau und bei den Tiefbauarbeiten spüren wir derzeit wieder einen verstärkten Wettbewerb und zurückgehende Preise“, so Andreas Schmid. Dem stimmt Patrick Krauss zu, denn auch nach seinen Erfahrungen seien die Umstände im Straßen- und Tiefbau schon wieder rückläufig. Wo sind dann die Engpässe?
Für Krauss ist klar, dass der Mangel allgemein im Handwerk und vor allem bei kleineren Aufträgen auffällig sei. Auch im Anlagenbau müsse man froh sein, Angebote zu erhalten. Schmid sieht das Problem eher in Ausbaugewerken wie Heizungstechnik oder dem sanitären Bereich.
Selbst anpacken oder weiter hoffen?
Da sich die Gemeinden nicht mehr auf eine Auswahl an eingehenden Angeboten verlassen können, muss eine Lösung her. Auf Nachfrage des SÜDKURIER berichtet der Mooser Bürgermeister, dass die Gemeinde geplant habe, vermehrt Arbeiten in der Gemeinde selbst auszuführen. Um dies bewerkstelligen zu können, sei für zusätzlichen Platz im Bauhof gesorgt worden.
Die Gemeinde in Öhningen geht mit der Problematik anders um. So ist es laut Angabe von Andreas Schmid wichtig, möglichst frühzeitig Ausschreibungen aufzugeben und somit das Eingehen von vernünftigen Angeboten zu garantieren. Zudem müsse ein längerer Ausführungszeitraum eingeräumt werden. Problem dabei: Baustellenabläufe laufen Gefahr komplizierter zu werden, was zu Verzögerungen führen könne.
Folgen für die Gemeinden
Die Gemeinde Moos kann sich vorläufig noch glücklich schätzen: So ist es laut Patrick Krauss bisher gelungen, Verzögerungen zu verhindern. Präventiv sei durch gute und frühzeitige Kommunikation mit Unternehmen und Handwerker gegengearbeitet worden.
In Öhningen sieht das schon ganz anders aus. So seien in jüngster Vergangenheit keine Angebote auf beschränkte Ausschreibungen eingegangen. Bisher sei davon sowohl der Anbau an das Lädele als auch der Anbau an das Feuerwehrhaus in Schienen betroffen gewesen, so Schmid. Im Falle des Lädele sei es nötig gewesen, für einzelne Gewerke ein zweites Vergabeverfahren einzuleiten und mehrere Firmen explizit darum zu bitten, ein Angebot abzugeben. Dies habe Verzögerungen zur Folge gehabt.
Für das Feuerwehrhaus gab es Stand Mitte August noch keine endgültige Lösung. So habe die Gemeinde elf Firmen gebeten, ein Angebot für Sanitär- und Heizungsarbeiten abzugeben, erklärt Schmid. Vergeblich wie es scheint, denn Angebote waren dennoch ausgeblieben. Nun muss umgedacht werden: Geplant sei, die Arbeiten an der Außenhülle des Gebäudes weiter zu führen und das Gebäude winterfest zu machen. In der Hoffnung, dass die Firmen Ende des Jahres mehr Kapazität haben, solle dann noch ein Versuch gestartet werden und Arbeiten nochmals ausgeschrieben werden.