Frau Lohwasser, was bedeutet es für Sie zu fotografieren?
Als Mama von fünf Kindern genieße ich die Abwechslung, in der Natur unterwegs zu sein – manchmal mit dem Hund, manchmal alleine. Und ich freue mich, wenn ich dann Motive finde, sie fotografisch umsetze und Bilder entstehen, bei denen die Betrachter in die Natur eintauchen können.
Schaut man Ihre Fotografien an, sind es die kleinen Dinge, beispielsweise einer Blüte oder eines Insekts, die dem Motiv etwas Besonderes verleihen. Wie finden Sie Ihre Motive?
Oft ziehe ich mit einem bestimmten Plan los, mit der Idee „das würde ich gerne fotografieren“ – finde das Gesuchte jedoch nicht. Stattdessen entdecke ich andere Motive, Pflanzen oder Tiere. Das, was mich fasziniert, versuche ich zu gestalten, und zwar so, dass das Resultat auch andere Menschen anspricht. Und manchmal sind es eben die unscheinbaren Dinge, die dann zu einem schönen Foto werden. Ich glaube, wenn man sich die Zeit und Ruhe nimmt, sich irgendwo hinzusetzen, sich umschaut, inspirieren lässt, dann ist es immer möglich, Neues zu entdecken. Was für den einen langweilig klingen mag, ist für mich faszinierend.

Sich umschauen, das kann jeder. Aber wie ist es möglich, daraus Kunst zu schaffen?
Ich versuche Objekten mit Neugier gegenüberzutreten, sie aus der Perspektive eines staunenden Kindes zu betrachten und sie in der Fotografie festzuhalten. Meine Naturfotos dokumentieren die faszinierende Vielfalt unserer heimischen Natur, denn schließlich zeugen sie von der liebevollen Handschrift eines himmlischen Schöpfers.
Sie sind Autodidaktin, wie haben Sie sich dem Fotografieren genähert?
Ich bin in Wangen im Allgäu geboren und war stets mit meiner Familie in der Natur, sodass die Begeisterung für Flora und Fauna wuchs. Egal, ob in den Bergen, rund um den Wohnort oder weiter weg, im Urlaub, immer wieder gab es für mich viel zu entdecken und zu erleben. Als Hobbyfotografin fing ich mit einer alten Spiegelreflexkamera meiner Mutter an, die ersten Filme zu belichten. Nach und nach habe ich dann verschiedene Kurse absolviert, auch online. Zudem ist Instagram für mich eine Inspirationsquelle. Ja, und dann braucht es Mut, sich auszuprobieren und an Kritik zu wachsen. Letztendlich heißt es üben, üben, üben und dank der Digitalfotografie ist das auch möglich.
Wer sind Ihre Kritiker?
Bei den Fotokursen gibt es meist noch abschließende Besprechungen und man erhält konstruktive Rückmeldungen. Außerdem sind mein Mann und meine Kinder gute Ratgeber für mich.

Sie leben in Gailingen am Hochrhein. Was lieben Sie an Ihrer neuen Heimat?
Ich liebe es, hinauszugehen und schnell mitten in der reichhaltigen Natur zu sein. Ich liebe den Rhein, die Wälder, die großen Felder, die sich in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter und Licht anders präsentieren. Schön sind auch die Streuobstwiesen mit ihrer lebendigen und bunten Flora und Fauna. Das ist Abwechslung pur.
Seit vergangenem Jahr stellen Sie jedes Jahr Fotos für einen Wandkalender zusammen. Wie entstand die Idee dazu?
Entstanden ist die Idee im Jahr 2022 beim Dorffest, an dem ich mich an einer Kleinkunstausstellung beteiligt habe und extrem viel positive Resonanz bekam – vom Publikum wie auch aus dem Rathaus. Natürlich konnte man meine Fotografien kaufen, aber ich dachte, es wäre schön, wenn ich zusätzlich einen Zusammenschnitt meiner Fotos einem breiteren Publikum anbieten könnte. Auslöser war ein Blog-Artikel einer Fotografin, die schon mehrere Fotokalender mit bekannten Verlagen produziert hat – unter anderem auch mit Fotos von ihrem Heimatort.
Darum entschloss ich mich, einen Kalender über Gailingen zu machen. Es sammeln sich über die Zeit so viele Fotos an, die oft nur auf der Festplatte liegen. Oft ist man versucht zu warten, bis man in spektakuläre Teile unserer Erde kommt, um tolle Fotos zu machen, diese können auch direkt vor der Haustür entstehen.
Jüngst wurde das Eltern-Kind-Haus des Hegau-Jugendwerks eingeweiht, dessen Wände mit großformatigen Fotos von Ihnen dekoriert sind. Alle Bilder zeigen regionale Tier- und Pflanzenarten. Nach welchen Kriterien haben Sie die Fotos zusammengestellt?
Die Projektleiterin Ute Sigel-Lauber hatte sich mit Andrea Jagode besprochen, die für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung zuständig ist. Frau Jagode hatte die Idee, die einzelnen Etagen des Neubaus mit den fünf Elementen zu bebildern. So finden wir im Untergeschoss das Thema Wasser und Erde, im Erdgeschoss das Thema Wiese und im Obergeschoss wird thematisch der Himmel aufgegriffen.
Ich fand es spannend, welches Augenmerk andere Menschen auf meine Fotos richten und nach welchen Kriterien sie schließlich 20 Motive ausgewählt haben. Es ist beachtlich, dass man sich bei der Einrichtung so viel Gedanken gemacht hat und Wert darauflegte, regionale Fotos auszuwählen. Das ist außergewöhnlich. Ohnehin war die Zusammenarbeit mit dem Jugendwerk sehr angenehm und überaus wertschätzend.
Wo kann man Ihre Fotos sehen?
Für eine große Vernissage oder Leihausstellung müsste ich alles groß ausdrucken und rahmen. Das ist in finanzieller Hinsicht für mich schwer tragbar. Kaufen kann man meine Fotografien allerdings schon. Wer mit Anfragen auf mich zukommt, dem stelle ich eine Sammlung zusammen, aus der wir gemeinsam auswählen, was dann infrage kommt. Ich bin weit weg von der großen kommerziellen Vermarktung, aber vielleicht ist es auch genau das, was für manche Käufer reizvoll ist.