Der jüngste Corona-Entwicklung auf Singens größter innerstädtischen Baustelle mit 107 Infizieren in der Endausbauphase des Cano hat die Region in Schrecken versetzt. Das führt zu der Frage: Wie sieht es auf Gottmadingens größter Baustelle, dem Neubau der Eichendorff-Realschule aus? Bürgermeister Michael Klinger winkt ab: „Man kann die beiden Baustellen gar nicht vergleichen“, sagt er. Und auch der Zeitpunkt des Baufortschritts sei ein anderer.
Während sich im Cano nur wenige Wochen vor der Eröffnung die Handwerker beinahe gegenseitig im Weg stünden, arbeiteten im Gottmadinger Schulneubau gerade mal rund 40 Menschen auf 10 000 Quadratmetern. „Außerdem arbeiten wir dort nicht mit Sub-, Sub-, Sub-Unternehmern, sondern mit Betrieben aus der Region.“ Es sei in erster Linie Sache der Firmen, dafür zu sorgen, dass ihre Beschäftigten die Abstands- und Hygieneregeln einhalten.

Auf der Gottmadinger Baustelle gibt es kein so Gedränge wie beim Cano
Alexander Kopp vom Bauamt, der das Schulprojekt von Seiten der Gemeinde aus steuert, bestätigt die Einschätzung des Bürgermeisters. „Zur Zeit sind Handwerker von fünf verschiedenen Gewerke auf der Baustelle„, erklärt er. „Die Firmen sorgen dafür, dass die eigenen Leute unter sich bleiben und keine Durchmischung stattfindet.“ Jede Baufirma habe ihre eigenen Baustellencontainer aufgestellt. Bei Besprechungen werde auf den Sicherheitsabstand geachtet. Außerdem habe die Gemeinde schon vor Corona mehr Sanitäranlagen aufgestellt als nötig. „Wir haben keine Dixi-Klos, sondern vollwertige Toiletten mit Urinal und sogar zwei Duschen“, schildert Kopp die Situation vor Ort. Die Anlagen würden täglich geputzt.
Ein Vorteil habe die Baustelle auf der grünen Wiese außerdem: „Wir haben rundherum sehr viel Platz.“ Kopp möchte auf Holz klopfen, wenn er sagt, dass es bisher keine positiven Corona-Fälle gegeben habe. In der Holzbaufirma, die die Fassade verkleidet, gab es einen Verdacht, der sich aber nicht bestätigte.

Wegen der Pandemie kommt immer öfter nur die halbe Mannschaft
Probleme bereitet die Virus-Pandemie aber dennoch. „Wir haben immer öfter den Fall, dass Firmen mit geschrumpfter Mannschaft kommen, weil ein Teil der Belegschaft krank oder in Quarantäne ist“, erzählt der Ortsbaumeister. Die Holzbaufirma sei zum Beispiel nur mit der Hälfte der geplanten Mitarbeiter angerückt. In der Summe könne das zu Verzögerungen führen. „Den sechswöchigen Vorsprung vom Rohbau haben wir jetzt schon aufgebraucht“, berichtet Kopp. Wenn sich das fortsetze, könne der fixe Bauabnahme und der Umzugstermin in den Sommerferien nicht eingehalten werden.
Der Schulneubau erreicht seine heiße Phase erst im Sommer
Auch für die Arbeiten an der Schule wird es eine heiße Phase geben, in der mehr Handwerker gleichzeitig auf der Baustelle im Einsatz sein werden. Aber das werde im Sommer sein, wenn Sars Cov2 hoffentlich nicht mehr so virulent sei. Außerdem würden auf 10 000 Quadratmetern nie so viele Leute gleichzeitig auf der Baustelle sein wie im Cano. Kopp weiß, wovon er spricht. Vor seiner Arbeit im Bauamt hat er selbst Einkaufszentren mit hochgezogen. Da sei das Gewusel in der Endphase ganz normal. „Unser Riesenvorteil ist, dass wir wahnsinnig große Luftmengen zur Verfügung haben“, sagt Kopp. „Und wenn die Haustechnik erstmal drin ist, haben wir auch eine sehr leistungsstarke Lüftungsanlage.“

Für Alexander Kopp ist es das Projekt seines Lebens
Für den Ortsbaumeister ist der Schulhausbau das Jahrhundertbauwerk und der Höhepunkt seiner beruflichen Karriere. Mit großem Enthusiasmus hat er das Projekt auch zu seinem persönlichen Projekt gemacht. Die absolute Hochpreisphase im Bau sei jetzt wohl erreicht, sagt er und verweist auf die jüngsten Vergaben. „Bei fünf Gewerken können wir jetzt gegenüber der anfänglichen Kostenschätzung rund 170 000 Euro einsparen.“
Bei den neuen Vergaben können 170 000 Euro gespart werden
In seiner jüngsten Sitzung hatte der Gemeinderat weitere Arbeiten zu vergeben. Das waren Malerarbeiten, sowie der Anstrich des Sichtbetons, die WC-Trennwandanlage, das Nebengebäude, in dem Fahrräder eingestellt werden können, und die Baureinigung. Vertagt wurde die Vergabe der Küchentechnik und der Arbeiten für die Außenanlage. „Wir wollen die Chance nutzen und noch einmal über die Angebote gehen“, erklärt Michael Klinger diesen Schritt.