Alle reden ja neuerdings von Künstlicher Intelligenz. Nicht nur an Universitäten schreiben Chatbots lange Fachartikel, auch Schüler und Schülerinnen entdecken die Qualität diverser KI-Apps. Hausaufgaben, Aufsätze und Referate seien damit in Sekundenschnelle erledigt. Heißt es. Ich sitze an einer durchschnittlichen Kolumne doch etwas länger. Einige Minuten. Manchmal sogar Stunden. In seltenen Fällen grüble ich sogar tagelang über ein Thema. Jede Minute, die ich länger schreibe, drückt meinen Stundenlohn. Wenn ich wirtschaftlich denke, muss ich den Output an Text pro Zeiteinheit erhöhen. Vielleicht werde ich dann sogar reich?

Künstliche Intelligenz – geht das?

Gedacht, gesagt, getan. Ich lade mir drei gängige Apps zur Texterzeugung herunter und füttere sie zuerst einmal mit einem Themenvorschlag: Schreib mir eine Kolumne zum Thema Musik! Das Ergebnis erspare ich Ihnen. Erstens ist es zu kurz und zweitens langweiliger als jeder Wikipedia-Artikel. Inhaltlich ist es – naja, sagen wir mal – so mittel. Die Themen Musikgeschichte und auch die Wirkung auf die Psyche werden angesprochen. Das war‘s aber auch schon. Der Rest ist so eine Art Werbetext für meine (nicht existierende) Tätigkeit als Musikjournalistin und einen (ebenfalls nicht vorhandenen) Podcast.

Ich sollte den Text als Bewerbung beim SÜDKURIER einreichen. Vielleicht kriege ich dann die Leitung des Kulturressorts. Und werde reich. Aber das ist eine vergebliche Hoffnung, denn der Text war so mies, dass ich damit vermutlich auch diese bescheidene Kolumne verlieren würde.

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Also neue App und andere Frage: Warum ist Musik für Menschen wichtig – ganz besonders für alte Menschen? Die Ergebnisse erinnerten mich an die angeregten Gespräche, die mein dementer Vater manchmal führt: Grammatik und Satzbau sind im Wesentlichen korrekt. Aber inhaltlich ist das Ganze weitgehend sinnbefreit. Was meine „Schreibkuhle“ ist, bleibt das Geheimnis der Künstlichen Intelligenz. „Musik tut gut und löst Depressionen aus, während sie die Macht des Raumes unterstreicht.“ – „Alte Menschen brauchen Musik, weil sie die Aufmerksamkeit verdrängt.“

Mit dem Porsche ins Kulturressort

Ich fasse zusammen: Künstliche Intelligenz schreibt Texte in Sekundenfrist. Aber das war‘s auch schon. Mal sehen, wie sich die Sache entwickelt. Ab jetzt dürfen Sie jedenfalls rätseln, wer meine Kolumnen schreibt. Kleiner Tipp: Falls ich doch irgendwann das Kulturressort übernehme, einen Podcast veröffentliche und Porsche fahre – dann war‘s die KI.