Im Hegau bleiben die Briefkästen leer. Das ist leider nix Neues. Aber welche Wege könnte es für dringende Angelegenheiten noch geben? Schon im Oktober hat der Gottmadingen Schultes deswegen einen Brandbrief ans Ministerium geschrieben. Bis jetzt noch ohne Antwort. Schlimm vor allem deswegen, weil inzwischen sogar der Ansprechpartner im Gottmadinger Rathaus fehlt: Er wurde am Schmotzige Dunschtig seines Amtes enthoben. Was für ein Galama!

Im Ländle läuft alles langsamer

Ob der Brandbrief überhaupt im Ministerium eingegangen ist? Man weiß ja, dass alles in „The Länd“ etwas gemächlicher läuft. Ist doch nett, dass wir in diesen hektischen Zeiten öfters mal den Fuß vom Gaspedal nehmen. Innerorts trödle ich neuerdings total tiefenentspannt über die Straßen. Bei Tempo 30 würde ich es auch mit Rollator jederzeit ans rettende Bordsteinufer schaffen. Lediglich wenn ich schwungvoll mit dem Rad unterwegs bin, habe ich Sorge, dass ich mal in eine Radarfalle fahre. Auch so ein Dilemma für Menschen auf zwei Rädern: Den Michael Klinger haben sie ja jetzt höchst-narren-richterlich verknackt wegen zu langsamen Fahrens. Da kennt sich echt niemand mehr aus.

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Aber ganz egal, was man über Geschwindigkeitsbegrenzungen denkt und wie toll man die Gerstensackschnäggen findet: Bei der Schneckenpost hört der Spaß auf! Ich warte auf Post vom Amt. Ist wichtig, kommt aber nicht. Fax, wie in deutschen Behörden üblich, habe ich nicht. E-Mail versenden sie nicht. Also Briefpost. Meine Frage, ob denn vielleicht Brieftauben eingesetzt würden, stieß auf Unverständnis. Verständlich. Ich stamme aus dem fröhlichen Rheinland und lebe im fasnachtseligen Hegau. Das Amt befindet sich in Berlin. Die haben da wohl eine andere Art von Humor. Wenn überhaupt.

Der Deutsche Städtetag will, dass Kommunen künftig eigenmächtig stadtweit Tempo 30 einführen können. In Gottmadingen ist dies in der ...
Der Deutsche Städtetag will, dass Kommunen künftig eigenmächtig stadtweit Tempo 30 einführen können. In Gottmadingen ist dies in der Ortsdurchfahrt bereits Realität. | Bild: Wieland, Fabiane

Zur Fastnacht fällt mir eine weitere, hochmoderne Transportform ein, die momentan sowieso ständig in der Presse ist: Luftballons. Gern in freundlicher karnevalistischer Farbgebung. Gern mit hochmoderner Navigation, die den Brief vom Amt punktgenau vor meiner Haustür ablegt. Zu teuer? Aber China stellt Hochtechnologie doch ziemlich billig und in Massenware her. Ach so. Ich verstehe. Der Ballon würde vermutlich abgeschossen, noch bevor auf dem Weg von Berlin die Hegauvulkane am Horizont auftauchen. Ich meine ja nur.

Der Brief ist total wichtig. Könnte man da nicht mal eine Ausnahme machen und den Ballon mit zwei Abfangjägern bis nach Gottmadingen begleiten und erst dann abschießen, wenn der Brief sicher bei mir gelandet ist?

Besser mit dem E-Bike nach Berlin

Sonst fahre ich Aschermittwoch ökologisch korrekt mit meinem E-Bike nach Berlin. Das ist zuverlässiger als die Bahn. Tempo 30 ist mit dem Rad schon ganz ordentlich. Wenn ich genügend Narrenbier im Proviant habe und die Narrenbolizei mich durchwinkt, schaffe ich die 800 Kilometer in 24 Stunden. Klingt verrückt? Nein, närrisch. Narro!

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