Binningen (pm/sav) Es war wohl ein gewisser Buno, der mit seinem Stamm am Fuße des Hohenstoffeln Bunoinga gründete. Die Siedlung, die vor 750 Jahren unter der Bezeichnung „villa büningen“ durch Heinrich von Homburg dem Schaffhauser Kloster St. Agnes übereignet wurde, muss damals schon bestanden haben. Die Beurkundung dieser Schenkung ist das erste Schriftstück, in dem der Ort Binningen dokumentiert ist, wie Arthur Zimmermann in seinem Festvortrag zum Auftakt des Ortsjubiläums erläuterte. Er lud zu einer Zeitreise ein, die sogar noch einige Jahre früher beginnen sollte, schreibt Ortschaftsrätin Ursula Schulz in einer Mitteilung.
Zum Auftakt ins Jubiläumsjahr hat der gebürtige Binninger Arthur Zimmermann in der Hohenstoffelnhalle rund 80 Besucher zurück zu den Anfängen Binningens geführt. „Die ursprüngliche Bezeichnung Bunoinga deutet auf eine Ansiedlung im 6. oder 7.¦Jahrhundert. Während der damaligen Völkerwanderung ließ sich ein Buno mit seinen Nachkommen am Fuße des Hohenstoffeln nieder“, so Zimmermann. Um die Entstehung nachzuvollziehen, brauche es die Einordnung in die Herrschaftsverhältnisse.
Unter der Herrschaft der vom Kaiser eingesetzten Kronvasallen, den Grafen von Nellenburg, wurde von Untervasallen und Dienstmannen der Hohenstoffeln ab dem 11. Jahrhundert zur Festung ausgebaut. Grund war die günstige Lage zwischen der Nellenburg bei Stockach und dem zweiten Herrschaftssitz in Schaffhausen. Der Stoffel mit zeitweise drei Burgen sei von unterschiedlichen Geschlechtern bewohnt worden. „Über die Jahrhunderte wechselten die Bewohner, bis der Besitz im 16. Jahrhundert in mehreren Schritten an die Familie von Hornstein ging, deren Nachkommen heute noch in Binningen wohnen“, so Zimmermann.
Aufgrund der Schenkung an das Kloster St. Agnes zahlten die Binninger 500 Jahre den Zehnten zur Hälfte an den Pfarrer von Binningen und zur Hälfte an das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen, nach der Auflösung an deren Rechtsnachfolger. Die Zahlung in die heutige Schweiz verärgerte die Abhängigen. Dafür blieb das Dorf auf Bitte der Nonnen hin bei den Schweizer- oder Schwabenkriegen 1499 verschont, während die weiteren Stoffler Dörfer niedergebrannt wurden. Die Frondienste und Zahlung des Zehnten hätten bis ins 19. Jahrhundert gedauert. Binningen, der Hohenstoffeln und das Familiengeschlecht Kaier – Zimmermann verwob persönliche Geschichten mit historischen Ereignissen.
Zimmermanns Forschungen beleuchten auch das Kaier-Geschlecht. Franzisk Kaier sei Begründer des ersten Stamms. Nachfahren fänden sich in weiblicher Linie in vielen Familien wie Wittmer, Kederer, Stihl, Villringer oder Vestner. Der zweite Stamm Augustin Kaier habe sich zur Schmiede- und Bauern-Dynastie entwickelt. Die Einkommensverhältnisse bescherten reichen Nachwuchs und die Kindersterblichkeit war deutlich geringer. Familie Kaier in Binningen sei auf diesen Stamm zurückzuführen.
Aus einem dritten Stamm, der auf Jorg Kaier zurückzuführen sei, gebe es keine Nachfahren mehr vor Ort – dafür schillernde Persönlichkeiten. Aufgrund der wirtschaftlichen Not seien viele Nachfahren nach Amerika ausgewandert. Anselm Trojan Kaier wurde 1839 in Binningen geboren und baute als Charles D. Kaier ein Imperium mit der größten Brauerei in Pennsylvania, einem Opernhaus, einem Hotel, einem Restaurant und einer Eisgesellschaft auf. Bei einem Besuch in Binningen spendete die Witwe einen Anteil an den Fenstern für die damals im Bau befindliche Kirche. Unter den deutschen Nachfahren brachte es Anselm Kaier zur Berühmtheit. Schon das Theologiestudium erregte Aufsehen im Dorf, weil damals nur Adlige studierten. Als Stellvertreter des Erzbischofs baute er die Winterschneekirche in Löffingen zum Wallfahrtsort auf.
Am 21. März um 19 Uhr in der Hohenstoffelnhalle gibt es einen Vortrag über das historische Vereinsleben und Feste sowie die Geschlechter Sailer und Maier. Außerdem wird der Kalender mit historischen Bildern vorgestellt.