Bei schweren Unfällen zählt jede Minute. Daher kommen neben Rettungswagen auch Rettungshubschrauber im Einsatz, da sie oftmals schneller sind. Das war etwa bei der Explosion in Hilzingen der Fall: Fünf Rettungshubschrauber haben die schwer verletzten Personen in Kliniken geflogen. Vier Hubschrauber kamen aus der Schweiz. Doch warum mussten Schweizer Rettungshubschrauber eingesetzt werden?

Kooperation zwischen Deutschland und der Schweiz

Wie Stefanie Kapp, Pressesprecherin bei der DRF Luftrettung, erklärt, seien die Hubschrauber aufgrund ihrer Nähe zum Einsatzort eingesetzt worden. „Zugrunde liegt die Next-Best-Strategie: Das nächstgelegene geeignete Rettungsmittel wird alarmiert“, sagt Kapp. Damit werden Überlebens- und Genesungschancen der Patienten erhöht, weil der Transport mit dem Hubschrauber einen medizinisch relevanten Zeitvorteil bringe.

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Aus diesem Grund dürfen Schweizer Rettungshubschrauber für Einsätze in der Grenzregion eingesetzt werden, denn wie die Pressesprecherin schildert, bestehe seit Jahren eine Kooperation zwischen den beiden Ländern. „Zwischen Deutschland und der Schweiz gibt es eine Vereinbarung, die einen grenzüberschreitenden Einsatz beziehungsweise eine gegenseitige Hilfeleistung zulässt.“ Eine solche Vereinbarung gebe es auch an anderen deutschen Grenzen, beispielsweise an der Grenze zu Frankreich, Tschechien, Polen oder Dänemark.

Die Unterstützung aus dem Ausland ist aber auch aus einem anderen Grund im deutschen Raum wichtig: Von 83 Stationen deutschlandweit sind derzeit nur 16 rund um die Uhr einsatzbereit. Einer davon ist der Rettungshubschrauber Christoph 11, der in Hilzingen im Einsatz war. Die Station des Hubschraubers ist in Villingen-Schwenningen und wird vom DRK betrieben. Christoph 11 ist aktuell der einzige Rettungshubschrauber in Baden-Württemberg, der rund um die Uhr fliegen darf.

Hubschrauber in Friedrichshafen könnte, aber darf nicht nachts fliegen

Auch am Klinikum in Friedrichshafen ist ein Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung stationiert, Christoph 45. Der Hubschrauber könnte mit entsprechender Ausrüstung zwar nachts fliegen, dafür müsste das Land als Träger der Luftrettung den 24-Stunden-Betrieb aber bestellen – doch dazu sehe das Innenministerium derzeit keine Veranlassung.

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Das ist bei den Schweizer Nachbarn anderes geregelt. Dort gibt es eine solche Einschränkung nicht, was den Einsatz der Rettungshubschrauber in Deutschland umso wichtiger macht. Denn: „Die Rega steht der Bevölkerung im süddeutschen Raum rund um die Uhr mit ihren Rettungshelikoptern zur Verfügung“, sagt Mathias Gehrig, Pressesprecher bei der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega.

Deutsche müssen Schweizer Hilfe anfordern

Er betont aber, dass es für den Einsatz eines Rega-Helikopters auf ausländischem Boden immer einen Auftrag der zuständigen ausländischen Leitstelle brauche. „Die Leitstellen im süddeutschen Raum bieten die Rega dann auf, wenn sie gebraucht wird. Auch die Alarmierung für den Einsatz in Hilzingen erfolgte auf diese Art und Weise.“

Christoph 11 an der Station in Villingen-Schwenningen im April 2023. Der Rettungshubschrauber ist der einzige in Baden-Württemberg, der ...
Christoph 11 an der Station in Villingen-Schwenningen im April 2023. Der Rettungshubschrauber ist der einzige in Baden-Württemberg, der rund um die Uhr fliegen darf. | Bild: Göbel, Nathalie

Die Schweizer Hubschrauber seien von den Einsatzbasen in St. Gallen und Dübendorf nahe Zürich nach Hilzingen geflogen worden, so Gehrig. In welche Kliniken die Verletzten nach der Explosion geflogen wurden, dürfe laut Stefanie Kapp aus Gründen des Datenschutzes nicht mitgeteilt werden. Mathias Gehrig ergänzt aber: „Die Patienten wurden jeweils in ein umliegendes und für die Verletzungsmuster der Patienten passendes Krankenhaus geflogen.“