Manchmal kommt in einer düsteren Krisensituation ganz unerwartet ein heller Lichtstrahl und gibt Hoffnung. Denn sowohl die Hohenfelser Gemeinderäte als auch der Ausschuss der Freiwilligen Feuerwehr Hohenfels sind ganz „Feuer und Flamme“ für ein Ukraine-Hilfsprojekt: Der Mühlinger Verein Hilfe für Menschen in der Ukraine hat für 13.000 Euro das alte Hohenfelser Löschgruppenfahrzeug LF16 gekauft. Am 5. Juli soll es in die Gemeinde Onokiwska im Bezirk Uzhhorod in der Ukraine überführt werden.

„Diese große Gemeinde mit 17.000 Einwohnern, in welcher fünf kleinere Gemeinden zusammengefasst wurden, hat keine eigene Feuerwehr“, beschreibt Viktor Krieger, der Vorsitzende des Ukraine-Hilfsvereins die Situation in Onokiwska. Es sei also die Feuerwehr der Stadt Uzhhorod zuständig, die aber so weit entfernt sei (25 Kilometer), dass sie tragischerweise im Brandfall oft zu spät einträfe.

Fahrzeug ist noch voll einsatzfähig

Dies soll sich nun ändern. Denn die Gemeinde Onokiwska wolle eine eigene Freiwillige Feuerwehr aufbauen. Und das alte Fahrzeug aus dem Jahr 1988 sei bestens geeignet, um Aufbauhilfe zu leisten. „Schlussendlich geht das Fahrzeug voll einsatzfähig in die Ukraine und kann sofort genutzt werden“, erklärt Ralf Sigmund, Gesamtkommandant der Gemeinde Hohenfels.

Denn es habe frischen Tüv und sei zudem komplett ausgestattet mit einem 1200-Liter-Wassertank, mit Leitern, Schläuchen, Trage, Atemschutzmasken, Schere, Spreizer, Helmen und weiterer Ausrüstung.

Mühlinger Verein engagiert sich seit 30 Jahren in der Ukraine

Im Bezirk Uzhhorod sei der Mühlinger Ukraine-Hilfsverein bereits seit über 25 Jahren aktiv, weiß Andreas Zeiher, der Schriftführer des Vereins, zu erzählen. Man habe seit Kriegsbeginn bereits neun Transporte mit Hilfsgütern (Textilien, Kleidung, Bettwäsche, Medizinprodukte und vieles mehr – der SÜDKURIER berichtete) dorthin organisiert. Außerdem würde man helfen, die Wasserversorgung, oder Flüchtlingsunterkünfte aufzubauen und engagiere sich in anderen Hilfsprojekten.

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Und auch an anderen Orten in der Ukraine helfe man seit über 30 Jahren, Sozialstationen, Krankenstationen, Schulen und vieles mehr aufzubauen. Besonders Viktor Krieger sei bei jedem einzelnen der bisher insgesamt 76 großen Hilfstransporte in die Ukraine dabei gewesen.

Für ihn habe alles im Jahr 1992 damit begonnen, dass ihn der ehemalige Konstanzer Landrat Robert Maus um Dolmetscher-Dienste im Rahmen eines Hilfstransport nach Kiew gebeten habe. Auf dem Rückweg von dort habe man sehr viel Elend gesehen. So sei es 2002 zur Gründung des Vereins „Hilfe für Menschen in der Ukraine“ gekommen.

Radolfzeller Feuerwehrmann gibt Lehrgang in der Ukraine

Bei der Fahrzeugüberführung des LF16 wird Viktor Krieger auch wieder mitfahren. Außerdem sollen in einem Begleitbus die Vorstandsmitglieder Markus Auer, Christian Muffler, Andreas Zeiher, Meinrad Joos und Tilo Ruther mitreisen. Dieser ist seines Zeichens der Abteilungskommandant von Markelfingen und wird einigen professionellen Feuerwehrleuten aus Uzhhorod in einer Art Workshop eine Einweisung in das LF16 geben. Diese werden dann die Freiwillige Feuerwehr in Onokiwska gründen.

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„Die Strecke von 1300 Kilometern wird die wohl längste Strecke sein, die das Fahrzeug je gefahren ist“, mutmaßt Ralf Sigmund und freut sich, dass das LF 16 nicht, wie viele alte Feuerwehrautos, als umgebautes Wohnmobil enden, sondern weiterhin seiner eigentlichen Bestimmung zukommen wird. Bisher sei es überhaupt erst rund 14.000 Kilometer gefahren, es könne also sicherlich noch eine ganze Weile gute Leistung bringen.

Bürgermeister Zindeler begrüßt die Idee

Als eine „charmante Lösung“ umschreibt auch der Hohenfelser Bürgermeister Florian Zindeler die Weiterverwendung des LF16 in der Ukraine und lässt bei der Übergabe des Schlüssels an Viktor Krieger verlauten: „Die Arbeit des Mühlinger Ukraine-Hilfsvereins ist respektabel und ehrenwert! Wir wünschen allen, die mitreisen, eine gute Fahrt und dass Ihr heil wieder zurückkommt. Hoffentlich fährt das Fahrzeug noch ein paar Jahre.“

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Viktor Krieger, der dieser Tage bereits in die Ukraine reist, um im Vorfeld des Transports die Zoll-Formalitäten für die Grenze zu klären, dankt der Gemeinde Hohenfels und dem Ausschuss der Freiwilligen Feuerwehr Hohenfels für die Möglichkeit, das LF 16 erworben zu haben und lobt: „Es ist wirklich toll, dass wir ein voll ausgestattetes Feuerwehrfahrzeug bekommen können. Das ist so wertvoll. Auch die Leute in der Ukraine wissen, was sie da Tolles bekommen und schätzen das sehr.“

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Meinrad Joos, der früher bereits als Fahrer bei Ukraine-Hilfstransporten half, fasst zusammen: „Wir können als Privatleute nicht so viel bewegen. Aber wir helfen, wenn wir können und wir machen weiter.“