Wer an Brücken- oder Samstagen mit dem Auto in die Innenstadt fahren will, ist selber schuld, heißt es schon längst unter den Konstanzern. Jeder weiß, dass es zu zähfließendem Verkehr kommt und dass ab einem gewissen Zeitpunkt die Verkehrskadetten die Ströme leiten und zum Teil Straßen abriegeln, um Schleichverkehr zu verhindern.

Das betrifft auch manche Konstanzer: Die Anwohner im Paradies sind nicht alle glücklich, denn wer nach Hause will, muss Umwege fahren. Vor allem stellt sich die Frage: Gibt es keine smarte Lösung, wie sie andere Städte schon längst praktizieren?

Verkehrskadetten sind gefragter denn je

Das Thema nimmt jetzt Fahrt auf und steht auf der Agenda des Technischen und Umweltausschusses (TUA). Eine gewisse Dringlichkeit ist damit übrigens auch verbunden, denn: Der Einsatz der Verkehrskadetten ist nicht billig.

Im Gegenteil: Seit dem Jahr 2022 müssen sie mehr Einsätze leisten, womit auch die Kosten gestiegen sind. Die Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK) zahlt im Jahr 140.000 Euro und die Stadt Konstanz gibt noch 60.000 Euro dazu.

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Doch das Geld reicht nicht mehr, wie aus der Sitzungsvorlage des TUA ersichtlich wird. Darin heißt es nämlich, dass die Kosten aus dem Jahr 2022 mit diesem Geld nicht gedeckt werden können, sondern hierfür schon auf das Budget von 2023 zurückgegriffen werden muss.

Der TUA soll nun in der nächsten Sitzung beschließen, dass zusätzlich zu den jährlich bereitgestellten 60.000 noch zusätzlich 70.000 Euro gezahlt werden sollen. Summa summarum kostet der jährliche Einsatz der Verkehrskadetten also 270.000 Euro; 130.000 aus dem Haushalt der Stadt plus 140.000 Euro von der MTK.

Händisch versetzen Verkehrskadetten die Pylonen, um Straßen, wie hier die Bahnhofstraße, für Autos abzuriegeln und nur jene ...
Händisch versetzen Verkehrskadetten die Pylonen, um Straßen, wie hier die Bahnhofstraße, für Autos abzuriegeln und nur jene durchzulassen, die berechtigt sind. | Bild: Scherrer, Aurelia

Eine Besserung ist nicht in Sicht, denn: „Angesichts der Baustelle Bahnhofplatz ist zu erwarten, dass das samstägliche manuelle Verkehrsmanagement auch in 2024 mit hohem Aufwand betrieben werden muss, um Stadtbussen eine weitgehend behinderungsfreie Befahrbarkeit des Altstadtrings und Rettungssicherheit für Einsatzkräfte zu gewährleisten“, schreibt Verkehrsplaner Stephan Fischer in der Sitzungsvorlage.

Erst wenn weitere Maßnahmen, wie beispielsweise die Verlagerung von Bus- und Individualverkehr an den Mobilpunkt an der Schänzlebrücke Nord mit Omnibus-Bahnhof und dem noch zu bauenden dortigen Parkhaus sowie eine digitale Lenkung greifen würden, könne der Einsatz der Kadetten reduziert werden.

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Wie sollen Staus in der Laube verhindert werden?

Nicht zuletzt aufgrund der Baustelle am Bahnhofvorplatz und der geänderten Verkehrsführung kommt es regelmäßig zu Staus in der Laube. An welchen Verkehrslenkungsmaßnahmen arbeitet die Stadt, um diese zu vermeiden oder zumindest einzudämmen? Auf diese SÜDKURIER-Anfrage schreibt Benedikt Brüne, Pressesprecher der Stadt Konstanz: „Um die Rückstaus in der Laube zu reduzieren, ist eine dynamischere Schaltung der Lichtsignalanlage am Schnetztor beauftragt.“

An der Ampel Laube/Schulstraße werde gemäß Gemeinderatsbeschluss der Fußverkehr priorisiert, was zu längeren Wartezeiten und kürzeren Grünphasen für den Autoverkehr führe. „Eine Änderung würde eine Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses von 2014 bedingen“, schlussfolgert Brüne, der zudem ausführt: „Weitere Verkehrslenkungsmaßnahmen sind neben dem Parkleitsystem mobile digitale Anzeigen an Hochlasttagen.“

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Wird es eine smarte, dauerhafte Lösung geben?

Es werde bereits an einer digitalen Lösung des Problems gearbeitet, schreibt Benedikt Brüne auf Anfrage. Und Tatsache: Der TUA soll in seiner Sitzung am Donnerstag, 12. Oktober, um 16 Uhr im technischen Rathaus den Planungsbeschluss zum Aufbau eines digitalen Verkehrsmanagements fassen; die Planungskosten werden auf etwa 450.000 Euro geschätzt. Bereits im Juli 2020 wurden die Vorplanung dem TUA und dem Gemeinderat vorgestellt.

Für die Planung soll ein externes Ingenieurbüro beauftragt werden. Es soll eine baureife Planung erstellen, wobei Synergien zum Smart Green City-Programm berücksichtigt werden sollen. Außerdem soll darauf geachtet werden, ob es weitere Fördermittel anderer Programme des Landes Baden-Württemberg gibt. Die Stadtverwaltung rechnet für die Umsetzung eines digitalen Verkehrsmanagements Gesamtkosten in Höhe von rund 4,7 Millionen Euro.

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Was ist bis jetzt geplant?

Zum einen schlägt das bisher beauftragte Planungsbüro Informationstafeln an den Stadteinfahrten und wichtigen Entscheidungspunkten vor. Ebenso gibt es Vorschläge, dass Zufahrten situationsbedingt und zeitlich begrenzt gesperrt werden sollen. Auch die Einführung von Bewohnerausweisen mit Speicherung verschlüsselter Kennzeichen steht ebenso auf dieser Agenda wie eine zusätzlich Park-and-Ride-Anlage im Bereich Europastraße/Grenzbachstraße.

Wann ist mit der Umsetzung zu rechnen? Der Planungsbeschluss für das digitale Verkehrsmanagement sei jetzt im Oktober vorgesehen, schreibt Brüne. Nach erfolgtem Beschluss werde das Planungsbüro beauftragt, das die Ausführungsplanung erarbeiten soll, so Benedikt Brüne. Der Sitzungsvorlage ist auch eine Zeitschiene beigefügt: Der Projektbeschluss ist für das Jahr 2025 vorgesehen. Mit einer Förderbewilligung rechnet die Verwaltung im Jahr 2026, so dass 2026/2027 die Ausschreibung und Umsetzung erfolgen könne.