Es war ein Unfall, der ihrer Berufslaufbahn ein Ende setzte. Damals war sie 88 Jahre alt und hatte eigentlich noch nicht daran gedacht, sich ganz aus dem Familien-Gastronomiebetrieb „Konzilgaststätte“ zurückzuziehen. Dann aber zog sie in die Rosenau um und genoss das letzte Lebensjahrzehnt. Jetzt ist die alte „Konzil“-Wirtin Margarete Hölzl fast 98-jährig im Kreis ihrer Familie gestorben.
Mehr als drei Jahrzehnte war sie für das größte Gasthaus von Konstanz verantwortlich. Gemeinsam mit ihrem Mann Hubert übernahm Margarete Hölzl 1982 das „Konzil“. Zuvor hatte das Ehepaar ab 1957 das idyllische „Haus Margarete“ an der Seestraße geleitet. Das heutige Hotel „Riva“ hatte noch ganz den Charme einer alten großbürgerlichen Villa.
In den Gasträumen standen Polsterstühle, Holztäfelung, gestärkte Stoffservietten, Hotelsilberbesteck und Servicepersonal in schwarz-weißer Kleidung prägten das gediegene Ambiente dieses Hauses. Der Sprung ins ungleich größere „Konzil“ mit seinen beiden großen Sälen war anfangs ein Schock.
Doch der umtriebige Hubert und die immer heiter-zuversichtliche Margarete machten aus der wenig geschätzten Touristenfalle für Bus- und Schiffsreisende, die das „Konzil“ damals war, einen Ort kulinarisch ernstzunehmender Gastlichkeit. Auch die Kinder Evi, Manfred und Hans wurden bald im Betrieb tätig, den Manfred bis zuletzt mit einer überzeugenden bürgerlich-modernen süddeutschen Küche führte.
„Margret“, wie sie genannt wurde, war die Chefin des Hauses. Als Tochter der Bäcker- und Konditorenfamilie Jakobs und als junge Frau schon mit den materiellen Nöten der Nachkriegszeit vertraut, führte sie zwar gutherzig und umgänglich, aber auch sparsam und streng im Detail. Wer sie später wie Queen-Mum durch die Säle schreiten sah, konnte beobachten, wie auf Herzlichkeiten gegenüber Gästen und Personal eine leise gesprochene, klare Anweisung an ein Servicemitglied folgte.
Ein Leben lang der Konstanzer Fasnacht verbunden
Besonders wichtig war ihr die Fasnacht. Schon ihr Elternhaus, das Café Jakobs in der Kanzleistraße, war unter den Eltern und später unter der Leitung ihres Bruders Michael und seiner Frau Renate eine zentrale Anlaufstelle für Narrengesellschaften und Zünfte gewesen: Im Café gastierten Schnurrgruppen, in der Backstube wurden Zünfte mit frischen „Berlinern“ versorgt.
So hielten es Margret Hölzl und ihre Familie mit den Bühnennarren im Konzil, deren Narrenkonzerte, TV-Übertragungen und Bälle sie zwar als Geschäft betrieben, aber dabei auch als uneigennützige Förderer verlässliche Partner der Saalfasnacht waren.
Die großartige Wirtin Margarete Hölzl war ein Vorbild an positiver Lebenshaltung trotz anstrengender Arbeitsleistung und eine starke Persönlichkeit der Konstanzer Gastronomiekultur.