Seit Beginn der Corona-Krise ist unser heimischer Wald noch mehr zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden. Deutlich mehr Menschen sind dort unterwegs, genießen unsere schönen Landschaften und die Natur. „Das ist natürlich einerseits sehr schön“, sagt Antje Boll, Konstanzer Geschäftsführerin des BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Doch wir beobachten auch viele Menschen im Wald, die kein Verständnis für unsere Natur mitbringen.“
Picknick im Naturschutzgebiet
Die Folgen sind allgegenwärtig: Zu behaupten, unser Wald vermüllt, wäre zwar deutlich übertrieben. Doch es ist unübersehbar, dass seit ein paar Monaten so viel Schokoladenpapier, leere Getränkeboxen oder gebrauchte Papiertaschentücher am Wegesrand zu finden sind wie vielleicht noch nie.
„Das ist wirklich sehr ärgerlich“, so Antje Boll. „Menschen betreten Naturschutzgebiete für ihr Picknick, werfen ihre gebrauchten Taschentücher achtlos weg und sind dann auch noch überzeugt davon, dass das nichts ausmacht, da es ja nur ein Stück Papier ist.“ Der Wald werde derzeit gerne als Sportgerät genutzt.
Papiertaschentücher werden aus Zellstoff oder Papierfasern aus Altpapier hergestellt. So weit, so gut. Doch bei der Bearbeitung werden laut Umweltbundesamt Chemikalien eingesetzt, um das Papier aufzuhellen, zum Beispiel Chlorverbindungen. Diese Zusätze finden sich dann auch in den Fasern der Taschentücher.

Chemikalien gelangen ins Ökosystem
Beim Verrotten reichern sich diese Chemikalien dann auf dem Waldboden an – und fügen ihm Schaden zu. Nicht nur das Ökosystem wird negativ beeinflusst, auch das Grundwasser wird verschmutzt und es können sich Schädlinge ansiedeln. „Genau so ist es mit Bananenschalen, die achtlos weggeworfen werden. Die meisten sind chemisch behandelt. Und so sind solche Schalen auch ein Eingriff in die Natur“, erklärt Antje Boll.

Plastik ist erst in rund 1000 Jahren abgebaut
Laut dem Deutschen Alpen-Verein dauert es zwischen drei bis sechs Monate, ehe ein Papiertaschentuch verrottet ist – je nach Lage, Lichteinstrahlung und Feuchtigkeit. Eine Bananenschale ist in einem bis drei Jahren verrottet. Bei einer Plastikflasche kann es bis zu 1000 Jahre dauern.
Antje Boll habe rund um ihren Wohnort Kaltbrunn schon Personengruppen darauf aufmerksam gemacht, dass sie auf ausgewiesenen Orchideenwiesen sitzen würden. „Dadurch werden die Pflanzen platt gemacht“, erklärt die Biologin. „Die Allgemeinheit bringt viel Geld auf, diese Wiesen zu pflegen und dann werden sie achtlos kaputt gemacht.“ Mittlerweile wurden als Reaktion auf jüngste regelmäßige Verstöße weitere Hinweisschilder in unseren Wäldern aufgestellt, um Wanderer Verhaltensregeln ans Herz zu legen.

SUPs, die Vögel beim Brüten stören
Antje Boll bereiten ebenfalls Schlauchboote und Stand Up Paddling (SUP), bei dem man auf einem schwimmenden Brett im Wasser steht und mit der Stechpaddel paddelt, in Naturschutzgebieten Sorgen: „Neulich waren einige Personen in dem Wassergürtel unterhalb der Brücke zur Mainau und störten Wasservögel beim Brüten“, erzählt sie. „Das ist eine große Problematik und zeigt, dass sich viele Menschen so weit von der Natur entfernt haben, dass sie nicht wissen, was sie mit ihrer Anwesenheit anrichten können.“