Alle zwei Wochen leisten sie sich einen entspannten Sonntag in der Konstanzer Therme, inklusive Sauna-Besuch. Wenn das Konstanzer Ehepaar verreist oder krank ist, fällt die liebgewonnene Routine auch mal aus. Bezahlt haben sie bisher mit dem Kärtle und sich über 20 Prozent Stammkunden-Rabatt gefreut.
Doch nun mischt sich Verärgerung in das Gefühl. Denn aus 1248 Euro für 20 Besuche im Jahr werden nun 1404 Euro, denn die Kürzung des Nachlasses für Kunden, die eine hohe Summe auf die Stadtwerke-Kundenkarte buchen, betrifft nicht nur die Fährenutzer, sondern auch die Badegäste.
„Ohne diesen Rabatt kann ich mir das nicht mehr leisten“
So wie dem Ehepaar geht es derzeit vielen in Konstanz. Zum Beispiel Sandra Ecker, die eine der vielen verärgerten Kundinnen und Kunden ist. „Die Aufladung des s‘Kärtle mit 500 Euro erlaubt mir, noch wöchentlich in die Sauna zu gehen. Ohne diesen Rabatt kann ich mir das nicht mehr leisten“, erklärt sie. Der Bäderpass XL für 1300 Euro im Jahr ist für Ecker keine Alternative, weil sie für die Sauna am Wochenende jedes Mal noch einen Aufpreis von jeweils 19,50 Euro bezahlen muss.

Auch für Menschen, die gerne zusammen ins Bad gehen, und für Familien war das Kärtle bisher attraktiv – denn es ist übertragbar und kann, anders als der Einzel-Bäderpass, auch für zwei Eintritte gleichzeitig anwendet werden. Nun sinkt der Rabatt auf die Hälfte – für Betroffene kann dies im Extremfall Mehrkosten von mehreren hundert Euro im Jahr bedeuten.
Nicht nur Sandra Eckert fragt sich, ob das nicht am Ende für die Stadtwerke und ihre Tochter, die Bädergesellschaft, mehr Nach- als Vorteile bringt. Denn gerade bei den Bädern entstünden die Fixkosten für Energie und Personal doch unabhängig davon, ob Therme oder Schwaketenbad gut besucht sind oder nicht.
Die Stadtwerke dagegen halten diese Preiserhöhung für unausweichlich, auch wenn sie ausgerechnet besonders treue Kunden trifft. Das betont auch Geschäftsführer Norbert Reuter. In einem Schreiben, das verärgerte Kunden bekommen, heißt es dann auch wörtlich: „Tatsächlich bedauern auch wir diese Maßnahme, allerdings lassen die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen leider keine andere Entscheidung zu.“ Einer der Hintergründe ist, dass das Defizit der Konstanzer Bäder inzwischen auf rund neun Millionen Euro jährlich angestiegen ist und die Stadt Konstanz sich weiterhin in einer finanziell engen Lage befindet.
Ob die Preiserhöhungen für Kärtle-Inhaber bei der Therme und beim Schwaketenbad für die Bädergesellschaft tatsächlich zu den dringend geforderten Mehreinnahmen führen, bleibt vorerst offen. Dem SÜDKURIER haben mehrere Betroffene angekündigt, nicht mehr so häufig ein Konstanzer Bad besuchen zu wollen, wenn die Kärtle-Rabatte in bisheriger Höhe wegfallen. Bei den Stadtwerken geht man dagegen davon aus, dass dieser Effekt, wenn überhaupt, nur sehr begrenzt eintritt und sich die Einnahmesituation verbessert.
Bäder-Chef Julian Meser erklärt dazu auf SÜDKURIER-Anfrage, es sei „das erklärte Ziel der Bädergesellschaft Konstanz, möglichst viele Menschen für den Besuch unserer Bäder zu begeistern“. Auch nach der Anpassung bleibe das Kärtle ein attraktives Angebot. Man werde aber „die Auswirkungen dieser Änderungen auf die Besuchshäufigkeit aufmerksam beobachten und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen einleiten.“
Wenn Besucher wegbleiben, will man „aktiv gegensteuern“
Sollte es also „zu einem spürbaren Rückgang der Besucherzahlen kommen, würden wir sowohl im wirtschaftlichen Bereich als auch in der Angebotsgestaltung, Kommunikation und Tarifstruktur aktiv gegensteuern.“ Allerdings ist Meser überzeugt, dass „unsere Angebote – ob in der Bodensee-Therme, dem Schwaketenbad oder den Strandbädern – eine hohe Qualität, Erholungswert und Verlässlichkeit bieten. Diese Leistungen dürfen ihren Preis haben, denn wenn alles rabattiert wird, verliert auch Qualität an Wert.“ Der Anspruch bleibe, „moderne, wirtschaftlich tragfähige und attraktive Angebote für alle Konstanzerinnen und Konstanzer sowie unsere Gäste aus der Region“ zu machen.
Für die Badegäste wiederum bleibt, ihre Kundenkarte noch bis 31. März mit dem Höchstbetrag von 500 Euro aufzuladen und wenigstens bis Jahresende die gewohnten Rabatte in Anspruch zu nehmen. Ab 1. April können nur noch bis zu 250 Euro aufgebucht werden, wobei für den maximalen Nachlass 200 Euro reichen. Er beträgt dann zehn Prozent bei den Bädern und 30 Prozent bei der Fähre. Wer 100 Euro aufs Kärtle lädt, bekommt ab April wie bisher 20 Prozent bei der Fähre, aber nur noch fünf Prozent bei den Bädern (bisher zehn Prozent).