Eine große Leinwand, darauf vor allem: Farbe. Schwarz, dunkelgrau, hellgrau, silbern. Was ist das, was soll das? Das fragen sich die Gäste an diesem besonderen Abend. Was will uns der Künstler damit sagen? Dann gehen sie ein wenig herum, schauen sich das Werk von der Seite an, wo der dicke Farbauftrag mit dem Pinsel plastisch hervortritt. Und hören Stephan Geiger zu, der den Gewinnern der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ nicht nur seine Galerie, sondern auch einen Zugang zu moderner Kunst eröffnet.
Der Rahmen könnte nicht passender sein. Zu sehen ist am Konstanzer Seerhein noch bis 1. Juni die Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der Galerie Geiger. Gegründet in Kornwestheim, dann lange Zeit am Fischmarkt zuhause und nun in einem Neubau an der Reichenaustraße, zeigt sie 19 Werke, die die Geschichte dieses besonderen Unternehmens beleuchten. So entsteht eine Art Spaziergang durch die Kunstgeschichte seit etwa 1950.
Auch eine Kunst: Komplizierte Dinge verständlich erklären
Die Gäste hören interessiert zu, als Stefan Geiger ihnen erklärt, dass die Malerei mit dem Aufkommen der Fotografie plötzlich neue Funktionen bekommt, denn für das genaue Abbilden der Wirklichkeit gibt es nun ein besseres Medium. Und wie Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre nochmals eine Krise entsteht, die alten Vorbilder plötzlich infrage stehen und die Kunst zu entstehen beginnt, auf die sich die Galerie Geiger spezialisiert hat.
Silvia Scheuer, Markus Hartmann, Gisela Anders, Heidrun Karrenbauer und Iris Schöpf sind die fünf Gewinner dieses besonderen Blicks hinter die Kulissen – und nach eineinhalb Stunden gehen sie und ihre Begleitpersonen voller neuer Eindrücke. Nicht nur über die Kunst haben sie etwas gelernt, sondern auch über den Kunstmarkt: Warum werden manche Künstler Superstars und manche nicht? Warum ist eine auf den ersten Blick fast banale Arbeit ein Kunstwerk? Auf diese und viele weitere Fragen bekommen sie eine Antwort.
Die größte Arbeit in der Ausstellung ist das Bild in Grautönen, 1983 gemalt vom Künstler Armando. Im Kontrast dazu steht ein Werk von Daniel Spoerri, das die Besucher fast schmunzeln lässt, es ist eine Stele mit alten Fleischwölfen – Alltagsgegenständen, die plötzlich einen neuen Sinn bekommen. Und wer bei der Führung dabei war, hat auch gelernt: Alle sind eingeladen, diesen Sinn für sich selbst zu deuten.