Die Verunsicherung bei einigen Familien war übers Wochenende groß. Nachdem Gesa Hansen über zwei positive Corona-Tests bei ihren Kindern mittels Wangenabstrich berichtete, die sich nach dem genaueren PCR-Test als negativ herausstellten, meldeten sich weitere Eltern beim SÜDKURIER. Sie erlebten im Rahmen des Testwochenendes ähnliches.
„Es muss jetzt darum gehen, daraus zu lernen, die Leute mitzunehmen und nicht zu spalten“, sagt Thomas Albicker. Zwei seiner vier Kinder wurden am Sonntag positiv getestet, woraufhin sofort am Klinikum die PCR-Tests durchgeführt wurden.
„In der Zwischenzeit hatte das Gesundheitsamt angerufen und für alle eine häusliche Quarantäne ausgesprochen“, erinnert sich Mutter Antje Albicker-Denkel. Auch Freunde und Verwandte, zu denen es Kontakte gab, sowie die Schulen und Kindergärten mussten informiert werden. Am Montagabend die Entwarnung: die PCR-Ergebnisse waren negativ.
Ein säurehaltiges Getränk hatten die beiden Fünf- und Siebenjährigen im Gegensatz zu den beiden falsch getesteten Kindern der Familie Hansen jedoch nicht vor dem Test getrunken. „Die einzige Parallele ist der Wangenabstrich, der auch im Testzentrum Wollmatingen durchgeführt wurde“, erzählt der Vater.
„Eine zu hohe Rate an falsch positiven Tests wird das Vertrauen in diese Teststrategie schnell erodieren lassen – das kann nicht in unserem gesellschaftlichen Interesse sein, um die Pandemie schnell zu besiegen“, schreibt er dem SÜDKURIER.
Er vergleicht die Situation mit einer Feueralarmprobe an Schulen: „Irgendwann glaubt es keiner mehr, dass es wirklich brennt.“ Thomas Albicker möchte ein Teil der Lösung des Problems sein. „Wir wissen nun, dass diese Wangenabstriche nicht zuverlässig sind. Also sollten wir andere Tests nehmen. Wir als Familie werden uns weiter testen lassen.“

Eine Spielgruppe der Kindertagesstätte St. Gallus war von einem vorübergehenden positiven Test betroffen und wurde im Laufe des Montags geschlossen. Auf SÜDKURIER-Nachfrage heißt es dort: „Die betreffende Gruppe ist nun bis 5. Mai zu. Mehrere Kinder und Erzieherinnen befinden sich in Quarantäne.“
Marco D‘Arca, Leiter des Schnelltestzentrums am Bodenseeforum, unterstützt Thomas Albicker in seinem Ansinnen, aus dem Erlebten die richtigen Schlüsse zu ziehen. In seiner Einrichtung wurden am Wochenende einige Kinder per Wangenabstrich positiv getestet, bevor der PCR-Test die gegenteiligen Ergebnisse hervorbrachte.
Er sagt: „Wir haben daraus gelernt und das tut uns auch leid. Das war nicht optimal. Wir wenden bei Kindern seither nur noch Tests für den Nasenvorhofbereich an.“ Die falschen Ergebnisse seien ab Freitag vergangener Woche aufgetreten. „Vorher war uns das Problem nicht bewusst. Als wir dann aber auf einen anderen Hersteller zurückgriffen, trat es auf“, erklärt Marco D‘Arca. Bis auf weiteres werde auf Wangenabstriche verzichtet.
Mandy Krüger vom Presseamt der Stadt Konstanz berichtet, dass in den städtischen Schulen ausschließlich Nasenvorhofabstriche durchgeführt werden. „Bei mittlerweile zehn Kindergärten sind es zudem die Lolli-Tests, die daheim direkt nach dem Aufstehen und noch vor dem Zähneputzen und vor dem Frühstück gemacht werden sollen“, sagt Mandy Krüger.
„Die genauen Anweisungen haben wir den Eltern mitgeliefert.“ Damit wolle man die Ergebnisse so zuverlässig wie möglich halten. Ein Wangenabstrich sei vonseiten der Stadt bisher nicht regulär vorgesehen.
Für Simone Brunner, Leiterin des gleichnamigen Labors, ist vor allem die Frage der Schnelligkeit entscheidend. „Für uns Experten sind falsche Schnelltests nicht unnormal. Wir müssen aber dahin kommen, dass wir sofort nach einem positiven Antigen-Schnelltest den PCR-Test machen. Nur so können wir verhindern, dass die ganze Maschinerie mit Benachrichtigungen von Freunden, Verwandten, Mitschülern und anderen Kontaktpersonen in Gang gesetzt werden muss.“
Spät gelieferte PCR-Tests: „Das ist ärgerlich“
Wären alle PCR-Testungen zeitnah bei ihr im Labor gelandet, hätte viel Aufregung verhindert werden können. „Aber leider habe ich diese Tests zur Überprüfung teilweise erst zwei Tage später erhalten. Das ist ärgerlich.“
Labor Brunner erhielt 169 PCR-Tests vom Wochenende, die über die Notfalltestpraxen kamen. „Ich kann aber nicht sagen, wie viele davon tatsächlich nach einem positiven Antigen-Test gemacht wurden, denn darunter sind auch normale PCR-Tests, die aufgrund von Corona-Symptomen wie Fieber oder Husten am Wochenende gemacht werden.“
Von 169 PCR-Tests am Wochenende waren nur 20 positiv
Die Zahlen jedoch beunruhigen Simone Brunner: „Von diesen 169 Tests waren nur 20 positiv. Wenn die alle aufgrund vorheriger positiver Antigen-Schnelltests gemacht worden wären, wäre das eine Katastrophe.“ Dann würde niemand mehr den Schnelltests vertrauen.