Riesige Partys wurden noch in den 1980er-Jahren auf dem Bettenberg gefeiert. Dass es sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz gehandelt hat, war den Jugendlichen seinerzeit egal. Auch heute schert sich manch Konstanzer nicht darum, dass große Teile des rund 132 Hektar großen Gebiets gesperrt sind.
Der Grund: Noch immer gibt es dort Kampfmittel. Aufgrund der hohen Gefährdungslage wurde der Bettenberg im Jahr 2009 gesperrt. Mit teilweiser Kampfmittelbeseitigung gab es in der Folge partikuläre Freigaben. Die Stadt Konstanz wünscht sich dort ein Naherholungsgebiet.
Hier sollen sich Hafner-Bewohner tummeln
Die Stadtverwaltung Konstanz hat gemeinsam mit dem Nabu-Bodenseezentrum ein Konzept erstellt, wie der Bettenberg als Naherholungsgebiet dienen könnte. Das Gelände ist allerdings im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Auch die mögliche Wegeführung ist bereits grob geplant. Das Gesamtkonzept, das laut Sitzungsvorlage mit der Grundstückseigentümerin abgestimmt sei, wird dem Technischen und Umweltausschuss in der Sitzung am Donnerstag, 9. November, um 16 Uhr im Technischen Rathaus vorgelegt.
Der Grund für diese Vorplanung: Wenn das Neubaugebiet Hafner realisiert wird, erwartet die Verwaltung, dass die dortigen Bewohner vermehrt Erholung auf dem Bettenberg suchen würden. Doch in diesem Gebiet besteht ein Sicherheitsrisiko wegen der noch immer vorhandenen Kampfmittel. Das Ansinnen der Verwaltung ist, die Menschen lieber auf sicheren Wegen zu führen, um so die Gefahr für Leib und Leben zu minimieren.

Laut Vorlage wird ein Aufpasser gebraucht
Außerdem, so ist der Sitzungsvorlage zu entnehmen, wäre die Präsenz eines Rangers (also einer Art Aufseher oder auch Aufpasser, Anm.d.Red.) unbedingt von Nöten, damit sich die Spaziergänger auch wirklich nicht in die Büsche schlagen. Dies sei erforderlich, um die Menschen vor der Kampfmittelgefahr zu bewahren; gleichzeitig gehe es auch um den Schutz von Flora und Fauna, da der Bettenberg zwischenzeitlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.
Das Konzept ist eigentlich schon weit gediehen. Es sind Rundwege angedacht sowie Informations- und Erlebnisstationen. Klar ist auch, dass die Kampfmittelfreiheit nicht nur die Wege betreffen muss, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Zusätzlich müssten auch die Randbereiche der Wege in einer Breite von 1,5 Metern auf Kampfmittel untersucht und gegebenenfalls geräumt werden, heißt es in der Sitzungsvorlage.
Doch es gibt noch weitere ungelöste Probleme
Es gibt aber noch weitere große Herausforderungen, die das vorgesehene Naherholungs- und Besucherlenkungskonzept betreffen. Die große Frage ist: Wie gelangen die Naturfreunde sicher über die Landesstraße 221, die von Wollmatingen nach Litzelstetten führt? Zwar gibt es in der Nähe des Kreisverkehrs nach dem Ortsausgang Wollmatingen Richtung Dettingen eine Ampel, doch diese reiche nicht aus; vier Querungen der Landesstraße seien erforderlich, heißt es in dem Gutachten.
Als kritisch erachtet wird die Fußgängerquerung im Bereich des Motorsportclubs (MSC). Als sicherste Variante wird eine Fußgängerbrücke oder Fußgängerunterführung genannt; gleichzeitig steht in der Vorlage: „Aus Kosten- und Aufwandsgründen wird diese von allen Beteiligten jedoch als unrealistisch angesehen.“ Als realistisch hingegen erachten die Planer, eine östlich gelegenere Querung, „in den Bereich der geplanten, ampelregulierten Erschließungszufahrt von der L221 in den geplanten neuen Stadtteil Nördlicher Hafner“.

Der TUA soll am Donnerstag unter anderem darüber befinden, ob das Konzept vertieft und die Umsetzung vorbereitet werden soll. Außerdem soll der Ausschuss 50.000 Euro gewähren, da sich die Stadt an den Kosten der geplanten und von der BImA durchzuführenden Kampfmittelsondierung, respektive Räumung zu beteiligen. Dies solle im kommenden Jahr erfolgen. Was die Umsetzung des Naherholungskonzepts kosten wird, steht noch in den Sternen.