Das ist doch unterirdisch: Autofahrer gucken in die Röhre – zumindest dann, wenn sie in den nördlichen Abschnitt des Tunnels bei der Reichenauer Waldsiedlung hineinfahren und Musik hören oder telefonieren. Denn nicht selten bricht dabei das Telefonat ab und der Empfang des Radios ist gestört oder Sender gar nicht erst verfügbar.

Darüber wundern sich einige der 30.000 Autofahrer, die täglich auf der Strecke unterwegs sind. Schließlich ist der 470 Meter lange Tunnel einer der modernsten seiner Art und hat die üppigen Kosten von rund 63 Millionen Euro verschlungen. Von Handyempfang oder dem Lieblingsradiosender herrscht stellenweise dennoch Fehlanzeige.

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Im Ausland ist das oft kein Problem

Einer, dem dieser Umstand auch bereits aufgefallen ist, ist Allensbacher CDU-Fraktionschef Ludwig Egenhofer. Er fährt die Strecke gelegentlich selbst und weiß um das Problem. „Oft hat man da keinen Empfang“, sagt Egenhofer auf SÜDKURIER-Nachfrage. Er bekomme das auch immer wieder innerhalb der Gemeinde gespiegelt, wie er angibt.

Dabei wundert Egenhofer vor allem eines: „Das ist nur in Deutschland so“, sagt er. „Ich kann überall fahren und habe Empfang, in der Schweiz, Österreich und so weiter. Im Ausland funktioniert das.“ Er spielt damit auf die Tunnel auf der Brennerautobahn in Österreich sowie den über 15 Kilometer langen Gotthardtunnel in der Schweiz an. „Aber die können auch Tunnel bauen“, sagt er mit Blick auf unsere Nachbarn.

Dass es in der heutigen Zeit in einem solch modernen Bauwerk dahingehend Probleme gibt, ist für Egenhofer dabei ein Rätsel. Ihm gehe es dabei auch um die Sicherheit im Inneren des Tunnels, beispielsweise bei Stau, sagt er.

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Es sind nicht alle Sender verfügbar

Die nördliche Tunnelröhre stadtauswärts ist mehr von den Problem betroffen, weil sie zwischen der anderen und dem Hügel liegt. Deshalb werden die Funkwellen dort deutlich stärker abgeschottet. Gegenwärtig ist der Straßentunnel so ausgestattet, dass die Sender SWR3 und Radio Seefunk durchgängig empfangen werden können.

Warum nicht alle Sender empfangbar sind? Am Ende geht‘s beim Empfang der Radiosender auch um eines: Geld. „Die zu empfangenden Sender müssen dafür Gebühren bezahlen, dazu sind nicht alle bereit“, teilt Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg (RP), auf SÜDKURIER-Nachfrage mit. „Die Sender haben eine bestimmte Frequenz/Wellenlänge, die dann über Funk in den Tunnel übertragen wird.“ Die Radiosignale werden hierbei an der Oberfläche mit einer Richt-Antenne empfangen und von einem im Tunnel verlegten Kabel abgestrahlt.

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Auch der Mobilfunk bricht teilweise ab

Und warum fehlt der Mobilfunk oder bricht in vielen Fällen einfach ab? Schuld ist nicht vorhandene zusätzliche Ausstattung. Denn eine entsprechende Mobilfunkausstattung sei laut Angaben des RP erst ab einer Tunnellänge von über 500 Metern notwendig beziehungsweise sogar vorgeschrieben. Darunter sei sie dagegen nicht vorgesehen, da der Empfang im Normalfall auf dieser Streckenlänge nicht abbreche.

„Zur Einsparung von Steuermitteln hält sich der Bund auch daran“, so Spannagel. Das RP wisse allerdings von etwaigen Verbindungsabbrüchen ohnehin nichts. So lägen keine Hinweise darauf vor, dass der Mobilfunk im Tunnel abbreche, gibt die Behörde an. Viele der 30.000 Autofahrer am Tag sehen das wohl anders.

Doch wie teuer kann entsprechende Technik denn sein? Dazu kann das RP keine Zahlen liefern. Wie hoch in diesem Fall die Einsparung einer zusätzlichen Mobilfunkanbindung mitsamt Ausstattung, Montage und Wartung ist, könne man nicht beziffern. Denn diese Leistung sei nicht Teil der Betriebstechnik-Ausschreibung gewesen, so das RP.

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Das Problem nachträglich zu beheben ist nicht geplant. Denn einer entsprechenden Aufrüstung erteilt das Regierungspräsidium eine Absage: „Eine Nachrüstung ist nicht vorgesehen“, heißt es. Damit müssen Autofahrer wohl weiterhin damit rechnen, dass es am anderen Ende der Leitung knackt und der Gesprächspartner weg ist. Übrig bleibt dann wohl nur ihn oder sie in knapp einer halben Minute erneut anzurufen – nämlich dann, wenn man den nicht einmal 500 Meter langen Tunnel wieder verlassen hat.