Von einer Bäderlandschaft konnten die Konstanzer Anfang der 1970er-Jahre nicht sprechen. Es gab das Hallenbad am Seerhein. Das war‘s, denn ein weiteres Schwimmbad gab es nicht – bis schließlich im April 1975 das Freizeitbad Jakob eröffnet wurde. Das Staunen der Besucher war groß, denn alles war gepflegt und modern.
„Damals war Konstanz Nummer-Eins-Stadt in vielen Bereichen“, erinnert sich Michael Breuninger. Das Freizeitbad Jakob, das Konstanzer alsbald liebevoll „Jaköble“ titulierten, war Teil seiner Kindheit, weshalb er „eine Macke“ weghabe, wie er sagt. Der Grund: Seine Eltern Yvette und Willy Breuninger waren die ersten Pächter des Jaköble und der Sohnemann musste sofort nach der Schule im Betrieb mithelfen.

„Das Bad war seiner Zeit voraus. Es war ein Vorzeigeprojekt“, stellt Michael Breuninger fest. Wo gab es schon beheizte Becken im Freien inmitten eines schönen Parks direkt am Bodensee mit Softball-Feldern? „Auch das Restaurant war fortschrittlich und bestens ausgestattet“, so Breuninger, der von High-Tech-Fritteusen, einer der ersten Mikrowellenherde und vielem mehr spricht. Auf der Restaurant-Terrasse hatten 200 Personen, auf der darüber liegenden Terrasse 400 Personen Platz.
Dimension und Angebot des Freizeitbads in der damals etwa 70.000 Einwohner zählenden Stadt war staunenswert und lockte Besucher aus ganz Süddeutschland an. „Regelmäßig wurde das Bad wegen Überfüllung geschlossen“, erinnert sich Michael Breuninger.

Eine Goldgrube
Der Flipperautomat im Restaurant war heiß begehrt. „Wir waren die Einzigen, die einen Schlüssel für das Gerät bekamen“, so Michael Breuninger, denn das Münzfach musste in kurzen Abständen geleert werden.
Das Tragen von Badekappen war damals Pflicht. Wer seine vergessen hatte, musste nicht nach Hause fahren, denn es gab einen entsprechenden Automaten. „Das war eine Geldmaschine“, sagt Breuninger, dem die beiden Badekappenmodelle unvergessen sind. „Für fünf Mark gab es die mit Luftböppeln und für zwei Mark jene, die wie ein Kondom aussah.“

Bei Großeinkäufen von Süßigkeiten bekamen die Pächter auch Prämien, darunter im Jahr 1982 ein Fernglas. Michael Breuninger durfte es ausprobieren und sein Blick blieb an einem jungen Mädchen beim Softball-Platz hängen. Dass sie Sandra hieß, erfuhr er erst später.
Die Liebe seines Lebens
Sandra war damals gerade 15 Jahre alt und verbrachte immer ihre Freizeit im Jaköble. Urlaub konnte sich die Familie nicht leisten, aber ein Bäderpass war noch finanzierbar, weshalb selbstverständlich fast jede freie Minute im Jaköble verbracht wurde. Am Wochenende war Sandra mit der ganzen Familie samt Liegestühlen dort anzutreffen, unter der Woche nach der Schule sowie in den Ferien mit Freunden.
Michael Breuninger wollte Sandra unbedingt kennenlernen. Das Fernglas hatte er gerade weggelegt, da kam ein Kumpel, den er zuvor mit Sandra gesehen hatte. „Er hat immer Radler mit Eiswürfeln bestellt“, berichtet Michael Breuninger – und dafür hat er ihn gehasst. Eismaschinen gab es damals noch nicht, sondern lediglich Alubehältnisse, aus denen die Würfel mit der Hand herausgepresst wurden, was nicht immer verletzungsfrei gelang.

Breuninger fand heraus, dass seine Angebetete die kleine Schwester der Freundin seines Kumpels war. Kurz darauf kam jener Kumpel wieder mit einem Auftrag: „Du sollst ihr den Rücken eincremen.“ Darum ließ sich Breuninger nicht zweimal bitten. „Es war der 29. Mai 1982“, sagt Sandra. Ein unvergessliches Datum für beide, denn nach dem Eincremen trafen sie sich immer wieder, wurden ein Paar und heirateten später – die Liebe ihres Lebens.
Ein Hauch von Dallas
Billig war das Freizeitvergnügen nicht. „Der Eintritt war hoch und das Jaköble war als Schickimicki-Bad verschrien“, so Breuninger. Apropos Schickimicki: „Einmal im Jahr war mitten in der Saison das Bad geschlossen und die Belegschaft hatte das Jaköble für sich. Wir haben dann Dallas gespielt“, berichtet Michael Breuninger und lacht.

Die amerikanische Serie von den Reichen und Schönen flimmerte seinerzeit über die Bildschirme und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten Freude daran, es den Protagonisten zumindest für einen Tag gleichzutun. Auf Surfbrettern drapierten sie sich im Schwimmbecken und hatten ihren Spaß.