In der Sonnenbühlstraße haben die Bauarbeiten der Wobak für eine Anschlussunterkunft für 87 Geflüchtete in diesen Tagen begonnen. Der Bezug ist laut den aktuellen Plänen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft im Herbst 2021 möglich. Die Stadt wird dann die Räumlichkeiten von der Wobak anmieten und zwar für 15 Jahre. Dies hat auch der Konstanzer Gemeinderat schon abgesegnet, in der letzten Sitzung vor der Sommerpause.

Bild 1: Baggern gegen die Fehlbelegung: Wobak baut für 87 Flüchtlinge am Sonnenbühl
Bild: Eva Marie Stegmann

Da gab es übrigens bei aller Zustimmung, denn die Stadt braucht dringend Wohnungen für Geflüchtete, auch Kritik.

Ist die Miete zu hoch?

Nämlich an der Höhe der Miete für die 1826 Quadratmeter. Über 14 Euro pro Quadratmeter kostet diese kalt, fast 19 Euro pro Quadratmeter veranschlagt die Wobak für die Warmmiete. Kämmerer Ulrich Schwarz erklärte den Räten: Zum einen werde es ein Bauwerk nach KfW-40- Standard, also mit niedrigem Energieverbrauch, es werde wenig Beton verwendet und sei damit klimaschonend, wie es der Gemeinderat wollte.

Bild 2: Baggern gegen die Fehlbelegung: Wobak baut für 87 Flüchtlinge am Sonnenbühl
Bild: Eva Marie Stegmann

Zum anderen sei die Mehrzahl der Wohnungen, nämlich 44, Einzimmer-Appartements, was einen höheren Quadratmeterpreis mit sich bringe. Und: Die Wobak möbliert die Wohnungen und stattet sie mit Beleuchtung aus. „Natürlich wäre es mir auch lieber gewesen, die Wobak wäre mit dem Preis ein wenig runtergegangen“, räumte Schwarz ein.

Stadt hat keine Wahl

Ob die Mieten nun angemessen sind oder nicht: Die Stadt hat keine Alternative zu diesem Projekt und damit eine schlechte Verhandlungsposition. Die Anschlussunterkünfte für Geflüchtete, die mehr als 24 Monate in einer Gemeinschaftsunterkunft gelebt haben oder deren Asylantrag positiv beschieden worden ist, werden in Konstanz dringend benötigt.

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Seit Jahren nimmt die Stadt im Vergleich zu anderen Kommunen im Landkreis zu wenig Personen auf, als sie per Gesetz muss. Aktuell fehlen Wohnungen für 141 Personen, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte. Diese 141 leben noch in den Gemeinschaftsunterkünften des Kreises oder in Wohnungen in anderen Kommunen.

Pro nicht untergebrachter Person zahlt Konstanz

Pro nicht untergebrachter Person zahlt Konstanz an den Landkreis eine Fehlbelegungsabgabe: Die habe 2018 bei rund 700.000 Euro und 2019 bei rund 800.000 Euro (Stand Dezember) gelegen, so der Sprecher der Stadt, Walter Rügert, auf SÜDKURIER-Anfrage.

Burchardt: „Sind schon arg im Rückstand“

Oberbürgermeister Uli Burchardt betonte gegenüber den Stadträten: „Wir sind da schon arg im Rückstand.“ Deshalb liegt auch der ursprüngliche Plan, den die Stadt mit den Anschlussunterkünften verfolgte, zumindest im Fall Sonnenbühl auf Eis.

Bild 3: Baggern gegen die Fehlbelegung: Wobak baut für 87 Flüchtlinge am Sonnenbühl
Bild: Eva Marie Stegmann

Nämlich, dass, wie Bürgermeister Andreas Osner auf einer Gemeinderatsitzung 2017 sagte, „die Wohneinheiten über das gesamte Stadtgebiet verteilt und in sinnvolle, kleine Einheiten gegliedert werden, die weitestgehend sozial durchmischt sind.“

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Als Stadtrat Marcus Nabholz (CDU) bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorschlug, dass Studierende oder andere Bürger mit einziehen könnten, analog zu den Hoffnungshäusern am Alten Bannweg, sagte Ulrich Schwarz: „Eine gute Idee. Wir haben momentan aber ein so hohes Defizit, dass wir in erster Linie die Flüchtlinge unterbringen müssen.“ Wenn die Zahl der Flüchtlinge zurückgehe, werde man darüber nachdenken, die Wohnungen für andere Personengruppen mit anzubieten.

Bild 4: Baggern gegen die Fehlbelegung: Wobak baut für 87 Flüchtlinge am Sonnenbühl
Bild: Eva Marie Stegmann

Auf einem Drittel des Bolzplatzes an der Sonnenbühlstraße soll ein fünfgeschossiger Bau mit 63 Wohnungen entstehen, davon 44 Einzimmerappartements, 14 Zweizimmer- und fünf Dreizimmerwohnungen, inklusive Gemeinschaftsraum und Büro für Hausmeister und Sozialarbeiter.