Die Regale sind gut gefüllt, die Kaffeemaschine läuft und Kunden verlangen nach Zigaretten, Lottoscheinen und Busfahrkarten. Burak Sari steht in Badeschlappen hinter der Verkaufstheke und ist glücklich über die wenigen Quadratmeter, die er nun sein eigenes Reich nennen kann.
Der 29-Jährige ist seit dem 1. September der neue Pächter des Kiosks am Zähringerplatz. Sein Vorgänger Oliver Lohrer-Kohnke musste nach vielen Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Er betrieb den Kiosk am Zähringerplatz und den am Bodanplatz gemeinsam mit Sinan Mora.
Vorübergehend waren beide Betriebe geschlossen, die Rollläden dicht und die Kunden traurig. Jetzt ist zumindest im kleineren Kiosk neues Leben eingezogen. Die Stammgäste begrüßten den neuen Pächter freudig, wie Burak Sari erzählt: „Ich habe zum Start selbstgemachte Marmelade bekommen.“
Mit der neuen Aufgabe erfüllt er sich einen Kindheitstraum: „Ich bin in Konstanz geboren und war Schüler der Gebhardschule. Als Kind habe ich hier immer Süßigkeiten gekauft. Mein Wunsch ist es schon sehr lange, einen eigenen Kiosk zu betreiben. Aber als Zweitklässler habe ich natürlich nicht geahnt, dass ich genau diesen mal übernehmen würde.“

Auch seine Frau Dilara Sari ging auf die Gebhardschule, auch sie kennt die Verkaufsbude seit Jahren und unterstützte ihren Mann auf dem neuen Weg. „Als der Kiosk zugemacht hatte, habe ich der Stadt geschrieben und gefragt, ob er frei sei. Die haben mir dann den Kontakt zu Oliver hergestellt“, erzählt die 28-Jährige.
Als alles spruchreif war, half sie ihrem Mann dabei, jeden einzelnen Artikel mit Nummer in die neue Kasse einzugeben. Auch die restliche Familie unterstützte ihn. „Meine Mutter und meine Schwiegermutter haben bei 30 Grad Celsius eine Woche lang mit mir geputzt, bevor ich den Kiosk übernommen habe“, freut sich Sari.

Für ihn ist der berufliche Neustart auch ein privater: Vor knapp fünf Wochen kam seine Tochter zur Welt. Das Ehepaar hat noch einen zweijährigen Sohn. „Elternzeit ist dieses Mal nicht drin, aber ich freue mich über die regelmäßigen Besuche meiner Familie am Zähringerplatz“, sagt der 29-Jährige.

Zuletzt war der ausgebildete Einzelhandelskaufmann beim Fahrdienst des Klinikums Konstanz tätig, erledigte Botengänge und brachte Ware auf die Stationen. „Obwohl ich jetzt länger arbeite, vergeht die Zeit schneller“, sagt er. „Ich mag es, wenn rund um den Kiosk so viel los ist.“ Ab und zu komme auch sein Vorgänger Oliver Lohrer-Kohnke auf einen Kaffee vorbei.
Wie es mit der Verkaufsstelle am Bodanplatz weitergeht, ist noch offen. Anders als am Zähringerplatz gehört dort zwar das Gebäude der Stadt, das Nutzungsrecht liegt aber bei der Hamburger Firma, die damals das Lago-Center entwickelte. Diese verpachtet den Kiosk an einen neuen Betreiber. Laut Burak Sari laufen Gespräche.