Jüngst erst richtete sich der Blick der Stadträte auf den Stadtteil Petershausen-West. Es ging um die Einführung eines Bewirtschaftungskonzepts für den Parkraum in Teilen von Petershausen. Ein Bereich steht jetzt erneut im Fokus: Das Quartier zwischen Bruder-Klaus-/Petershauser-/Hindenburg- und Schneckenburgstraße (siehe Grafik). Hier soll eine Fahrradzone geplant werden.
Was ist eine Fahrradzone?
Die FGL hatte den Antrag auf Einrichtung einer Fahrradzone in Petershausen-West gestellt. Mit der Änderung der Straßenverkehrsordnung im Jahr 2020 sei die Fahrradzone als neues Instrument zur Radverkehrsförderung aufgenommen worden, so der Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga zum Hintergrund.
Die Verkehrsregeln seien eine Mischung jener, die in Tempo-30-Zonen und in Fahrradstraßen gelten. In einer Fahrradzone gelte Tempo 30, rechts vor links an Kreuzungen, Fahrradfahrer dürften explizit nebeneinander fahren. Andere Verkehrsmittel als Fahrräder müssten mittels Beschilderung explizit zugelassen werden. Autofahrer müssten dann besonders Rücksicht auf Radler nehmen.

Was eine gute Fahrradzone auszeichnet
Gregor Gaffga beschreibt den Mitgliedern des Technischen und Umweltausschusses (TUA) darüber hinaus, was eine „gute Fahrradzone“ ausmache: Der Durchgangsverkehr solle möglichst aus dem Quartier herausgehalten, Kreuzungen sollten freigehalten, Sicherheitsstreifen bei den Parkplätzen markiert und Radparkplätze geschaffen werden.
Was die Autostellplätze anbelangt, meint Gaffga: „Der Parkraum muss angepasst werden, sonst macht es keinen Sinn.“ Aber er denkt nicht nur an Radfahrer. Er spricht auch davon, dass Querungsmöglichkeiten für Fußgänger verbessert werden sollten.
Mehr Rechte für Radler
Anne Mühlhäußer (FGL) freut sich über den Vorschlag. Im Jahr 2017 habe ihre Fraktion beantragt, dass die Gebhardstraße als Fahrradstraße ausgewiesen werden solle. Jetzt, sieben Jahre später, gehe es mit einer verbesserten Infrastruktur für Fahrradfahrer voran. Fahrradzone findet sie gut, denn dann hätten Radler mehr Rechte: „Es ist ein Gebot der Zeit.“

Die Fahrradzone sei ein wichtiger Schritt, da das Quartier vor einer wichtigen Entwicklung stehe, findet Verena Vögt (Junges Forum). Es handle sich dabei um die Vorarbeit für die zweite Fahrradbrücke.

Entschärfung gefordert
Bauchweh hat Anne Mühlhäußer trotzdem, denn „der Bodenseeradweg ist nicht berücksichtigt“, moniert sie. Ebenso erinnert sie an die Kreuzung Schneckenburgstraße mitsamt Bahnschranke, wo dringender Handlungsbedarf bestehe. „Den Knoten müssen wir entschärfen“, so Mühlhäußer.
Da kann Heinrich Fuchs (CDU) nur beipflichten: „Den Knoten am Bahnübergang muss man unabhängig genau anschauen; da ist schon manchmal Highlife.“ „Die Schneckenburgstraße steht auf unserer To-do-Liste“, antwortet Gregor Gaffga, stellt aber klar, dass es – wie auch beim Bodenseeradweg – keine schnelle Lösung geben werde.

Gute Idee, aber wie sind die Folgen?
Grundsätzlich sei die CDU für eine Fahrradzone, so Heinrich Fuchs. „Wir gehen davon aus, dass der Fußverkehr nicht allzu sehr leidet.“ Allerdings legt er Wert darauf, dass die Planung auf jeden Fall dem TUA zur Diskussion vorgelegt werden soll.
„Wir wollen erst die Planung sehen, um zu schauen, wie es funktioniert und ob alles zusammenpasst“, meint auch Jürgen Ruff (SPD). Schließlich dürfe man die Buslinie 6 nicht vergessen, die dort verkehrt; ihr dürften keine Nachteile entstehen. Wichtig ist ihm, dass „alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden und der Fußverkehr nicht unter die Räder kommt“.

Positiv wertet Ruff, dass der Radverkehr nicht kanalisiert, sondern verteilt würde. Auch der Vorfahrtsregelung rechts vor links kann er viel abgewinnen, denn „dann ist auch der Radverkehr nicht so beschleunigt wie in der Fahrradstraße“.
Übers Ziel hinausgeschossen?
Christian Kossmehl (Freie Wähler) ist zwar auch für eine Verbesserung der Infrastruktur und findet die Idee prinzipiell gut, fragt sich aber, ob jetzt nicht „über das Ziel hinausgeschossen wird“. Was ihm fehlt: Die Kosten seien nicht in der Vorlage erwähnt. Wichtig ist ihm auch, welche Folgen die Fahrradzone für die Anwohner haben werde und ob die Parkplätze erhalten blieben.

„Geht ziemlich übers Ziel hinaus“, formuliert Achim Schächtle (FDP). Er sorgt sich um die Anwohner, die keinen eigenen Parkplatz hätten und auf Stellplätze im öffentlichen Raum angewiesen seien. Zum Thema Fahrradzone merkt er an: „Wir reden hier nur über Transitverkehr.“ Der Vorlage wolle er nicht zustimmen, sondern erst die weitere Planung abwarten.
Auch Alfred Reichle (SPD) äußert sich kritisch. Er findet, erst sollten die bestehenden Radwege verbessert, respektive verbreitert werden. Und er erinnert er an den seit vielen Jahren geforderten Radweg zwischen Dettingen und Dingelsdorf. Das wäre besser als eine Fahrradzone, findet er.
Verwaltung will keinen Schnellschuss
„Wir wollen keinen Schnellschuss machen. Es muss gut durchdacht sein“, erklärt Gregor Gaffga. Eine finale Aussage zu Kosten und Auto-Stellplätzen könne er noch nicht machen, denn „wir sind noch nicht in der konkreten Planung“. Er wolle erst den Auftrag erhalten, tätig werden zu können. Dann würde das Konzept konkretisiert und den Stadträten nochmals vorgestellt.