Seit nunmehr zwei Wochen ist die Gastro- und Hotellerieszene wieder weitgehend in den Stillstand versetzt. Restaurants und Bars sind geschlossen, Touristen, die in den Hotels am See übernachten, gibt es nicht. Daran am heftigsten zu knabbern haben die Betreiber. Immerhin: Ihnen soll vom Staat geholfen werden. Doch nicht nur sie sind vom zweiten Lockdown hart getroffen.
Denn wenn Restaurants geschlossen und Hotels weitgehend leer bleiben, hat das auch Auswirkungen auf andere Branchen. Der SÜDKURIER hat sich deshalb bei einer Brauerei, dem Betreiber einer Wäscherei sowie Großhändlern und einem Floristen umgehört, wie sie vom Teil-Lockdown betroffen sind.
C & C Großmarkt findet nicht genug Abnehmer für Pommes

Seit Beginn des Lockdowns hat C & C aus Singen mit einer Niederlassung in Konstanz seine Türen nicht mehr nur für Großkunden, sondern für alle Bürger geöffnet. Dennoch reicht das nicht aus, dass alle Waren über die Ladentheke gehen. Johannes Netzhammer, Mitglied der Geschäftsführung, sagt: „Privatpersonen haben keinen Bedarf an einem fünf-Liter-Eimer Mayonnaise oder Großmengen an Rindfleisch.“
Noch bevor an den zweiten Lockdown überhaupt zu denken war, hatte Netzhammer nämlich Rindfleisch aus Argentinien importieren lassen. Jetzt bleibt der Großhändler darauf sitzen, weil die Abnehmer fehlen. Die Kühlhäuser seien bereits voll, so Netzhammer weiter. Weitere Waren, die aufgrund der Transportwege schon längst bestellt waren, sind auf dem Weg. Doch es fehlt der Platz. Geht das Fleisch nicht schnell genug weg, muss er es einfrieren. Netzhammer sagt: „Daraus ergibt sich allerdings ein hoher Wertverlust.“
Ähnlich sei die Situation auch bei Frischware wie Pommes. Die seien nur drei Wochen lang haltbar und der Lockdown gehe mindestens vier Wochen lang. „Gegessen werden Pommes aber vor allem in der Gastronomie“, so Netzhammer. „Bleiben wir darauf sitzen, müssen wir sie letztendlich wegschmeißen“, führt er weiter aus.
Er habe schon versucht, seine Ware ins nahegelegene Ausland zu verkaufen, doch auch in Frankreich, Österreich und der Schweiz werden die Corona-Regelungen verschärft und Restaurants bleiben zunehmend geschlossen. Netzhammer führt die Problematik noch ein Stück weiter. Denn wenn er auf seinen Produkten sitzen bleibt, bestellt er keinen Nachschub. Die Folge: Lieferketten geraten aus dem Gleichgewicht. Letztendlich bleibe so der Bauer womöglich auf seinen Kartoffeln sitzen, sagt Netzhammer.
Reichenau-Gemüse merkt Umsatzrückgang bei seinen Kunden
Eine, die Großhändler wie C & C beliefert, ist die Gemüse eG Reichenau. Unternehmenssprecher Johannes Bliestle sagt: „Wir sind breit aufgestellt, deswegen trifft uns der Lockdown nicht so hart wie andere Branchen. Das wirft uns jetzt nicht um.“
Das Geschäft mit dem Einzelhandel laufe konstant. Dennoch merke auch das Unternehmen, dass Abnehmer fehlen – nicht nur Gastronomen, sondern auch Lieferanten wie der Fruchthof Konstanz oder Großhändler wie C & C, denen es wiederum an Kunden fehlt. Weil der Lockdown recht plötzlich beschlossen wurde, habe man auch Gemüse entsorgen müssen. „Frischgemüse hält nun einmal nur ein paar Tage“, so Bliestle.
Brauerei Ruppaner hat die Produktion zurück gefahren

Auch bei der Konstanzer Brauerei Ruppaner fehlt durch die Schließung der Gastronomie ein Großteil der Kunden. Laut Karl-Bernhard Ruppaner, Geschäftsführer des Unternehmens, wird ihr Bier zwar auch über den Handel vertrieben, der Absatz ist aber nicht so stark wie normalerweise in den Restaurants und Bars, wo sich Menschen zum Beisammensein treffen. Deswegen hat die Firma Kurzarbeit anmelden müssen.
Ruppaner sagt: „Die Bier-Produktion haben wir bereits im September und Oktober heruntergefahren, sodass kein Bier in den Lagerhallen verdirbt.“ Denn noch nicht abgefülltes Bier sei länger haltbar. Genauso wie beim Großhändler hängen aber auch Lieferanten hinter der Produktion in der Brauerei.
Malz, Hopfen, Ettiketten, Kohlensäure – all das wird geliefert. Wird weniger produziert, braucht die Brauerei auch geringere Mengen. Bis das allerdings Auswirkungen auf die Hopfen- und Getreidebauern habe, müsse der Lockdown mehrere Monate anhalten, so Ruppaner.
Wäscherei am See hat für die Dauer des Lockdowns komplett geschlossen

Seine Wäscherei in Allensbach hat Martin Valovy aufgrund von fehlenden Aufträgen über den Lockdown geschlossen. Er sagt: „So gesehen geht es mir schlechter als einem Gastronomen, der zumindest noch sein To-Go-Geschäft hat.“
Er hat sich mit seiner Wäscherei auf Restaurants und Hotelbetriebe rund um den See spezialisiert. Das hat die vergangenen 15 Jahre erfolgreich funktioniert, führt aber in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal dazu, dass er seine Wäscherei schließen musste, weil keine Aufträge reinkommen. Denn bieten Gastronomen ihr Essen zum Mitnehmen an, werden keine Tischdecken schmutzig.
Valovy zählt außerdem kleine Familienhotels zu seinen Kunden. Da aber keine Touristen kommen dürfen, hätten sich die meisten von ihnen dazu entschieden, komplett zu schließen. Ob er eine Entschädigung vom Staat erhält, das sei derzeit noch ungewiss. Angewiesen sei er auf das Geld. Denn vor wenigen Jahren habe er alle Maschinen ersetzt, und diese wollen abbezahlt werden. Bekommt Valovy keine Hilfe, müsse sein Erspartes ran.
Blumengarage hat Kunden verloren, aber auch neue gewonnen

Florist Frederic Buitenwerf kann sich hingegen nicht über fehlende Arbeit beschweren. Zwar fielen auch bei ihm durch Corona viele Kunden, wie beispielsweise Gastronomen oder Firmen, weg, die sonst bei ihm Sträuße oder Gestecke kauften.
Aber es seien auch viele neue hinzu gekommen. Er sagt: „Viele bleiben momentan zuhause und nutzen die Zeit, um ihr Heim mit Pflanzen zu verschönern.“ Auch Gartenarbeit sei in diesem Jahr hoch im Kurs gewesen, weshalb es ihm an Kunden nicht fehle, auch wenn es andere seien als noch im vergangenen Jahr.