Der 1. Oktober ist seit rund zwei Jahren im Kalender der Konstanzer Familie Fritz dick markiert. An jenem Tag geht die Weinhandlung Franz Fritz, vom Namensgeber 1922 als „Küferei mit Groß- und Einzelhandel von Weinen und Apfelwein“ ins Leben gerufen, zur vierten Generation über: Andreas Fritz (65) übergibt die Geschäfte an seinen Sohn Lukas (33).

„Ich fühle mich sehr gut dabei und freue mich richtig“, versichert Andreas Fritz. „Wir sind dankbar, dass wir das Haus an unseren Sohn übergeben können. Schade wäre es gewesen, wenn ich ohne Nachfolger den Laden hätte abschließen müssen.“

So aber kann er besten Gewissens kürzertreten – auch wenn er weiterhin im Keller hinter der Theke anzutreffen sein wird. „Wenn Lukas mich braucht, bin ich da“, sagt er. „Das ist ja das Schöne: Ich helfe, wann und wo ich kann. Aber die Entscheidungen trifft Lukas.“ Und wie sieht der Sohn das? „Ich freue mich sehr, meinen Vater mit seiner Jahrzehnte langen Erfahrung an meiner Seite zu haben und gleichzeitig frei gestalten zu können.“

Andreas (links) und Lukas Fritz: Die Weinstube mit Weinhandel in der Konstanzer Niederburg bleibt im Besitz der Familie Fritz – in der ...
Andreas (links) und Lukas Fritz: Die Weinstube mit Weinhandel in der Konstanzer Niederburg bleibt im Besitz der Familie Fritz – in der vierten Generation seit der Gründung von Franz Fritz 1922. | Bild: Schuler, Andreas

Die Fußstapfen des Vaters bezeichnet Lukas Fritz als „nicht die Kleinsten. Aber ich bin gut vorbereitet, die Verantwortung zu übernehmen. Jetzt darf es losgehen.“ Er habe die innere Überzeugung, „dass ich hier genau richtig bin in einem Traditionsunternehmen im schönsten Konstanzer Stadtteil“. Er möchte das Geschäft gemeinsam mit seinem Vater fortführen, stellt aber augenzwinkernd fest: „Ich bin jetzt der Chef.“

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Erste Veränderungen hat er zuletzt bereits umgesetzt: Im Eingangsbereich in den Keller, dort, wo die Treppen hinab führen in die urige Stube, hat er zwei kleine Tische mit jeweils zwei kleinen Sitzbänken eingebaut, die große Tür ist verschwunden – in Eigenregie und mit seinen eigenen Händen.

„Ich finde das toll, das ist ein Schritt in Richtung Moderne“, sagt Andreas Fritz und Lukas nickt zustimmend: „Gleichzeitig bleibt der Charakter des Weinkellers erhalten.“

Lukas (rechts) und sein Vater und Vorgänger Andreas Fritz im Eingangsbereich der Weinstube. Die zwei kleinen Tische mit jeweils zwei ...
Lukas (rechts) und sein Vater und Vorgänger Andreas Fritz im Eingangsbereich der Weinstube. Die zwei kleinen Tische mit jeweils zwei kleinen Sitzbänken an dieser Stelle sind die erste kleine Veränderung, die der neue Chef durchgeführt hat. | Bild: Schuler, Andreas

Lukas hat Wirtschaftswissenschaften studiert sowie eine Lehre zum Holzbootsbauer absolviert. Derzeit macht er parallel zu den Aktivitäten im Weinhandel und in der Weinstube eine Ausbildung zum Sommelier, damit er die Geschäfte professionell ausüben kann.

Am Samstag, 28. September, fand in der Niederburg die offizielle Übergabe mit rund 100 Gästen statt. Bekannte Persönlichkeiten der Konstanzer Gesellschaft sowie Weinbauern und Winzer aus ganz Südbaden gaben sich die Ehre – ein Indiz für den exzellenten Ruf des traditionellen Familienunternehmens.

Rund 100 Gäste waren am Samstagabend bei der offiziellen Stabübergabe von Andreas zu Lukas Fritz.
Rund 100 Gäste waren am Samstagabend bei der offiziellen Stabübergabe von Andreas zu Lukas Fritz. | Bild: Schuler, Andreas
Das Unternehmen geht in die vierte Generation über. Darauf wurde bereits am vergangenen Samstag angestoßen.
Das Unternehmen geht in die vierte Generation über. Darauf wurde bereits am vergangenen Samstag angestoßen. | Bild: Schuler, Andreas

Andreas und seine Frau Maria haben neben Lukas noch zwei weitere Söhne – die aber haben jeweils eine Laufbahn als Ingenieure eingeschlagen. „Beide haben sich sehr gefreut, dass ich den Keller übernehmen möchte“, sagt Lukas. „Es ist wichtig für uns, dass die gesamte Familie hinter dieser Entscheidung steht. Alle sind glücklich über diese Lösung.“

Der 33-Jährige war schon immer sehr gerne im Weinkeller seines Vaters. „Die Arbeitsweise hat mir immer gut gefallen“, erzählt er. „Der Umgang mit den Menschen, die unterschiedlichen Generationen und Berufsgruppen, die bei einem Gläschen Wein zusammenkommen – all‘ das ist spannend, vielfältig und sehr persönlich.“

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Vater Andreas nickt zustimmend. „Wir haben hier zum Beispiel einen Stammtisch, da ist der Älteste ist 99 Jahre alt, der Jüngste 55. Da kommen Generationen ins Gespräch. Der Keller spiegelt das Leben wider. Der wahre Wert des Kellers liegt in den Menschen, die hierherkommen. Von Lehrstunde bis Komödienstadel erlebst du hier alles.“