Motorengeheule, quietschende Reifen, Auspuffknallen: Poser und Raser zeigen gerne, wie viele PS ihre Autos auf die Straße bringen. Gerade auf der Bodanstraße und der Laube kommt es immer wieder zu Beschwerden über die lärmenden Boliden.
Burghard von Sondern wohnt an der Laube und ist sich sicher, dass die zweispurige Straße nachts zum Rasen verleitet. Er sagt: „Nach dem Feierabendverkehr ab 18 Uhr verführt das hier viele zum Aufdrehen. Gerade nachts, wenn die Straße frei ist, rasen die hier durch, um ihre Power zu beweisen. Selbst tagsüber hält sich niemand an die 30 km/h.“ Vielfach seien Schweizer dabei, aber von Sondern beobachtet auch viele Raser aus anderen deutschen Landkreisen.
E-Mail-Adresse als Meldeplattform
Stadt und Polizei stecken in einem zwar gemeinsamen, aber ungleichen Kampf gegen die Raser und Poser. Unter „Posern“ versteht man Autofahrer, die durch Aufheulen des Motors oder unnötiges Gasgeben bei ausgekuppeltem Fahrzeug auf die Motorisierung ihres Fahrzeugs aufmerksam machen wollen.
Gerade diese seien oft nur schwer auffindbar, die Meldungen kommen verspätet und mit wenigen Informationen. Deshalb hat die Stadt vor über einem Jahr eine eigene E-Mail-Adresse Raser@Konstanz.de eingerichtet, unter der Bürger sich beschweren können.
Frank Conze, Abteilungsleiter Verkehrswesen der Stadt Konstanz, sagt: „Das macht es einfacher, die Informationen zu bündeln und zu kanalisieren.“ Nach der Einrichtung der E-Mail-Adresse hätten sich zunächst nur wenige dort gemeldet. Inzwischen kämen bis zu drei Meldungen pro Monat an, was ebenfalls überschaubar ist.

Über das Jahr hinweg habe man ungefähr 30 Mails erhalten. Allerdings gab es wenige Dopplungen von Fahrzeugen. Nur in zwei bis drei Fällen beobachtete die Polizei mutmaßliche Poser genauer. Und selbst dabei gibt es ein Problem. „Die meisten Fahrer sind legal unterwegs“, sagt Andreas Breuning, Leiter des Polizeireviers. Wenn die Polizei keine Verkehrsvergehen feststelle, könne sie nichts tun. Es fehle die Handhabe.
Poser sind schwer zu fassen
Frank Conze sagt: „Bei Rasern ist das einfacher nachzuverfolgen als bei Posern, gerade durch unsere mobilen und stationären Anlagen. Da sind die Geschwindigkeiten und somit der Regelverstoß greifbar.“
Und Breuning ergänzt: „Wenn man die Poser anhält, kann man ihnen nichts nachweisen. Man benötigt einen konkreten Hinweis oder Tatnachweis.“ Oft würden allerdings Zeugen und somit mögliche Anzeigenerstatter zurückschrecken, sobald es um eine Aussage vor Gericht gehe. Die Polizei müsste also eigentlich den Poser beschatten – und hinter ihm dreimal um den Block fahren. Erst dann könne man ihm beispielsweise „Unnützes Hin- und Herfahren“ nachweisen – ein Vergehen, das tatsächlich so in der Straßenverkehrsordnung steht.
Durch Corona nicht weniger Beschwerden
Während des Corona-Lockdowns war der Verkehr in Konstanz zwar zurückgegangen, und damit gab es auch deutlich weniger Blitzerfotos, weniger Verstöße wurden von den Bürgern aber nicht gemeldet. Seit zwei Monaten steige die Zahl der Beschwerden weiter, sagt Frank Conze. Das sei allerdings saisonbedingt, im Sommer gebe es immer mehr Verstöße als im Winter.
Für Conze liegt das Poser-Problem auf Bundesebene. Ein erster Schritt sei der neue Bußgeldkatalog gewesen, der am 28. April eingeführt wurde. „Jetzt sind wir endlich auf mitteleuropäischem Niveau angekommen, was die Höhe der Strafen angeht“, sagt er.
Um Rasern und Posern Herr zu werden, seien die Straßenverkehrsordnung, die Bußgeldkataloge und die Fahrzeug-Zulassungsverordnung die maßgebenden Mittel – diese aber könne nur der Staat verändern, nicht die Kommunen.