Der Gemeinderat Konstanz hat am Donnerstag beschlossen, die Spielzeiten 2019/20 des Theaters und der Südwestdeutschen Philharmonie (SWP) vorzeitig zu beenden. Eine vorläufige Ausnahme bildet die Freilicht-Inszenierung des Stücks „Hermann der Krumme oder die Erde ist rund“ von Intendant Christoph Nix am Münsterplatz.
Verwaltung nennt Gründe für Spielzeit-Ende
Die Stadtverwaltung hatte aus „Fürsorgepflicht und Verantwortung gegenüber dem Publikum“ das vorzeitige Spielzeit-Ende „dringend“ empfohlen. Sie argumentierte einerseits mit Planungssicherheit für beide Institutionen. Denn die Entscheidungen über Verlängerung der Schließungen erfolgten „meist kurzfristig und für einen überschaubaren Zeitraum“.
Zweitens habe die Beendigung einen finanziellen Aspekt, so die Stadt. Nur dann sei für die Monate Mai bis Juli die flächendeckende Anordnung von Kurzarbeit möglich.
Landesregierung: Theater und Konzerte von schrittweisen Lockerungen ausgenommen
Bei den schrittweisen Lockerungen der Corona-Beschränkungen bis nach Pfingsten sind Theater-Aufführungen und Festivals sowie Konzerte ausgeklammert. Ein Datum für eine mögliche Öffnung stehe derzeit nicht fest, heißt es im jüngsten Fahrplan der Landesregierung.
Insbesondere argumentierte die Stadt aber mit gesundheitlichen Bedenken. Sowohl Ensemble-Mitglieder – diese teils schon durch Wiederaufnahme der Proben – wie Gäste wären durch Aufführungen einem Risiko ausgesetzt.
Der Personalrat der SWP hatte sich für das vorzeitige Spielzeitende ausgesprochen, wie dessen Vertreterin, Violinistin Katharina Vogt, darlegte. Die Entscheidung sei vor allem vor dem Hintergrund gefallen, den Orchester-Mitgliedern und anderen Mitarbeitern Zugang zum Kurzarbeitergeld zu ermöglichen.
Keine einhellige Meinung beim Theater-Ensemble
Sebastian Heiland, Abteilungsleiter Ton und Video am Theater, erklärte für dessen Belegschaft: Diese sei hinsichtlich einer Fortsetzung des Spielbetriebs „geteilter Meinung“. Dies gelte ausdrücklich auch für den Münsterplatz. Während einige Mitarbeiter dies befürworten, habe „ein großer Teil gesundheitliche Bedenken“ und sehe eine Fortsetzung kritisch. Bei einem solchen müsste deshalb ein Konzept zum Arbeitsschutz der Mitarbeiter verfasst werden.
Laut Stadtrat Daniel Groß hatten gegenüber seiner CDU-Fraktionen einige Theater-Mitarbeiter Sorgen geltend gemacht, diese „müssten trotz Risikos weiterspielen“. Für die Freilichtspiele am Münster sollte deshalb, so auch Stadtrat Jürgen Faden (Freie Wähler), die Basis der Freiwilligkeit für das Ensemble herrschen. Es dürfe unter keinen Umständen sein, dass jemand zum Mitmachen gedrängt werde.
Auseinandersetzung zwischen Theaterintendant und Mitarbeiter-Vertreter
Theaterintendant Christoph Nix, der bei der Ratssitzung per Video zugeschaltet wurde, zeigte sich „erstaunt“ über die von Sebastian Heiland geäußerten Bedenken.
Seines Wissens sei der „überwiegende Teil der Mitarbeiter“ für die Freilichtspiele. Heiland vertrete nur einen Bruchteil der Beschäftigten am Theater.
Nix erklärte, kulturelle Veranstaltungen seien gerade in Krisen-Zeiten von hoher Bedeutung für die Bevölkerung. Das vom Theater erstellte Konzept für die Freilichtspiele mit reduzierter Besucherzahl ermögliche Aufführungen, bei denen die nötigen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften beachtet würden.

Christoph Nix: „Keine Inszenierung gegen den Willen von irgendjemand“
„Auf Biegen und Brechen machen wir nichts“, so Christoph Nix, „ich werde doch nach 14 Jahren keine Inszenierung gegen den Willen von irgendjemand durchführen.“
Thomas Traber, Leiter des Personalamts der Stadt Konstanz, gab zu Bedenken: Auch wenn man die Bespielung des Münsterplatzes weiter offen halte, sei nicht ausgeschlossen, dass auch die dortigen Veranstaltungen kurzfristig noch ausfielen.