Sie zeigt ein Bild von dem Hinterhofgebäude, das lichterloh in Flammen steht. „Rechts daneben ist mein Elternhaus“, sagt Alexandra Schatton, Gründerin und Leiterin der Ballettakademie am Theater Konstanz. Sie selbst war nicht vor Ort, als das Feuer ausbrach, aber ihre Mutter, ihr Mann und ihre jüngste Tochter (20) sowie Mieter.
„Im Wohnhaus selbst hat erst keiner etwas bemerkt. Die Studentin, die oben wohnt, hat dann die Rauchsäule gesehen und alle im Haus informiert“, erzählt Alexandra Schatton. „Ich bin dann nur rumgerannt und habe geschaut, dass keiner mehr im Haus ist“, berichtet Mutter Sieghilde Schatton. „Es war ein großer Schock. Schon die Hitze, die entgegenkam…“
„Mein Mann Giorgos ist sofort in die Garage und hat zwei Autos rausgefahren. Alle haben gesagt, er solle da nicht hineingehen. Aber die Tanks waren voll. Sein einziger Gedanke war: ‚Wenn das explodiert…‘“, erzählt Alexandra Schatton.

Sogar an Nachbarhäuser seien aufgrund der Hitze Fensterscheiben zersprungen und Rollläden geschmolzen, ergänzt Alexandra Schatton. „Die Feuerwehr war großartig“, sind sich beide einig.
Es grenze an ein Wunder, dass niemand verletzt worden sei, die Flammen nicht auf weitere Gebäude übergegriffen hätten und selbst das Wohnhaus der Schattons fast unversehrt geblieben sei. Das sei dem gezielten Eingreifen der Feuerwehr zu verdanken. Und: „Alle Engel waren bei uns“, meint Alexandra Schatton.
Nachbarn sind eine große Hilfe in der Not
Was sie nicht vergessen, ist nicht nur die Arbeit der Einsatzkräfte, sondern auch die Hilfsbereitschaft der Nachbarn. Menschen, die vorsorglich aus den angrenzenden Häusern evakuiert wurden, seien von Nachbarn in deren Wohnungen gebeten und mit Tee versorgt worden, schildert Mutter Sieglinde. „Es ist eine sehr gute Nachbarschaft. In der Not sind alle zusammengestanden“, sagt sie und fügt an: „Allen, die geholfen haben, ein großer Dank!“
Von der Hilfsbereitschaft sind beide Frauen sehr gerührt, denn diese kennt wirklich kaum Grenzen. Alexandra Schatton hatte in diesen Nebengebäuden Kostüme und Kulissen ihrer Ballettschule, die sie 1997 eröffnet hatte, gelagert. „Alles ist in Flammen aufgegangen“, so Tochter Schatton. Eine Versicherung greife für diesen Schaden nicht, sagt sie.

Und dann folgt noch ein kleines Wunder
Dann das nächste kleine Wunder: „Ruth Bader und Melina Egler vom Bodenseeforum haben davon erfahren und mir geschrieben, dass das ganze Team schockiert sei“, erzählt Alexandra Schatton und fährt enthusiastisch fort: „Sie sind auf mich zugekommen und haben mir angeboten, dass sie Räume und Dienstleistungen für eine Benefizgala zur Verfügung stellen würden.“
„Als wir davon gehört haben, war unser natürlicher Impuls, wir helfen uns in den Institutionen“, sagt Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums gegenüber dem SÜDKURIER als wäre das selbstverständlich. „Wir haben das mit der Stadt abgeklärt. Es hieß nur: Klar, macht!“

Im vergangenen Jahr hatte die Ballettakademie bereits eine Gala im Bodenseeforum gemacht. „Es war ein tolles Event und hat viel Spaß gemacht. Es war ein lebendiges Haus und die Kinder sind rumgewuselt. Und die Familie Schatton führt die Ballettschule mit viel Liebe“, erzählt Ruth Bader, als wäre die Veranstaltung erst gestern gewesen. Sie denkt nicht nur an den finanziellen Schaden aufgrund des Brandes, sondern auch an den „ideellen Wert“, denn mit diesem Fundus sei „historisches Gedächtnis verbrannt“.
„Ich bin so dankbar und gerührt. Wo gibt es denn sowas?“, meint Alexandra Schatton. Unter dem Titel „Dance for Passion“ werden am Sonntag, 5. Mai, um 18 Uhr 120 Ballettschülerinnen und -schüler im Alter von fünf bis 24 Jahren im Bodenseeforum auftreten. Mit dabei sind auch weitere junge Talente, welche Alexandra Schattons Tochter Eliana, selbst Ballerina und Tanzpädagogin, an der Kreuzlinger Musikschule unterrichtet.
Mit den Einnahmen der Gala wolle sie wieder einen Fundus an Bühnenkostümen aufbauen, die sie den Ballettschülern zur Verfügung stellt, und nach und nach wieder in Bühnenbilder investieren, berichtet die Ballettakademie-Inhaberin. Immerhin: Ein einfaches, günstiges Profi-Tutu koste rund 280 Euro, „die guten 500 Euro“, so Schatton.