Vom Holzski bis zur hochmodernen Ausrüstung hat sich in den vergangenen 100 Jahren vieles verändert, doch die Leidenschaft beim Ski-Club Konstanz für den Wintersport ist geblieben. Wie geht der Traditionsverein mit den Herausforderungen von Klimawandel, steigenden Kosten und neuen Freizeittrends um?
Ein Blick zurück – und nach vorn. Im Gespräch mit Verantwortlichen des Vereins und den Organisatoren der 100-Jahr-Feier wird schnell klar: Ebenso wichtig wie der sportliche Gedanke ist dem Ski-Club der soziale Zusammenhalt.
„Viele Familien sind bereits seit Generationen dabei. Da werden die Kinder gleich nach der Geburt im Verein angemeldet“, erklärt Andreas Marder, Vorsitzender des Vereins. „Und die ein oder andere Ehe ist auch aus dem Verein heraus entstanden“, ergänzt er mit einem Schmunzeln.

Pia Sautter erzählt: „Ich stand schon mit drei Jahren auf den Skiern und bin mit fünf mein erstes Rennen gefahren.“ Ihr Großvater Erich Völlnagel, Gründer der vereinseigenen Skischule, brachte ihr das Skifahren bei. Heute ist die 27-jährige Rennläuferin, Skilehrerin und Rennlauftrainerin in der dritten Generation. „Der Verein war mir immer wichtig, und ich gebe jetzt gerne etwas zurück“, sagt sie.

Dieses Gefühl kennt auch Anita Tschinkel, die von den gemeinsamen Skiausfahrten schwärmt und die Skilager als „unvergessliche Zeit“ sieht. Ihre 16-jährige Tochter gehört nun zur nächsten Generation: „Skifahren tut einfach gut. Wenn in Konstanz der Nebel liegt und wir oben in der Sonne sind, gibt das einen richtigen Energieschub.“
Andi Widmann, langjähriges Vorstandsmitglied und Organisator der Schneesportschule, erinnert sich an Zeiten, als in Konstanz noch genügend Schnee lag, um direkt vor der Haustür Ski zu fahren: „Vor fünfzig Jahren sind wir den Purren in Litzelstetten hinuntergefahren. Damals gab es sogar mal einen Bügellift.“ Auch der Berg am Bismarckturm wurde als Skipiste genutzt.
Als Snowboard-Pionier entwickelte er gemeinsam mit anderen Tüftlern die ersten Snowboards und Schuhe in Europa und schaffte es als Sportler bis in den Weltcup. Heute sieht er Skifahren wieder im Aufwind: „Das moderne Material macht den Einstieg leichter.“
Der 82-jährige Falko Stolina, seit 64 Jahren Mitglied, betont: „Früher gab es einen Ski für alle, heute können wir als ausgebildete Skilehrer individuell beraten und den passenden Ski auswählen.“ Als ehemaliger Rennläufer erinnert er sich an frühere Trainingsmethoden. „Im Sommer steckten wir Haselnusszweige in den Hang am Lorettowald und mussten Slalom hinunterlaufen – und natürlich wieder hoch.“

Eine der Mütter habe immer einen Kuchen zur Stärkung gebracht. Heute steht diese Trainingseinheit nicht mehr auf dem Programm, dafür treffen sich die Club-Mitglieder im Sommer zu Nordic Walking, Skigymnastik und Wanderungen.
Trotz einer stabilen Mitgliederzahl von rund 1500 Personen hat sich die Zahl der Aktiven im Vergleich zu Spitzenzeiten halbiert. „Die Jugend bröckelt uns weg“, bedauert Anita Tschinkel. Dafür nennt Andreas Marder mehrere Gründe: „Skifahren ist zum Luxussport geworden.“ Die Anreise in schneesichere Gebiete sei länger, und Liftkarten sowie Verpflegung seien sehr teuer geworden. „Leider dominiert heute oft der kommerzielle Gedanke der Großkonzerne und nicht mehr die Leidenschaft.“
Ein weiterer Faktor ist aus seiner Sicht die veränderte Mentalität junger Menschen. „Kinder und Jugendliche wollen verschiedene Sportarten ausprobieren und sich nicht auf einen Verein festlegen“, sagt er. Und natürlich spiele das Klima eine Rolle, die Menschen hätten auch Umweltbedenken: „Wenn es so weitergeht, wird Skifahren in Zukunft ganz anders aussehen“, so Falko Stolina, und Marder spekuliert: „Wir fahren hoffentlich in hundert Jahren immer noch Ski, aber vermutlich nicht mehr auf echtem Schnee.“
Dennoch sehen die Skisportler die Faszination für den Wintersport nicht in Gefahr. Um weiterhin attraktiv zu bleiben, setzt der Verein auf Vielfalt. „Es geht längst nicht mehr nur um das Fahren zwischen roten und blauen Stangen“, erklärt Andreas Marder. Stattdessen gebe es Angebote für alle Generationen: Schneeschuhwandern, Tourenlauf, Langlauf, Ski Alpin, Snowboarden – der Wintersport solle für die ganze Familie erlebbar bleiben.
„Gerade der Tourenlauf hat in den letzten Jahren enorm zugenommen“, weiß Peter Baur, der im Verein die Touren mitbetreut. Für die Nachwuchsarbeit bildet der Verein außerdem selbst die nächste Generation an Trainerinnen und Skilehrern aus. Nach über 15 Jahren ohne eigenes Vereinsheim (ehemals in der Neugasse) möchte der Ski-Club seinen Mitgliedern auch wieder einen Treffpunkt bieten, wenn sie gerade nicht auf der Piste sind. Die Suche nach Räumlichkeiten laufe bereits.
Der Blick geht nach vorn, und die Verantwortlichen des Konstanzer Vereins sind sich einig: „Wir möchten auch in den nächsten hundert Jahren ein Verein sein, in dem die Leidenschaft für den Wintersport gelebt wird, wo wir gemeinsam etwas erleben und voranbringen.“