Eigentlich haben Nina Bosnic und Antje Herrmann ihren Beruf gewählt, um Senioren zu pflegen, ihnen zu helfen und beizustehen – ihnen auch mal die Hand zu halten, wenn sie eine schwere Zeit haben. Doch die Arbeitswelt der beiden Pflegerinnen im Parkstift Rosenau sieht derzeit ganz anders aus. Statt mit den Menschen beschäftigen sie sich derzeit hauptsächlich mit E-Mails, Schnelltests und Hygieneverordnungen. Berührungen sind tabu.

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Sie würden gerne mehr Zeit mit den Bewohnern verbringen. Doch die veränderten Abläufe, die sich durch die Pandemie ergeben haben, nehmen einen großen Teil ihrer Arbeit ein. Vor allem die Kommunikation mit den Verwandten der Bewohner habe sich deutlich gewandelt. Denn der Klärungsbedarf sei derzeit enorm.

Manche verständen nicht, wieso jetzt plötzlich für den Besuch ein Stelltest verpflichtend ist. Andere hätten von der Pflegeeinrichtung gefordert, Schnelltests zu ermöglichen. Dabei sei das gar nicht so schnell umsetzbar gewesen wie es verordnet worden sei, erzählt Bosnic. Und all das laufe per Mail oder Telefon. Da geht viel Zeit verloren.

Programm gegen die Einsamkeit

„Ich nehme mir trotzdem so viel Zeit für die Bewohner wie möglich“, sagt Herrmann. Gemeinschaftsveranstaltungen, die die Rosenau sonst beleben, müssen ausfallen. Die Pfleger versuchten dennoch, in Kleingruppen für tägliche Aktivitäten zu sorgen. Inzwischen würden die Senioren auch wieder regelmäßig Besucher empfangen.

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Ein Bundeswehrsoldat, der das Pflegepersonal unterstützt, führe mittlerweile die dafür notwendigen Schnelltests durch. Aber trotz der leichten Lockerung im Gegensatz zum Frühjahr ist eines sei immer noch da: Die Distanz. Denn sowohl Besucher als auch das Personal müssen darauf verzichten, die Bewohner der Rosenau zu berühren, die Maske muss den ganzen Tag auf dem Gesicht sitzen bleiben.

Senioren verstehen Pfleger mit Maske kaum

Die Maske würde sich Antje Hoffmann gerne wegwünschen. Nicht nur, weil sie sie beim Arbeiten als lästig empfindet, sondern auch aus einem anderen, viel wichtigeren Grund. „Viele der Bewohner verstehen einen mit der Maske fast gar nicht mehr. Es fehlt die komplette Mimik. Das macht sie einsam.“ Ihnen zuliebe würde sie die Maske gerne wieder ablegen. Doch sie weiß: Es geht nicht. Zum Schutz aller.

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Denn noch dramatischer sei das Leben im Pflegeheim, wenn Corona sich ins Haus schleiche. Dann dürfen die Bewohner ihre Zimmer nicht verlassen, Pfleger können sie nur noch in Schutzausrüstung besuchen. Eine Situation, die man unter allen Umständen vermeiden will.

Kaum mehr Sozialkontakte

Dass Antje Herrmann als Altenpflegerin jeden Tag mit der Gruppe von Menschen arbeitet, die das Corona-Virus sehr hart treffen kann, ist ihr zu jeder Zeit bewusst. Deshalb sagt sie: „Ich habe mich privat sehr stark zurückgenommen und habe fast keine Sozialkontakte mehr.“ Das sagt auch ihre Kollegin Nina Bosnic. Auch die Pflegedienstleiterin des Parkstifts hat ihre Sozialkontakte stark zurück gefahren, um die Bewohner zu schützen.

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Dass Besuche im Pflegeheim wieder zugelassen sind, wenn auch unter verschärften Bedingungen, sehen die beiden Pflegerinnen dennoch als Erleichterung. Denn eine Zeit der vollständigen Schließung der Pflegeeinrichtungen, die sie im Frühjahr an ihre Grenzen gebracht hat, wollen beide nicht noch einmal erleben müssen.

Zuwinken aus der Ferne

Antje Herrmann sagt: Das war brutal.“ Brutal sei es gewesen, zu sehen, wie sich Verwandte nur über den Gartenzaun hinweg sehen konnten und sich aus der Ferne zugewunken haben. „Mir tat das sehr weh“, gibt sie zu. Zwar hätten sie alles versucht, um den Bewohnern das Leben im Pflegeheim so angenehm wie nur möglich zu gestalten, doch vielen hätten die Verwandtschaftsbesuche trotzdem gefehlt.

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Nina Bosnic hat erst im Frühjahr 2020 im Parkstift als Pflegedienstleiterin angefangen. Gerade als der erste Lockdown drohte. Sie sagt: „Gleich am Anfang eine so extreme Zeit miterleben zu müssen, war nicht einfach.“ Die Bewohner seien damals sehr nervös und unsicher gewesen, weil sie nicht verstehen konnten, was um sie herum passiert und warum sie eingesperrt werden.

Es ist still geworden um das Pflegepersonal

Dafür und für ihre Arbeit erhalte sie von den Angehörigen und den Bewohnern eine große Wertschätzung, das hätten die Pflegekräfte durch die Corona-Krise deutlich gespürt. Die allgemeine Anerkennung, die dem Pflegepersonal am Anfang der Krise entgegen gebracht wurde, sei aber inzwischen wieder deutlich abgeflacht. Die Corona-Prämie hätten sie inzwischen zwar erhalten, seither sei es aber um sie und ihre Arbeit wieder stiller geworden. „Ich merke gar nichts mehr davon“, sagt Herrmann. Das findet sie schade.

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Dennoch können sie sich nicht vorstellen, jemals einer anderen Arbeit nachzugehen. Nina Bosnic ist bereits seit 29 Jahren in der Pflege tätig. Ihre Kollegin Antje Herrmann seit 21 Jahren. Beide wünschen sich, dass die Pflege bald wieder so funktionieren kann wie vor Corona. Deshalb hofft Bosnic, dass die Senioren des Pflegeheims sich bald impfen lassen können. Ein Termin dazu steht allerdings noch nicht fest.