Rudi Egenhofer sitzt im Fahrerhäuschen des Roten Arnolds hinter einer dicken Plexiglas-Scheibe. Auf der anderen Seite befinden sich seine Fahrgäste. Eine Sicherheitsmaßnahme, die beide Parteien vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen soll. Auch wenn er nun sehr viel isolierter von seinen Fahrgästen ist, ist der 64-Jährige gerne Busfahrer, und das seit 29 Jahren.

Dennoch ist ihm aufgefallen, dass die Corona-Krise und die anhaltenden Beschränkungen an den Nerven der Fahrgäste zehren. Er sagt: „Man merkt schon, dass die Menschen seit dem zweiten Lockdown angespannter sind. Im Frühjahr waren die Fahrgäste noch freundlicher.“

Triste und leere Innenstadt

Doch er kann den Unmut der Leute verstehen. Bei seinen täglichen Bustouren durch Konstanz sehe er, wie trist und leer die Stadt ist. Das mache ihn selbst traurig. Gerade in der Adventszeit, ohne Weihnachtsmarkt, sei die Stadt so leer wie noch nie gewesen. Und so auch der Bus.

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Ganz ohne Gäste fahre Egenhofer zwar sehr selten durch die Konstanzer Straßen. Doch er merke schon, dass die Fahrgastzahlen seit dem Frühjahr deutlich zurückgegangen sind. Ein Grund dafür ist auch die Ausgangssperre, die seit Dezember in Baden-Württemberg gilt. Seitdem fahre er nach 20 Uhr nur noch wenige Berufspendler von A nach B. Das führe zu Stille im Fahrzeug. Aber er fährt, für all diejenigen, die auf den Bus angewiesen sind.

Egenhofer versteht Kritik an Schulbussen nicht

Doch so still und leer wie jetzt waren die Busse nicht die gesamte Corona-Krise über. Gerade im zurückliegenden Sommer habe Egenhofer viele Menschen transportiert. Dass vor allem die Schulbusse lange in der Kritik standen, weil sie überfüllt gewesen sein sollen, kann Egenhofer allerdings nicht verstehen: „Die Stadtwerke haben alles getan, um zu verhindern, dass Schüler in überfüllten Bussen zur Schule fahren müssen.“

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Zu den Stoßzeiten seien Busse im Fünf-Minuten-Takt gefahren. Des Weiteren hätten die Stadtwerke Fahrzeuge eines Subunternehmers zusätzlich angemietet. 70 bis 80 Kinder hätten sich höchstens in einem Bus befunden. „Das entspricht der Hälfte von dem, was der Bus eigentlich fasst“, sagt Egenhofer. Dass die Busse nicht mit nur drei Schülern fahren können, müsse doch jedem klar sein.

Gäste tragen Masken nicht richtig

Doch dieses Problem hat sich erst einmal erledigt. Denn die meisten Schüler bleiben vorerst zuhause. Dafür steht Rudi Egenhofer vor einer anderen Herausforderung. Denn immer wieder müsse er seine Gäste ermahnen, dass sie ihre Maske richtig tragen sollen. Das sei für manche seiner Kunden immer noch keine Selbstverständlichkeit. Dass es deswegen zwischen Fahrgästen zu Streitereien gekommen sei, habe er allerdings noch nicht mitbekommen.

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Generell seien seine Erfahrungen mit den Gästen aber auch seit der Krise eher positiv. Es gebe sogar manchmal Konstanzer, die ihm ein „Schokolädchen“ schenken, wie er sagt. Mit Leuten, die sich beschweren, wenn der Bus nicht pünktlich komme, habe natürlich auch er zu tun. Darüber versuche er allerdings hinwegzusehen. Trotzdem würde er sich freuen, wenn die Leute verstünden, dass der Busfahrer das nicht mit Absicht macht.

Bild 1: Wie Corona den Arbeitsalltag verändert: Busfahrer Rudi Egenhofer über stille Busse, Maskenprobleme und leere Straßen
Bild: Jennifer Moog

Rudi Egenhofer sieht allerdings auch die guten Seiten des Lockdowns. „Ich stand mit dem Bus noch nie so wenig im Stau. Dass man am Samstag einfach durch die Bodanstraße fahren kann – das habe ich noch nie erlebt.“ In zwei Jahren geht Rudi Egenhofer in Rente. Bis dahin hofft er darauf, weitere positive Erfahrungen zu machen und die Stadt wieder gefüllt mit Menschen zu erleben.

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