Die Badesaison hat wieder begonnen – und wo lässt sie sich besser genießen als hier! Doch so schön das Planschen und Schwimmen am und im Bodensee ist, es birgt auch Gefahren. Neben den scharfen Kanten der Quagga-Muschel müssen Badende ihre Füße noch vor etwas anderem schützen – nämlich Glasscherben am Ufer.

Ob auf der Wiese, im Sand oder im Wasser: Weil man sie mitunter schwer sieht, haben sich schon einige Unglückliche Scherben eingetreten. Und auch Tiere sind vor dieser Gefahr nicht gefeit, wie Brigitte Mairhofer, Hundesitterin aus Konstanz, berichtet. Immer mal wieder schneiden sich ihre Hunde beim Baden die Pfoten auf.

„Der Hund einer Freundin hat sich sogar einmal die ganze Sehne aufgeschlitzt“, ergänzt sie. „Die Tiere können sich da wirklich schwer verletzen. Und das nur, weil die Leute ihren Müll nicht mitnehmen.“

Brigitte Mairhofer mit ihrer Labrador-Hündin Brandy (schwarz) und Pflegehündin Zara. Wenn die Vierbeiner in Scherben treten, können sie ...
Brigitte Mairhofer mit ihrer Labrador-Hündin Brandy (schwarz) und Pflegehündin Zara. Wenn die Vierbeiner in Scherben treten, können sie sich schwer verletzen, sagt Mairhofer. | Bild: Maike Stork

Verletzungen durch Scherben sind schmerzhaft. Und man könnte sie verhindern – oder zumindest vorbeugen: Zum Beispiel durch ein Verbot von Glasflaschen und -behältern in bestimmten Uferzonen. Das Thema ist in Konstanz auch nicht neu. 2011 hatte der Gemeinderat schon einmal ein Glasverbot beschlossen – an der Seestraße, dem Seeuferweg, im Herosé-Park, an der Rheinpromenade und am Schänzle.

Die Argumente damals: „Glasscherben stellen immer wieder eine große Gefahr für Kinder, Badende, Fußgänger, Radfahrer und Tiere dar.“ Das Verbot galt vom 1. April bis zum 31. Oktober, täglich von 19 bis 6 Uhr. Bei einem Verstoß drohte eine Geldstrafe von bis zu 100 Euro.

Student kippt Glasverbot vor Gericht

Nur etwa ein Jahr später wurde das Glasverbot allerdings wieder für unwirksam erklärt. „Ein Konstanzer Student hatte das Glasverbot mit einem Normenkontrollantrag angegriffen. Er sah sich in seiner allgemeinen Handlungsfreiheit verletzt“, heißt es in einer Pressemitteilung des Verwaltungsgerichtshofs von 2012.

Ein generelles Verbot gibt es also nicht mehr. Trotzdem ist es Konstanzern an bestimmten Tagen des Jahres nicht erlaubt, Glasbehälter oder Flaschen mitzuführen. So zum Beispiel am Schmotzigen Dunschtig, wo das Verbot 2023 in der Innenstadt galt.

(Archivbild): Selten hat die Stadtreinigung so viel zu tun wie an Fastnacht. Ein Glasverbot an einzelnen Tagen soll die Reinigungskräfte ...
(Archivbild): Selten hat die Stadtreinigung so viel zu tun wie an Fastnacht. Ein Glasverbot an einzelnen Tagen soll die Reinigungskräfte entlasten und Verletzungen vorbeugen. | Bild: Claudia Rindt

Wünscht sich die Stadtreinigung ein Glasverbot?

Im Nachgang des diesjährigen Campus-Festivals hatte Henry Rinklin, Leiter der Abteilung Stadtreinigung bei den Technischen Betrieben Konstanz (TBK), mit dem SÜDKURIER über die Vermüllung des Herosé-Parks gesprochen. Dabei betonte er, dass die Glasscherben wohl am schwersten zu entfernen seien. Und eben auch gefährlich.

Auf die Frage, ob er sich ein Glasverbot in Konstanz wünsche, antwortet Rinklin nüchtern: „Wenn‘s denn wirklich funktionieren würde, hätte es einen gewissen Charme.“ Das größte Problem sieht Rinklin nämlich in der Durchsetzung: „Wer soll das kontrollieren?“ Vielmehr wünscht sich der Konstanzer mehr Verantwortung und Rücksicht seitens der Mitbürger: „Wenn ich eine Flasche im Rucksack in den Herosé-Park trage, kann ich sie doch im selben Rucksack wieder mitnehmen. Warum muss ich sie dann liegen lassen?“, fragt sich Rinklin.

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Radolfzell macht es vor

Die Stadt Radolfzell hat 2011 ein Glasverbot eingeführt, welches bis heute gilt. Wie es dort durchgesetzt wird, berichtet Stadtsprecherin Julia Frey auf SÜDKURIER-Nachfrage. Sowohl Gemeinde- als auch Polizeivollzugsdienst kontrollieren in den betreffenden Uferzonen im Sommer die Einhaltung des Verbots, insbesondere in den Abend- und frühen Nachtstunden. Sie werden „durch eine private Sicherheitsfirma unterstützt“, so Frey.

Nächstes Jahr ist Kommunalwahl – eine gute Gelegenheit für die Fraktionen, das Thema in Konstanz wieder auf die Agenda zu bringen. Oder nicht? Der Tenor im Gemeinderat ist mehr oder weniger deutlich: Wahrscheinlich wird keine Partei das Glasverbot in ihr Wahlprogramm aufnehmen. Die meistgenannten Gründe dafür: Es sei unverhältnismäßig, schwer kontrollierbar und schränke die individuelle Freiheit der Bürger zu sehr ein.

Ein Schild am Schänzle weist heute daraufhin, dass Gäste kein zerbrochenes Glas am Ufer liegen lassen sollen. Ein generelles Glasverbot ...
Ein Schild am Schänzle weist heute daraufhin, dass Gäste kein zerbrochenes Glas am Ufer liegen lassen sollen. Ein generelles Glasverbot gilt allerdings nicht. | Bild: Maike Stork

Anke Schwede, Fraktionssprecherin der Linken Liste Konstanz (LLK), sagt: „Die LLK sieht keinen Anlass, das Thema Glasverbot in Konstanz wieder auf die politische Agenda zu bringen. Außerdem sind wir der Meinung, dass Konstanz glücklicherweise kein Hotspot für Vandalinnen und Vandalen ist.“

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Die CDU sieht laut ihrem Fraktionsvorsitzenden Roger Tscheulin eher die „Stadt und die Polizei in der Pflicht, die geltende Umweltschutzverordnung umzusetzen“. Heinrich Everke, Fraktionschef der FDP, will auch keine Verbote: „Wir halten mehr von Aufklärung und Vertrauen in die Vernunft.“

Weniger Glas gleich mehr Plastik?

Dorothee Jacobs-Krahnen von der Freien Grünen Liste äußert noch andere Bedenken: „Ein Verbot von Glasbehältnissen kann aus meiner Sicht kaum kontrolliert werden und bewirkt dann außerdem mehr Plastik- oder Aludosenabfall“ – eine Beobachtung, die man in Radolfzell, wo ein Glasverbot gilt, übrigens nicht gemacht hat.

Eine Fraktion positioniert sich etwas klarer für das Verbot – die Freien Wähler Konstanz. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Susanne Heiß erinnert sich: „Wir sind vor ein paar Jahren mit einem Antrag auf Glasverbot gescheitert.“ Damals seien Statistiken verlangt worden, die nachweisen, wie viele Menschen im Sommer wegen Scherbenverletzungen medizinische Hilfe benötigten.

„Leider gab es damals diese Statistik nicht“, sagt Heiß und fügt an: „Wir finden es natürlich immer noch eine sehr sinnvolle Maßnahme.“ Ob man das Thema erneut ins Wahlprogramm aufnehmen wird, wisse man aktuell allerdings noch nicht.