Die Parolen waren knackig: „Kinder brauchen Knete – Wir auch!“ oder „Kita: Come in and burn out“ stand auf Plakaten, die Erzieherinnen für den Streiktag am 12. April gestaltet hatten. Geschätzt 150 Kita-Mitarbeiter sowie andere pädagogische Fachkräfte gingen auf die Straße, um ihren Sorgen und Forderungen Ausdruck zu verleihen. Die meisten städtischen Kitas blieben deshalb am Dienstag geschlossen.

Erzieherin Sara Jortzek vom Kinderhaus Bullerbü in Radolfzell findet, ihr Berufsstand sollte unbedingt ein Zeichen setzen.
Erzieherin Sara Jortzek vom Kinderhaus Bullerbü in Radolfzell findet, ihr Berufsstand sollte unbedingt ein Zeichen setzen. | Bild: Kirsten Astor

Die Gewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen, nachdem die ersten beiden Verhandlungsrunden mit der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) zu keinem Ergebnis geführt hatten. Vor der nächsten Runde Mitte Mai wollten Verdi und Pädagogen nun ein Zeichen setzen.

„Wir müssen jetzt einfach mal hinstehen und für unsere Rechte kämpfen“, meint Erzieherin Julia Krespach. „Es geht um die Aufwertung unseres Berufs, denn der wurde immer anspruchsvoller und ich finde es unverschämt, wenn die Politik das nicht anerkennt.“

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Konstanz, Radolfzell und Friedingen gemeinsam auf der Straße

Unter anderem rühre der Personalmangel daher, dass die dreijährige Ausbildung nicht bezahlt wird. Sabine Krause, stellvertretende Leiterin der Kita Weiherhof, hat ein zusätzliches Anliegen: „Es kann nicht sein, dass es von der Kinderzahl abhängt, ob eine Leitung zu 100 Prozent freigestellt wird. Alle Kitas haben dieselben administrativen Aufgaben, unabhängig von ihrer Größe.“

Auch aus Radolfzell und Friedingen kam pädagogisches Personal zum Streiktag. Gemeinsam zogen die Fachkräfte vom Treffpunkt Petershausen über die Fahrradbrücke auf die Marktstätte und riefen „Bildung statt Aufsicht!“

Geschätzt 150 Erzieherinnen und Erzieher machten am Streiktag auf ihre Forderungen aufmerksam, hier bei einem Demozug über die ...
Geschätzt 150 Erzieherinnen und Erzieher machten am Streiktag auf ihre Forderungen aufmerksam, hier bei einem Demozug über die Fahrradbrücke. | Bild: Kirsten Astor

Bei der Abschlusskundgebung sagte Manuela Hettich, Personalratsvorsitzende der Stadt Radolfzell sowie Verdi-Mitglied: „Ihr betreut die Kinder während der Pandemie ohne Masken und lauft immer Gefahr, euch selbst zu infizieren. Ihr habt mit massivem Personalausfall zu kämpfen und sollt trotzdem immer nett lächelnd durch die Kitas gehen. Ihr arbeitet oft über eure Kräfte hinaus. Da braucht es keine einmalige Prämie, sondern eine richtige Aufwertung. Macht richtig Druck bei den Arbeitgeberverbänden, sonst ändert sich nichts!“

Beim Warnstreik einiger städtischer Kitas hielt Manuela Hettich, Personalratsvorsitzende der Stadt Radolfzell, eine Ansprache auf der ...
Beim Warnstreik einiger städtischer Kitas hielt Manuela Hettich, Personalratsvorsitzende der Stadt Radolfzell, eine Ansprache auf der Konstanzer Marktstätte. | Bild: Kirsten Astor

Das fürchtet auch Hanna Binder, stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin: „Wir wollten vor der dritten Verhandlungsrunde Modelle für die Entlastung des Personals erarbeiten, doch das haben die Arbeitgeber rigoros abgelehnt“, sagte sie und ergänzte: „Aber wir bleiben dran! Ich will nicht, dass unsere Forderungen durch Verzögerungstaktik im Sande verlaufen.“

Die SPD-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Konstanz, Lina Seitzl, sagte den Erziehern und Sozialpädagogen Unterstützung zu: „Ihr macht einen verantwortungsvollen Job. Eine angemessene Bezahlung ist das Mindeste, was wir tun können.“ Darauf antwortete Binder: „Wir zählen auf dich und deine Kollegen, wenn es drauf ankommt.“

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