Es ist ein großes Hallo am Sonntagvormittag, 4. Februar, in Allensbach und gefühlt begrüßt und umarmt jeder jeden. Das Seenarrentreffen in Allensbach lockte nicht nur tausende Besucher bei strahlendem Sonnenschein auf die Gass‘, sondern verschaffte auch den Seenarren ein Wiedersehen.
Dabei war es vor 20 Jahren nur eine Idee gewesen, und zwar von Burkhard Grob, dem Narrenkapitän. Er erfand dieses Treffen: „Ich stamme aus Möggingen und fand, dass der sogenannte ‚Mögüma Umzug, das heißt gemeinsam mit Güttingen und Markelfingen‘ doch ruhig ein wenig umfangreicher sein könnte und so lud ich die Nachbarvereine zu einem gemeinsamen Umzug ein“, erzählt er und sagt mit einem breiten Lachen: „Man muss im Leben ja auch einmal eine gute Idee haben!“
Die war es tatsächlich, denn seit 2004 findet das Seenarrentreffen mit zwölf Narrenvereinen in den teilnehmenden Orten reihum statt. Zu verdanken ist das zum Einen der Idee von Grob, aber auch dem Umsetzen von Ludwig Egenhofer, Präsident des Narrenverein Alet. Er selbst sagt wie zur Erklärung: „Ich liebe meinen Ort Allensbach und ich bin schon mein gesamtes Leben und mit meinem ganzen Herzen der Fasnacht verbunden!“
Eine große Portion Humor
Beide Männer wurden beim traditionellen Zunftmeisterempfang am Sonntag auch entsprechend gelobt und gewürdigt, und zwar gleichermaßen von Narrenkollegen und Politikern. Letztere bewiesen in ihren knappen Reden durchaus auch eine große Portion Humor und vor allem Stefan Friedrich, Bürgermeister von Allensbach, erntete etliche Lacher. Er nahm die bürokratischen Vorgänge in der Verwaltung aufs Korn und hielt eine flammende Rede pro Ehrenamt. „Die Lösung des Problems ist leider oft ein neues Problem“, berichtete er und forderte das Publikum zu einem Frage – Antwort Kanon auf: „Verstehst du nicht, was der Beamte spricht“, fragte er und die Gäste antworteten im Chor: „Doch, aber es interessiert uns nicht!“

Entsprechend kess konterte Egenhofer auch in seinem Dank und dankte Friedrich, dass er alles zahle und begrüßte anschließend in der Verwaltung die, die etwas arbeiten. Dazu gehört mit Sicherheit der Trupp vom Bauhof. Bernhard Kleiser ist seit über 20 Jahren der Leiter vom Bauhof: „Da muss man spontan eben auch mal morgens noch eine Kehrmaschine organisieren“, kommentiert er salopp und routiniert die Einsätze am vergangenen Sonntagmorgen. Ebenso routiniert präsentierte sich der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung beim Empfang: „Wir von der Insel Reichenau knüpfen ein Band, ihr hier in Allensbach nur Bändel“, startete er seine Begrüßung mit einem Augenzwinkern.
Einig sind sich alle Narren darin, dass diese Art von Veranstaltungen ohnehin nur funktionieren, wenn alle zusammen helfen und so startete auch der Seenarrenumzug dank guter Organisation am Sonntag pünktlich um 14 Uhr. „Danke an alle Allensbacher“, schallte es von der Tribüne, auf der neben Egenhofer unter anderem auch der Landvogt der Landschaft Höri-Bodanrück, Manfred Knopf, stand und das, obwohl parallel auf der Höri auch ein Umzug stattfand.
Der Konstanzer OB Uli Burchardt schaffte es noch rechtzeitig per Rad zum Umzug und wurde dementsprechend launig vom Alet-Präsidenten Egenhofer begrüßt: „Hast du den Radweg trotz der Baustellen bei der B33 gefunden?“ Ja, hatte er und los ging es, doch nicht ohne sich vorher noch einmal gemeinsam mit einem dreifachen „Ho Narro“ auf eine friedliche Fasnacht einzustimmen und das Seenarrentreffen als einen Höhepunkt der Fasnacht herauszustellen.
Der Umzug wird zum Hochpunkt
Den Umzug führten traditionell Manfred Messmer als Seemann und der Dorfpolizist Wolfram Roser an, dahinter zeigte sich das Allensbacher Alet Narrenschiff mit Narrensamen, der großzügig in Form von Konfetti verstreut wurde. In gewohnter Manier und bis zur Nummer zwölf präsentierten sich die Seenarren, jeweils in ihrem Jahresmotto gekleidet. So zeigten sich die Ala-Bock aus Dingelsdorf, die Pfaffenmooser aus der Waldsiedlung, die Seifensieder aus Markelfingen, die Welsbart aus Möggingen, die Schlafkappen aus Hegne, die Moorschrat aus Dettingen, die Moofanger aus Liggeringen, die Schimmelreiter aus Güttingen, die Schoofwäscher aus Stahringen, die Kuckuck aus Litzelstetten und die Ducherle aus Kaltbrunn.
Launig moderierte Ludwig Egenhofer den Umzug bis zum Ende und hatte nicht selten einen kessen Spruch auf Lager. Mal forderte er die Narren auf, etwas schneller zu gehen oder kommentierte, dass auffällig viele Hexen in Konstanz zu leben scheinen, weswegen er jetzt verstehe, dass Uli Burchardt gekommen ist. Mit besonderer Aufmerksamkeit bemerkte er die extrem große Menge an Grundel von der Reichenau: „Ihr werdet sehen, heute Abend haben wir euch erobert, denn es ist ja keiner mehr auf der Insel“, sagte Egenhofer.
Erobert hat er an diesem Nachmittag mit seinen Kommentaren mit Sicherheit so einige Herzen der Besucher: „Die Sprüche kommen bei mir einfach so aus der Hüfte“, sagt er selbst und schmunzelt nicht ganz unzufrieden. Unzufrieden waren wenn dann nur die diensthabenden Polizisten, die leider am Samstagabend ein paar Mal eingreifen mussten: „Es sind niemals die Narren, sondern leider immer andere Randfiguren die Ärger machen“, sagte ein Beamter des Polizeipostens Allensbach. Zum Glück sind es aber eben nur Randfiguren, denn die Narren feierten sich und das Seenarrentreffen, wie angesagt, überwiegend friedlich. Vor allem über den Samstagabend hörte man von den verschiedensten Seiten nur Lob über eine großartige Stimmung.