Viele freuen sich schon seit Tagen darauf: Am Dienstag, 7. Februar 2023, läuft ab 20.15 Uhr die Sendung „Konstanzer Fasnacht“ im SWR-Fernsehen. Und zwar erstmals wieder live – letztes Jahr gab es nur eine Aufzeichnung, wegen Corona gibt es nicht anders.
Nun also der volle Saal, die Karten sind längt vergeben. Aber auf dem eigenen Sofa ist ja noch Platz. Und Sie überlegen sich, ob Sie sich von dort aus die Fernsehfasnacht oder lieber etwas anderes anschauen sollen?
Da kann geholfen werden. Der Autor dieser Zeilen hat seit 2007 jedes einzelne Fernsehfasnacht-Programm mit eigenen Augen gesehen und dies mal mehr und (selten) mal ein bisschen weniger genossen. 2022 war ich am Fernsehschirm mit dabei, 2023 bin ich hoffentlich wieder im Saal. Und – so viel sei schon mal verraten – ich freue mich drauf!
Aber was ist mit Ihnen? Dabeisein oder nicht, das ist die närrische Frage dieser Tage. Hier nun also ein bisschen närrische Entscheidungshilfe zur Fernsehfasnacht.
Fürs Einschalten spricht:
- Die Akteure. Ein bisschen sind sie wie alte Bekannte, die man einfach gerne mal wieder trifft und weiß, was man an ihnen hat. Jürgen Greis alias Neckes mit seinen Kalauern, Norbert Heizmann und Claudia Zähringer als spiel- und singfreudiges Duo, Hans Leib knochentrocken. Ist doch schön, die alle wiederzusehen: Ein wohliges Gefühl der Vertrautheit stellt sich ein.
- Die Musik. Das wird ja meist so als selbstverständlich genommen. Aber: Die Froschenkapelle aus Radolfzell sind nicht nur ein musikalisch gutes Ensemble, sondern auch eine starke Show-Band. Bandleader Tobi Franz und Co. können wirklich gute Laune machen. Und es gibt ja noch mehr Musik. Der Reichenauer Männerchor hat es auf jeden Fall verdient, bei seiner TV-Fasnacht-Premiere begleitet zu werden.
- Der Moderator. In Rainer Vollmer aus Stockach kann man die beste Gottschalk-Parodie sehen, die es je gab. Leicht barocker Fummel, verbindliches Geplauder, keine Hemmung vor gar nichts, beeindruckend.
- Die Heimat. Ja, diese Sendung trägt den Namen der Stadt weit ins Land hinaus und zeichnet ein sympathisches Bild von der Stadt und ihren Menschen. Alle, die auf der Bühne stehen, haben Respekt verdient. Der zeigt sich auch daran, zu dieser Sendung zu halten – aus Heimatliebe, na und?
- Das Mitreden-Können. Es ist und bleibt so: Am nächsten Tag ist es Thema Nummer eins in Konstanz, ob die Sendung nun besonders gut oder besonders doof war und ob sie die erzielte Einschaltquote verdient hat. Mitreden kann nur, wer es auch angesehen hat.
Gegen das Einschalten spricht:
- Die Akteure. Ein bisschen sind sie wie alte Bekannte, von denen man weiß, dass man ihnen lieber aus dem Weg geht. Dann ist es am besten, genau das auch zu tun und am Dienstagabend was anderes anzuschauen. Wer von vornherein darauf gepolt ist, dass die Fernsehfasnacht doof ist, wird dafür Beweise entdecken. Und mal ehrlich, das macht doch keinen Spaß.
- Die Stimmung. Das ist jetzt, wo es wieder eine Live-Sendung wird, tatsächlich ein Gesichtspunkt. 600 Mäschgerle im Saal nebst Froschenkapelle machen mehr Laune als das Weizenbierglas oder der mäßig enthusiastische Partner auf dem Sofa. Erschwerend kommt hinzu, dass Momente, die im Saal wirklich lustig sind, im TV oft nicht so gut wirken.
- Der Moderator. In Rainer Vollmer aus Stockach kann man die schlechteste Gottschalk-Parodie sehen, die es je gab. Peinlich barocker Fummel, schwer erträgliches Gelaber, hemmungslos zum Fremdschämen.
- Die Provinzialität. Echt jetzt? Ist das das kulturelle Oberzentrum mit preisgekrönten Hochschulen, die sich für ihre Zukunftsagenda einiges zugute hält? Und dann diese komischen Witze, Kalauer auf Schenkelklopfer-Niveau? Wer an das Thema Heimat eher intellektuell rangeht, schaut sich an dem Abend vielleicht lieber was auf Arte an.
- Der Fasnachts-Hass. Niemand muss Fasnacht mögen. Niemand muss in der Lage sein, kundig über die Fernsehfasnacht mitzureden (es sollte nur niemand ein Urteil abgeben, der es gar nicht gesehen hat). Die Sendung ist halt wie die ganze Fasnacht. Man mag sie oder man mag sie nicht.