Da strahlten die Augen der Zuschauer: Mindestens 15.000 Menschen drängten nach Einschätzung der Polizei und des Veranstalters am gestrigen Sonntag zum großen Fasnachtsumzug in die Konstanzer Altstadt. Rund 4300 Teilnehmer schoben sich in einem bunten, lärmenden Lindwurm durch die Gassen und trieben ihre Späße mit dem Publikum. Augenscheinlich kamen so viele Zuschauer wie noch nie zuvor. Fast alle waren verkleidet und hatten ihren Spaß mit 106 angemeldeten Narrengruppen.

Die Wollmatinger Riedhexen dürfen natürlich beim großen Umzug 2023 durch Konstanz nicht fehlen.
Die Wollmatinger Riedhexen dürfen natürlich beim großen Umzug 2023 durch Konstanz nicht fehlen. | Bild: Hanser, Oliver
Gut gelaunte Besucher aus dem Konstanzer Teilort: Die Litzelstetter Kuckuck sind mehr als glücklich über das Bilderbuchwetter beim ...
Gut gelaunte Besucher aus dem Konstanzer Teilort: Die Litzelstetter Kuckuck sind mehr als glücklich über das Bilderbuchwetter beim großen Umzug am Fasnachtssonntag. | Bild: Hanser, Oliver

Zu den treuen Gästen gehören Helga Kleber und Irene Paefgen. Seit 40 Jahren verpassen sie nie einen Umzug. Warum? Weil die Stimmung großartig sei, wie sie sagen. Und so war es auch dieses Mal. Wie Paula Keck blieben viele bis zum Schluss, also rund dreieinhalb Stunden.

„Es war super, geil, toll“, schwärmte denn auch Axel Zunker, der zusammen mit Stefan Bröker das Spektakel organisierte. Beide sind für den Veranstalter tätig, die Vereinigung Konstanzer Narrengesellschaften. Diese hatte etwa 60 Ordner entlang des Umzugswegs im Einsatz. Nach Auskunft der Polizei und der Veranstalter kam es zu keinerlei Zwischenfällen.

Axel Zunker und Stefan Bröker hatten gespannt auf den Sonntag geblickt. Zwei Jahre nach der Pause wegen des Coronavirus sei der Zuspruch nicht ganz klar gewesen. Einige Saalveranstaltungen hätten weniger Zuschauer als erwartet gehabt, andere Veranstaltungen – wie der Kinderball – viel mehr. Jetzt wissen sie: Der Umzug zieht nach wie vor die Massen an. Und das Wetter war mild, keiner musste frieren.

Die Narren sorgten dafür, dass Konstanz Kopf stand. Es waren echte Ziegen und verhexte, närrische Kühe zu sehen, Hexen, die Zuschauer mit Heu oder Konfetti einseiften und Bonbons verteilten, sowie kleine Kinder, die auf Besen reitend den Umzug bewältigten. Kinder unter den Zuschauern zeigten sich gegenüber den schaurigen Gestalten eher frech als ängstlich.

Der Kniefall macht‘s möglich: Die schaurige Hexe wird zur Freundin.
Der Kniefall macht‘s möglich: Die schaurige Hexe wird zur Freundin. | Bild: Rindt, Claudia
Wollige Wildschweine: Immer zur Fasnachtszeit erscheint die Rotte der Konstanzer Keiler im Stadtgebiet und mischt sich unter das Volk.
Wollige Wildschweine: Immer zur Fasnachtszeit erscheint die Rotte der Konstanzer Keiler im Stadtgebiet und mischt sich unter das Volk. | Bild: Hanser, Oliver

Der frühere Cheforganisator des Umzugs, Kurt Köberlin, macht auf ein Schnapszahl-Jubiläum aufmerksam: 1968 wurde die Vereinigung Konstanzer Narrengesellschaften gegründet, also vor 55 Jahren. „Davor gab es nur Umzüge, wenn ein Verein Jubiläum hatte.“ Mit der Vereinigung änderte sich das. Zunächst habe sich Konstanz mit der Schweizer Nachbarstadt Kreuzlingen beim Organisieren eines Umzug abgewechselt.

Erst in den 80er-Jahren sei der jährliche Auftritt der Narren in Konstanz üblich geworden. Kurt Köberlin selbst wirkte 28 Jahre lang als Cheforganisator des Umzugs. Der Mann von der Kamelia ist traurig, dass er sich dieses Jahr wegen Herzproblemen komplett aus der Fasnacht zurückziehen muss. Er ist dort nach eigenen Angaben seit 1957 aktiv. Angefangen hatte er als Klepperlebue bei der Niederburg.

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