Angefangen hat alles bei einem Spaziergang am See im November. Die Freundinnen Saskia Reichle und Rebecca Müller unterhielten sich darüber, dass sich Frauen in Konstanz besser vernetzen könnten und viel mehr von ihren Kompetenzen profitieren sollten. Dazu stellten sie etwas frustriert fest, dass ihre großen Freundeskreise, die noch in den Jahren zuvor bestanden, inzwischen weit verstreut und nicht mehr alle Freunde vor Ort sind.
Aus einer spontanen Unterhaltung entwickelte sich ein konkreter Wunsch: Eine Gruppe von Frauen, die sich ungezwungen trifft, bei der man spontan dazustoßen kann, gemeinsam Zeit verbringt und – ganz wichtig – sich gegenseitig unterstützt.
Die beiden Frauen recherchierten, doch sie fanden in Konstanz nichts, was ihren Vorstellungen entsprach. Saskia Reichle sagt: „Also mussten wir das eben selbst in die Hand nehmen.“ Die 32-Jährige kennt sich im Bereich Marketing und Strategie aus und entwickelte einen Businessplan, um das Projekt strukturiert anzugehen.

„Sehr vielen Frauen geht es wie uns“
Im Februar 2024 gründeten Reichle und Müller offiziell die Fangirls. Den Namen wählten sie bewusst: „Wir sind Fans von anderen Frauen“, erklären sie. Einer der ersten Schritte war die Erstellung eines Instagram-Kanals, um auf die neue Gruppe aufmerksam zu machen und möglichst viele Frauen in Konstanz zu erreichen. „Es hat sich schnell gezeigt, dass es sehr vielen anderen Frauen genauso geht wie uns“, so die 28-jährige Rebecca Müller. Innerhalb weniger Wochen verzeichnete der Account mehr als 400 Followerinnen rund um Konstanz.
Mindestens zweimal pro Monat organisieren die beiden nun Spaziergänge für Frauen. „Walk & Talk“ nennen sie die Treffen, zu denen man sich spontan anschließen kann. „Wir suchen uns meist ein Ziel in Konstanz aus, das noch nicht jeder kennt“, so Müller. Gerade neu zugezogene Frauen könnten so verschiedene Orte kennenlernen. „Wichtig sind uns eine geringe Hemmschwelle und eine entspannte Atmosphäre“, betonen die Gründerinnen.
Für alle Frauen offen
Die 33-jährige Inga Geiß fühlte sich sofort angesprochen, als sie von der Gruppe erfuhr: „Genau so etwas habe ich gesucht. Ich hatte Lust, neue Leute kennenzulernen und gemeinsam etwas zu unternehmen“, erklärt sie. Schon beim ersten Treffen war sie dabei und schätzt seither die lockere Gemeinschaft. Auch außerhalb der organisierten Treffen verabreden sie sich, etwa zum Sport oder für kleine Unternehmungen. „Die Idee ist, dass sich die Frauen selbst einbringen, Aktivitäten anbieten oder ihre Kompetenzen teilen“, erklärt Reichle.
Nicht gegen Männer, sondern für Frauen
Die Fangirls verfolgen keine politische Orientierung. Dennoch macht Müller deutlich: „Wenn Frauen sich zusammenschließen, ist das immer auch ein Stück weit politisch, denn damit schließen wir Männer ja aktiv aus.“ Die Gründerinnen bezeichnen sich als feministisch, doch gehe es ihnen nicht darum, gegen Männer zu sein, sondern sich für Frauen starkzumachen.
„Wir möchten einen geschützten Raum bieten, in dem wir offen reden und auch Themen ansprechen können, die wir vor Männern nicht erwähnen“, sagt Reichle. Müller ergänzt: „Dafür sollten wir uns gar nicht rechtfertigen müssen.“ Die beiden würden es begrüßen, wenn sich auch Fanboys gründeten, bei denen Männer ihre Themen offen besprechen könnten. „Wenn Männer aus unserem Freundeskreis von uns hören, sind sie manchmal richtig neidisch“, stellt Reichle fest.
Sabrina Bodor nimmt an einem Sonntag erstmals an einem Spaziergang der Fangirls teil. „Ich bin erst seit ein paar Monaten in Konstanz und freue mich, dass ich hier Anschluss an eine nette Runde finde“, so die 38-Jährige. Mandy Rahnfeld, die gut gelaunt mitschlendert, sagt: „Ich habe eine vierjährige Tochter und möchte jetzt wieder mehr Zeit für mich zurückerobern. Das Treffen mit den Mädels tut richtig gut. Es hat sich gelohnt, aus meiner Komfortzone herauszugehen.“