Neben dem noch in Planung befindlichen Wobak-Neubau, der stets als Ortsmitte von Litzelstetten bezeichnet wird, soll ein Studentenwohnheim entstehen. Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, der extra zur Ortschaftsratssitzung geladen worden war, sah sich einer heftigen Front gegenüber.

Einige Ortschaftsräte und Bürger opponierten gegen das Studentenwohnheimprojekt eines Investors. Kritik wurde auch bezüglich der dringend sanierungsbedürftigen Martin-Schleyer-Straße laut, denn es habe sich immer noch nichts getan.

Was wünschen sich die Litzelstetter?

Bevor Experten der Stadt Konstanz die Grundlagen des gesamtstädtischen Konzepts, Instrumente der Bauleitplanung und insbesondere wesentlichen Punkte des Baurechts erläuterten, skizzierte der Litzelstetter Ortsvorsteher Wolfgang Gensle die Wünsche der Litzelstetter: Erhalt des dörflichen Charakters, bezahlbarer Wohnraum für Familien, Seniorenwohnen, Sanierung der Martin-Schleyer-Straße, Überarbeitung der bestehenden Bebauungspläne, Bebauungsplan „Im Grün“ zur Baureife führen, Verlegung des sozial-kulturellen Zentrums vom Rathaus in den geplanten Wobak-Neubau, einheitliches Parkraumkonzept und in Sachen Bauen den „Ausverkauf an Auswärtige erschweren“.

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  • Ortsdurchfahrt: Was den dringenden Handlungsbedarf bezüglich Sanierung der desolaten Martin-Schleyer-Straße angeht, „bin ich zu 100 Prozent bei Ihnen“, bekräftigte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Allerdings merkte er bezüglich der Vielzahl an Projekten, die in der Schwebe sind, an: „Wichtig ist, wie wir in der Gesamtstadt priorisieren und dann abarbeiten. Letztlich haben wir immer mehr Projekte, und der Tanker wird immer langsamer.“ Zunächst müsse der Gemeinderat einen Planungsbeschluss für die Sanierung der Ortsdurchfahrt fassen, damit die Straße durchgeplant werden könne. Wichtig sei, dass die Realisierung in Bauabschnitten erfolgen könne, denn „es ist ein großes Projekt“. Wolfgang Gensle spielte den Ball aber sofort zurück: „Es liegt bei der Stadt, ein Konzept auf den Weg zu bringen. Das Amt für Stadtplanung und Umwelt hatte es uns schon auf 2020 versprochen und es ist nichts daraus geworden.“
  • Bezahlbarer Wohnraum: Auf ihm liegt ein wesentlicher Schwerpunkt. „Die Bautätigkeit ist exorbitant angestiegen“, berichtete der Baubürgermeister. Da die Wobak mittlerweile an Kapazitätsgrenzen komme, liege der Stadtverwaltung daran, gemeinwohlorientierte Unternehmen und Genossenschaften zu gewinnen. Immerhin gehe es beim Neubaugebiet Marienweg voran.
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  • Im Grün: Litzelstetten sei „super versorgt mit Bebauungsplänen“, stellte Martin Grünmüller fest. Eine Ausnahme gebe es lediglich im Westen der Martin-Schleyer-Straße, wo nach Paragraf 34 Baugesetzbuch entschieden werden müsse. Das Problem mit der Realisierung im Grün: Es gebe zwar einen Bebauungsplan, aber es gebe unterschiedliche Eigentumsverhältnisse. Auch die Straße sei nicht im Eigentum der Stadt; vielmehr handle es sich hierbei ebenfalls um eine private Fläche, so Grünmüller. Der bestehende Bebauungsplan werde in seiner derzeitigen Fassung nicht umsetzbar sein. Der Bebauungsplan könne nur in Abstimmung mit den Eigentümern geändert werden.
  • Ortsmitte: Der Bauantrag der Wobak für den Neubau Ortsmitte sei da, werde aber derzeit noch überarbeitet. Es gehe um die Tiefgaragenerschließung. Es gebe Überlegungen, dort Auto-Stellplätze für das in Planung befindliche Studentenwohnheim, das auf dem Nachbargrundstück entstehen soll, unterzubringen. Wie Ortsvorsteher Gensle berichtete, wolle die Wobak in der Ortschaftsratssitzung im November die aktuelle Planung vorstellen. Ziel sei, so Gensle: „Bauantrag-Stellung im Jahr 2022, Sommer 2024 Fertigstellung des Neubaus.“
Das Haus links mitsamt der nebenliegenden Freifläche wird dem Wobak-Bau weichen.
Das Haus links mitsamt der nebenliegenden Freifläche wird dem Wobak-Bau weichen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Räte wollen kein Studentenwohnheim

Beim Thema Studentenwohnheim schlugen schon vor Monaten die Wogen in Litzelstetten hoch. Wolfgang Gensle gab einen kurzen Zwischenstand: Aktuell vorgesehen seien zehn Autostellplätze in der Tiefgarage plus „zweieinhalb“ oberirdisch. „Vier sind für ein Studentenwohnheim notwendig, neun sind on top.“ Aktuell habe der Investor auf 34 Wohnungen reduziert, sagte Gensle.

Bei diesem Thema entgegnete Ortschaftsrätin Brigitte Fuchs (FW) heftig: „Uns geht es um Wohnraum für junge Familien.“ Viele Studenten seien bereits in Litzelstetten untergebracht. „Und jetzt kommt ein so massiver Bau“, monierte Fuchs, die berichtete, sie habe Schreiben von Litzelstetter Bürgern erhalten, „die von einem Single-Wohnung-Silo sprechen“.

Brigitte Fuchs von den Freien Wählern (FW) Litzelstetten
Brigitte Fuchs von den Freien Wählern (FW) Litzelstetten | Bild: Scherrer, Aurelia

Was Brigitte Fuchs scharf kritisierte: „Familiengerechte Wohnungen werden abgerissen und für Singles umfunktioniert.“ Für „wir wollen keine Maximalbebauung an dieser Stelle“, erntete sie aus dem Publikum kräftigen Applaus. Brigitte Fuchs interessierte vor allem, welche Möglichkeiten die Bürgervertreter hätten, um bei der Art der Nutzung mitreden zu können.

Da haben Politik und Verwaltung jedoch keine Karten im Spiel, auch wenn Karl Langensteiner-Schönborn Verständnis hat: „Ich persönlich finde auch, dass es dort nicht studentischen Wohnens bedarf.“ Allerdings habe die Verwaltung das Projekt lediglich baurechtlich zu prüfen. Zugleich versuchte er zu beruhigen, denn die Unterlagen für einen Bauantrag seien noch nicht umfänglich eingereicht. „Es muss sich nach Paragraf 34 einfügen“, so Langensteiner-Schönborn.

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn | Bild: Oliver Hanser

„Dass der Tanker langsamer wird, empfinden wir auch so“, bemerkte Ortschaftsrätin Karin Müller (CDU) mit kleinem Seitenhieb gegen die Stadtverwaltung. An den Baubürgermeister gewandt, merkte sie an: „Es ist schön zu hören, dass sie hinter uns stehen, aber was nützt uns das?“ Zum Studentenwohnheim stellte sie klar fest: „Es geht darum, dass wir den riesigen Bau an dieser Stelle nicht wollen.“ Sie forderte von OB und Baubürgermeister, dass sie klare Position beziehen sollten.

„Die Bauherren werden sich von meiner Meinung nicht sonderlich beeindrucken lassen. Sie schauen, was sie rechtlich umsetzen können“, erwiderte Langensteiner-Schönborn, der betonte: „De facto ist kein vollständiger Bauantrag eingereicht.“ Sobald dieser vorliege, werde er von den Fachleuten kritisch beurteilt. „Das Ding ist noch nicht in der Welt und noch nicht genehmigt“, so der Baubürgermeister, der deutlich machte: „Wir müssen es baurechtlich beurteilen und nach Recht und Ordnung handeln.“

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Auch einige Bürger meldeten sich zu Wort und äußerten ihre Kritik an dem massiven Bau. „Ich will eine Lanze brechen, dass auch Studenten in Litzelstetten ihren Platz finden können“, meinte Martin Romer als einziger Bürger, der allerdings mit allen anderen bezüglich des Baukörper mitging. Mit dem Studentenwohnheim und dem geplanten Wobak-Bau „haben wir dann zwei den Rahmen sprengende Baukörper, die das Ortsbild zerstören“.