Ob für Studierende, Familien oder berufstätige Singles – in Konstanz eine Wohnung zu finden, ist für die meisten Menschen schwierig. Insbesondere wenn das Budget begrenzt ist. Wie geht man also am besten vor? Der SÜDKURIER hat bei Experten nachgefragt, worauf man achten sollte, wo man suchen sollte und wo mögliche Fallen lauern.
Tipp 1: Private Kontakte anzapfen
„Die günstigsten Wohnungen findet man nicht über Inserate, die findet man über private Kontakte“, erklärt Winfried Kropp vom Mietschutzbund in Konstanz. Sein Tipp: Man solle so viele Kontakte wie möglich knüpfen und auch bestehende Kontakte nutzen, um eine Wohnung zu finden.
Auch der Arbeitgeber oder die Mitgliedschaft in einem Verein können hier weiterhelfen. „Darüber reden, ist der wichtigste Punkt überhaupt“, so Kropp. Dabei gelte aber auch: So früh wie möglich mit der Wohnungssuche beginnen. Gerade für Familien sei das entscheidend. Denn sie haben im Vergleich zu Studierenden weniger die Möglichkeit zu improvisieren.
Tipp 2: Immobilienplattformen im Internet nutzen
Eine gängige Form der Wohnungssuche sind Immobilienplattformen im Internet. Die Wahl der Plattform kann sich dabei unterscheiden, je nach dem, was man sucht – WG, Einfamilienhaus oder eine Wohnung:
- Immobilienscout24 ist der Marktführer in Sachen Immobiliensuche. Hier gibt es Angebote zum Mieten und Kaufen und unzählige Filtermöglichkeiten.
- Die Immowelt GmbH mit Sitz in Nürnberg betreibt die Portale Immowelt und Immonet. Auch hier gibt es Angebote zum Mieten und Kaufen inklusive Detailfiltern.
- WG-gesucht gilt als beste Adresse bei er Suche nach Wohngemeinschaften – listet aber auch 1-Zimmer-Wohnungen, Wohnungen oder Häuser zur Miete. Auch kurzfristige Mietinteressen können ihr gefiltert werden: von der Übernachtung über die befristete Miete bis zur unbefristeten Unterkunft.
- vierwaen.de ist eine südbadische Spezialität. Wer in Konstanz sucht, kann auch hier fündig werden.
Vorteile:
Die Suche auf den Seiten ist einfach, weil man genau angeben kann, was man sucht. Das sei der große Vorteil der Plattformen, wie Winfried Kropp vom Deutschen Mieterschutzbund in Konstanz erklärt.
Nachteile:
„Es werden nur die teuren Wohnungen vermittelt. Die Objekte sind zwei bis drei Euro pro Quadratmeter teurer als im Mietspiegel“, sagt der Experte.
Tipps vom Experten:
- Plattformen wie Immobilienscout24 bieten Abomodelle an, damit man Angebote früher sieht oder in den Postfächern der Vermieter weiter oben landet. Außerdem kann man dann Zusatzinformationen wie Schufa-Auskunft oder Einkommensnachweis im Profil hochladen. Winfried Kropp sagt, dass man diese Modelle aber mit Vorsicht genießen sollte. „Ich weiß bei dem Abo nicht, wie hoch die Erfolgschancen sind“, sagt er und ergänzt zu den Daten: „Schufa Daten sind die sensibelsten Daten, die wir haben. Die Bonität kann man auch bei einer Besichtigung zeigen und nicht zu einem so frühen Zeitpunkt.“ Außerdem rät er: Die die komplette Schufa-Auskunft anzugeben sondern nur die sogenannte Verbraucherauskunft.
- Weil die Wohnungen oft teurer seien, lohnt es sich laut Winfried Kropp, auch mal in den Mietspiegel zu schauen. Dieser kann auf der Webseite der Stadt eingesehen werden. „Ich weiß dann zumindest, in welchem Preissegment ich mich bewege“, erklärt Kropp.
Tipp 3: Kleinanzeigen durchforsten oder schalten
Ein weiterer Weg, eine Bleibe zu finden, ist die Kleinanzeige – digital oder gedruckt. Das geht auf Portalen wie Ebay Kleinanzeigen oder Plattformen wie Quoka. Als lokale Zeitung bietet auch der SÜDKURIER eine Plattform für Gesuche und Angebote.
- Eine Anzeige aufgeben: Wer eine Wohnung sucht, sollte sich nicht nur auf Angebote stürzen – sondern auch selbst aktiv und öffentlich suchen. Mit einem passenden Gesuch können Vermieter aufmerksam werden.
- Anzeigen lesen: In jeder Samstags-Ausgabe des SÜDKURIER gibt es Immo-Anzeigen für Wohnungssuchende – auch zu finden in den Online-Anzeigen
Tipp 4: Kreativ auf sich aufmerksam machen
Es gibt auch Möglichkeiten, anders auf sich aufmerksam zu machen. Zum Beispiel mit Plakataktionen. „Ich würde an allen Orten, wo ich bin, auf mich aufmerksam machen“, so Kropp.
Auch unkonventionelle Aktionen über Plakate oder in Fußgängerzonen hält Kropp für legitim. Er ergänzt aber: „Kann man probieren. Aber das funktioniert nur, wenn ich der Erste bin, aber nicht wenn das zehn andere Leute machen.“ Kreativ sein kann sich also lohnen. Erst kürzlich entpuppte sich ein solcher Hilferuf als Werbegag eines Immobilien-Portals.
Tipp 5: Private Wohnungskonzerne kontaktieren
Auch bei privaten Wohnungsanbietern wie beispielsweise Vonovia könnte es sich laut Kropp lohnen, ein Wohnungsgesuch zu stellen oder anzufragen. Auch, wenn gerade keine Wohnungen frei sind.
Tipp 6: Makler nutzen
Wer dringend Wohnraum sucht, kann auf einen Makler setzen. Auch deren Angebote lassen sich oft online ansehen. Hier sollte man beachten, dass die Vermittlung Geld kosten kann. Es gilt das Besteller-Prinzip: Derjenige, der den Makler beauftragt, muss zahlen. Wer das nötige Kleingeld hat, findet so Unterstützung und spart sich viel Arbeit. Wer sich das nicht leisten kann oder will, muss laut Winfried Kropp gut schauen, dass er bei der Wohnungssuche nicht aus Versehen einen Vermittlungsauftrag unterschreibt, sondern sich nur auf eine angebotene Wohnung bewirbt.
Tipp 7: Der richtige Stadtteil
In welchem Stadtteil es am einfachste ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Hier gibt es vor allem preisliche Unterschiede. Auch hier lohnt sich laut Kropp der Blick in den Mietspiegel der Stadt, um zu erfahren, auf welchem Preisniveau die geforderte Miete liegt. Generell hält Kropp aber fest: Je höher der Anteil an Mietwohnungen ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Wohnungen auch wieder frei werden.
Wie teuer Neuvermietungen in den jeweiligen Konstanzer Stadtteilen sind, lesen Sie hier.
Tipp 8: Wobak
Mit der Wobak gibt es in Konstanz eine städtische Wohnungsbaugesellschaft mit über 4000 Wohnungen zur Vermietung. „Wir vergeben unsere Wohnungen nach sozialen Kriterien“, erklärt Malte Heinrich, Sprecher des Unternehmens. Zwar gebe es derzeit 3000 wohnungssuchende Haushalte bei der Wobak, eine Warteliste im klassischen Sinne gibt es aber nicht. Jährlich werden ungefähr 250 Wohnungen vergeben. Die Wobak führt auch eine Härtefallliste. Beispielsweise für Menschen, die ihr zu Hause durch einen Brand verloren haben oder für Opfer von häuslicher Gewalt.
Bei der Wobak kann sich prinzipiell jeder wohnungssuchend melden. Wird dann eine Wohnung frei, wird geprüft, wer am besten auf das Objekt passt. So wird eine Vierzimmerwohnung beispielsweise nicht an eine suchende Rentnerin vergeben. Außerdem richtet sich das Angebot vor allem an Leute mit mittlerem und niedrigem Einkomme – also Menschen, die auf dem offenen Wohnungsmarkt geringere Chancen haben. Dennoch empfiehlt Malte Heinrich, auch parallel zur Wobak-Wohnungssuche nach Alternativen zu schauen.
Tipp 9: Spar- und Bauverein Konstanz
Der Spar- und Bauverein Konstanz ist eine Genossenschaft und hat derzeit fast 1800 Wohnungen in Konstanz im Angebot, wie Vorstandsvorsitzender Ralph Buser gegenüber dem SÜDKURIER erklärt. Deutschlandweit sei die Genossenschaft aber einzigartig, so Buser. Denn nicht alle der 11.000 Mitglieder wollten eine Wohnung. Die Genossenschaft ist auch eine Spareinrichtung. Gut 8500 Sparer hat die Einrichtung.
Wer in eine der 1800 Wohnungen ziehen möchte, muss Mitglied sein – und warten. Die Auswahl für eine Wohnung gehe streng nach Mitgliedsnummer. Auch da gebe es aber Unterschiede. Manche Suchenden hätten genauere Wünsche. Sie müssten dann unter Umständen länger warten. „Wenn man offen ist, hat man schnellere Chancen“, erklärt Buser. Damit meint er sowohl eine Offenheit für die Wohnung selbst als auch für die Lage oder den Stadtteil. Aber auch Faktoren wie Bonität und dass es menschlich passen muss, spielen laut Buser bei der Auswahl eine Rolle.
Tipp 12: Eine Bewerbungsmappe kann Wunder wirken – manchmal
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Chancen bei einer Wohnungsbesichtigung zu erhöhen. Eine ist es, eine Mappe von sich als Mieter anzufertigen mit relevanten Informationen, Schufa-Auskunft und mehr. Diese Mappe kann man potentiellen Vermietern überreichen – und spart sich dann auch das Ausfüllen von Selbstauskünften zwischen Tür und Angel.
Eine solche Mappe sollte laut Kropp aber vor allem der Zielgruppe entsprechen. Man solle also schauen, mit wem man es zu tun habe: mit privaten Vermietern oder Maklern etwa? Dann sei das eine gute Möglichkeit. Bei einem Großvermieter wie beispielsweise Vonovia könne man mit einer Unterlagenmappe eher weniger punkten.
Tipp 13: Ehrlich sein in Sachen Einkünfte
Bei Besichtigungen oder Gesprächen mit dem Vermieter sollte man laut Winfried Kropp vom Mieterbund drauf hinweisen, dass man in geordneten Verhältnissen lebt. „Man kann auch wertend für sich sprechen“, erklärt er. Bei Leistungen aus der Grundsicherung gelte es, vor allem ehrlich zu sein. Bei falschen Angeben könne das später zu einer Kündigung führen. Aber: Für Vermieter kann das eine Mietsicherheit sein. Denn das Jobcenter überweist die Miete direkt.
Tipp 14: Nicht direkt mit der Mietpreisbremse ins Haus fallen
Es gibt überhöhte Angebote auf dem Markt. Das sagt auch Winfried Kropp, Sprecher des Mieterschutzbundes in Konstanz. Mit der Mietpreisbremse gibt es dafür eigentlich einen gesetzlichen Hebel. Bei Neuvermietungen darf die Miete maximal 10 Prozent über dem örtlichen Mietspiegel liegen. Doch es sei schwer, diesen vor Antritt des Mietverhältnisses durchzusetzen. Das ist meist erst später möglich. Bis zu 36 Monate nach Abschluss des Mietvertrages kann die Miete dann zurückerstattet werden.
Tipp vom Experten:
Kropp rät, sich bei diesen rechtlichen Instrumenten vorher beraten zu lassen. Denn Ausnahmen gebe es immer. Und da sollte man auf Nummer Sicher gehen.
Was ist Ihr Geheimtipp?
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