Olaf Schumann geht grundsätzlich mit offenen Augen durchs Leben. Wenn ihm etwas auffällt, geht er der Sache nach. In diesem Fall hat er sich wie andere Leser auch an den SÜDKURIER gewendet.

Olaf Schumann erzählt: „In letzter Zeit kann man sehr häufig zahlreiche Schwäne in kleineren und auch größeren Trupps beim Grasen beobachten. Heute zum Beispiel direkt am Ebertplatz in unmittelbarer Nähe zur Straße. Ein neues Phänomen, das man auch am Hörnle, an der Seestraße, auf der Reichenau oder in Allensbach und Markelfingen beobachten kann. Hatte ich früher nie in dieser Häufigkeit gesehen.“ Seine Beobachtung verstehen wir als Auftrag.
Anruf bei Eberhard Klein, dem Leiter des Nabu-Bodenseezentrums. Wenn sich einer in dieser Thematik auskennt, dann er. Er ist wie erwartet sofort Feuer und Flamme. „Dieses Phänomen könnte etwas mit dem hohen Wasserstand zu tun haben“, sagt er. „Obwohl derzeit das Wasser wieder sinkt, kommen die Tiere nicht an die Nahrung, die ihnen am besten schmeckt.“
Er erklärt diesen kuriosen, aber logischen Effekt: „Das Sinken und Fallen des Wasserstandes ist für die Schwäne wie eine Art Fahrstuhl. Sie werden sozusagen wie in einem Fahrstuhl zu ihren Büffets gefahren. Manches schmeckt ihnen, manches nicht. Das ist bei uns Menschen ja nichts anders.“
Der Höckerschwan lebt von Wasserpflanzen und den daran befindlichen Kleintieren wie Muscheln, Schnecken oder Wasserasseln, die er mit seinem langen Hals unter Wasser durch Gründeln erreicht. Hierbei erreicht er Tiefen von 70 bis 90 Zentimetern. An Land frisst er auch Gras und Getreidepflanzen.
Dies kommt dann vor, wenn die Unterwasservegetation nicht mehr ausreichend Nahrung bietet – wie derzeit, wo die beliebte Wasserpflanze wächst. Sie gehört zu den Makrophyten, höhere und niedere Pflanzen, die im Wasser wachsen und mit dem bloßen Auge wahrgenommen werden können. Und da sie derzeit schwerer zu erreichen sind, wandern die Schwäne gerne an Land und suchen in Gewässern oder überschwemmten Landvegetationen nach Nahrung.

Der Nahrungsbedarf der Höckerschwäne ist übrigens sehr hoch. Während der Mauser fressen ausgewachsene Höckerschwäne bis zu vier Kilogramm an Wasserpflanzen. Besonders hoch ist der Nahrungsbedarf von verpaarten Weibchen. Diese fressen während der Brutphase kaum und müssen daher entsprechende Nahrungsreserven anlegen.
Und was einmal drin ist, muss auch irgendwann wieder raus – und das wird zum Problem. Derzeit hinterlassen die Wasservögel an Badestellen, auf Campingplätzen und Wiesen ihren Kot. Frank Kühnel vom Campingplatz in Allensbach meint dazu: „Das ist zur Zeit eine Pest.“ Bleibt zu hoffen, dass der Wasserpegel noch weiter sinkt, damit das Federvieh wieder im Bodensee und am Seerhein gründeln kann.