Die Impfkampagne gegen Corona spült so einiges nach oben. Klar, die Menschen freuen sich, dass es endlich vorangeht – den Hausärzten sei Dank. Der eine oder andere bumperlgsunde Impfwillige zählt sich selbst nun plötzlich zu einer Risikogruppe und würde am liebsten seinen Ausweis wegschmeißen, um sich als über 80-Jährigen schätzen zu lassen.

Die Zahl der besten Freunde eines niedergelassenen Arztes steigt parallel dazu exorbitant nach oben. Solche oder so ähnliche Sätzen fallen derzeit häufig: „Du, wir kennen uns doch schon so lange. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich endlich geimpft werden würde.“ Ines Ahlhelm sagt dazu schmunzelnd: „Da sind wir aber standhaft. Wir richten uns streng nach den Leitlinien des RKI.“

Impftermin gegen Geld für das Sparschwein?

Ein anderer Arzt erzählt sogar, dass ein Patient direkt an der Rezeption seiner Praxis für jeden gut sichtbar einen Geldschein höheren Betrages gefaltet und schließlich im Schlitz des Sparschweins auf der Theke hat verschwinden lassen – gefolgt von der Frage, ob denn noch ein Termin für eine Biontech-Impfung frei sei.

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Die wochenlangen Kapriolen im Landkreis Konstanz mit einem tageweise verwaisten Impfzentrum in Singen, wieder weggeschickten Personen oder Konstanzer Senioren, für die der Weg an den Hohentwiel so weit und unüberwindbar erscheint wie der nach Panama, haben Spuren hinterlassen bei der Bevölkerung. Verunsicherung allenthalben.

Hurra! Die ersehnte Impfung – oder doch nicht?

Da passt diese amüsante Geschichte bestens ins schräge Gesamtbild: Ein Hausarzt, der am Dienstag mit den Impfungen seiner betagten Patienten begann, arbeitete mit seinen Mitarbeiterin dafür akribisch eine lange Telefonliste ab – einer nach dem anderen wurde angerufen und fernmündlich Termine vereinbart.

Bis in den späten Abend hinein ist der Mann derzeit unterwegs mit seiner Kühltasche, in der das zubereitete Vakzin darauf wartet, verimpft zu werden. Einem älteren Herrn kündigte er am Telefon den heiß ersehnten Hausbesuch an. Der Mann freute sich und informierte direkt seine Tochter.

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„Sie konnte das nicht glauben, dass plötzlich der Hausarzt abends nach Hause kommt nach all den Bemühungen um einen Impftermin in den letzten Wochen“, wie der Arzt gegenüber dem SÜDKURIER lachend erzählt. Daher hatte sie in der Praxis angerufen, um sich abzusichern.

Tochter lauert dem möglichen Betrüger auf

Der Anrufbeantworter verriet der Tochter, dass die Praxis wegen Urlaubs derzeit geschlossen sei. „Jetzt war sie sich sicher, dass es sich um so eine Art Enkeltrick handelt und wollte eigentlich die Polizei rufen. Als ich dann bei einbrechender Dunkelheit an der Tür klingelte, wurde die Tür von der Tochter aufgerissen. In diesem Moment sagte sie: Sie sind es ja wirklich“, berichtet der Arzt.

So amüsant und skurril solche Episoden auch sein mögen: Irgendwie wird es Zeit für etwas mehr Normalität. Das haben wir uns alle verdient.

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