Jahrelang war es ein Symbol für das, was viele Menschen in Konstanz mit Bitterkeit beobachten: Ein Gebäude in der Markgrafenstraße zehn im Stadtteil Petershausen mit mehreren Wohneinheiten stand mehr als ein Jahrzehnt leer und verfiel äußerlich zusehends – eine Wohnnutzung erwog der Besitzer offenbar nicht.

Dann sorgten 2020 etwa 40 junge Menschen vorwiegend aus der linken Szene dafür, dass „Grafi10“ bundesweit in die Schlagzeilen geriet: Sie besetzten das Gebäude, richteten sich wohnlich ein und warteten ab. Am 22. Juli 2020 räumte die Polizei das Gebäude.

(Archivbild) Die Hausbesetzer in der Markgrafenstraße 10 versammeln sich vor der Haustür, unser Bild stammt vom 19. Juli 2020.
(Archivbild) Die Hausbesetzer in der Markgrafenstraße 10 versammeln sich vor der Haustür, unser Bild stammt vom 19. Juli 2020. | Bild: Wagner, Claudia/SK-Archiv

Jetzt gibt es eine neue Chance dafür, dass das Haus in der Markgrafenstraße wieder seinem eigentlichen Zweck, dem Wohnen, zugeführt wird: Es steht am 24. Oktober um 8.30 Uhr vor dem Amtsgericht Konstanz zur Zwangsversteigerung an. Eigentlich hätte es bereits am 15. August versteigert werden sollen. Der Termin wurde verschoben, weil die zuständige Rechtspflegerin erkrankt war.

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Aus den Daten, die das Amtsgericht angibt, kann man zwar nichts aus der bewegten Geschichte des Gebäudes lesen, wohl aber den materiellen Wert erkennen: Der Verkehrswert des gesamten Gebäudes wird auf 700.000 Euro festgelegt.

Das gibt es zu ersteigern

Aufgeteilt wird das Gebäude in vier Wohneinheiten, zwei davon jeweils zu 68 Quadratmetern (zweites und drittes Obergeschoss plus Kellerraum im Wert von 146.000 Euro beziehungsweise 144.900 Euro), einer weiteren Wohnung im vierten OG und Dachgeschoss zu 98 Quadratmetern im Wert von 228.900 Euro sowie einem Ladengeschäft in Erdgeschoss und Keller mit einer Fläche von 90 Quadratmetern und einem Wert von 179.900 Euro.

Der Gebäudezustand wird als desolat beschrieben, die Instandhaltung der rückwärtigen Fassade, des Gartens und des Dachgesimses als vernachlässigt – worauf vor vier Jahren bereits die damaligen Hausbesetzer aufmerksam machten. Die Versteigerung wird von den Gläubigern des Gebäudebesitzers betrieben, zu denen auch die Stadt Konstanz gehört. In der Vergangenheit war es nur punktuell gelungen, zum Besitzer Kontakt herzustellen.